Dresden

Das Herzzentrum Dresden Universitätsklinik gehört zu den zehn sächsischen Einrichtungen, die 2012 erstmals das Zertifikat „berufundfamilie“ erhalten.

Familienbewusste Personalpolitik bestätigt

Für Enrico Ziegs ist es Normalität, die Schichtarbeit im Herzzentrum Dresden Universitätsklinik und den Alltag seiner sechsköpfigen Familie in Meißen untereinen Hut zu bringen. Diese Vereinbarkeit ist dem examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger auch wichtig, wenn er sich als stellvertretender Stationsleiter um die Belange seines Teams kümmert.

Dass dafür am Herzzentrum Dresden familienfreundliche Bedingungen herrschen, wird dem Krankenhaus am 11. Juni 2012 in Berlin offiziell bestätigt. Auf einer Festveranstaltung erhält die Fachklinik für Herz- und Kreislauferkrankungen erstmals ein Zertifikat für ihre familienbewusste Personalpolitik. Das Qualitätssiegel wird von der berufundfamilie gGmbH verliehen.

„Als wir uns mit der Zertifizierung beschäftigten, fiel manchem Kollegen erst auf, dass Familienfreundlichkeit bei uns gelebter Alltag ist“, sagt Enrico Ziegs. „Zum Beispiel nehmen wir beim Dienstplan auf Kinderbetreuung Rücksicht und eine Betriebsvereinbarung regelt, dass beim Urlaub Familien mit Kindern in den Ferien Vorrang haben.“ Diese Praxis klingt leichter als sie ist. Beträgt der Altersdurchschnitt des Personals doch 38 Jahre und die meisten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger haben Nachwuchs. „Aber weil wir fast alle in derselben Situation sind, klappt das Miteinander auf Station prima und wir stimmen uns problemlos ab“, setzt der 39-Jährige hinzu. Wenn die Personalsituation doch mal schwierig ist, kann auf den eigens geschaffenen Mitarbeiterpool zurückgegriffen werden. Er umfasst neun examinierte Pflegekräfte. Sie springen bei kurzfristigen Ausfällen oder am Wochenende ein, sodass die Betreuung der Patienten auf hohem Niveau gewährleistet wird.

Den steuerfreien Betreuungszuschuss des Herzzentrums für Kinder bis sechs Jahre erhält Enrico Ziegs seit diesem Jahr nicht mehr. Seine Kinder sind aus dem Alter rausgewachsen. Aber vom Jobticket des Arbeitgebers profitiert am Wochenende die ganze Familie. „Weder Arbeit noch Familie zu kurz kommen zu lassen, ist trotzdem mitunter nicht leicht“, räumt der gebürtige Meißner ein. „Aber es klappt ganz gut, weil wir unsere Kinder zur Selbstständigkeit erziehen.“

Von Betriebssport bis Internetkurs

Personalleiterin Silke Schönheid hat den einjährigen Auditierungsprozess von Beginn an begleitet. „Um zu klären, wo wir stehen und wohin wir wollen, haben wir am Anfang lange den Familienbegriff diskutiert und ihn für uns weit gefasst“, erinnert sie sich. So sind Angebote, die ein familienfreundliches Arbeitsklima schaffen, nicht ausschließlich auf Eltern mit Kindern ausgerichtet. Beim Betriebssport oder bei Rückenmassagen im Haus zum Beispiel kann jeder Beschäftigte ohne großen Organisations- und Zeitaufwand nach Feierabend etwas für die eigene Gesundheit tun. „Außerdem ermöglichen wir, online zusätzliche Fortbildungsangebote zu Hause zu absolvieren“, so Silke Schönheid. „Für die Weiterbildung mit Hilfe dieses multimedialen CNE-Programms übernimmt der Betrieb die Kosten und erkennt die Teilnahme als Arbeitszeit an.“ Auch die zeitlich befristeten Arbeitszeitverkürzungen aus familiären Gründen gehören im Gesundheitswesen nicht überall zur Norm. „Sie werden bei uns unbürokratisch gewährt und die betroffenen Mitarbeiter sind froh über die Gewissheit, anschließend wieder voll arbeiten zu können.“

Geschäftsführung und Belegschaft im Herzzentrum Dresden werden sich auch weiterhin mit konkreten Ideenfamilienbezogenen Themen widmen. Dazu gehört die Gründung einer Arbeitsgruppe 50+. Auf deren Tagesordnung steht, Vorlauf für die Zeit zu schaffen, in der viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Berufsleben ausscheiden oder zuvor kürzer treten wollen. „Darauf vorbereitet zu sein, zählt für uns zur Familienfreundlichkeit“, sagt die Personalleiterin. Und weil wir uns in drei Jahren um eine erneute Zertifizierung bemühen wollen, gibt es auch künftig noch einiges tun.“

„audit berufundfamilie“

  • Das Herzzentrum Dresden Universitätsklinik gehört zu den 152 Einrichtungen, die 2012 erstmals das Zertifikat zum „audit berufundfamilie“ bzw. „audit familiengerechte Hochschule“ erhalten.
  • Beim zentralen Festakt am 11. Juni 2012 in Berlin wird das zum ersten oder wiederholten Mal erworbene Zertifikat insgesamt an 371 Einrichtungenverliehen, darunter 10 aus Sachsen.
  • Die Auszeichnung erteilt die berufundfamilie gGmbH, die 1998 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet wurde.
  • Mit einem Qualitätsprüfungsverfahren bietet sie Unternehmen, Institutionen und Hochschulen ein Führungsinstrument zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie an.
  • Das Audit umfasst die acht Handlungsfelder Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Arbeitsort, Informations- und Kommunikationspolitik, Führungskompetenz, Personalentwicklung, Entgeltbestandteile und geldwerte Leistungen sowie Service für Familien.
  • In Deutschland tragen rund 1.000 Arbeitgeber mit über 3,2 Millionen Beschäftigten und Studierenden dieses Zertifikat.
  • Die Schirmherrschaft für das Audit tragen Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler.