Dresden

Keine Narben auf dem Brustbein

Eine Herzklappe durchs Schlüsselloch

Prof. Dr. Utz Kappert (mi.) und PD Dr. Manuel Wilbring erklären Lilly Z. an einem großen Herzmodell, was genau es mit ihrer Herzklappenschwäche auf sich hat. Foto (Archiv): Robert Reuther

Als Lilly Z. (Name von der Redaktion geändert) sich im Fitnessstudio ausgepowert hatte, dann aber plötzlich umkippte, war ihr klar, dass etwas nicht stimmt. Als gelernte Arzthelferin hat die heute 28-Jährige noch andere Symptome an sich beobachtet: Müdigkeit, banale Dinge wie Treppensteigen bereiteten ihr mehr und mehr Probleme. „Nur in Ruhe ging es mir noch gut“, sagt sie. Einige Arztbesuche und medizinische Tests später steht fest: Die Mitralklappe ihres Herzens schwächelt. Genauer gesagt hat sie ein sogenanntes Mitralklappensyndrom, bei dem es an der Herzklappe zu viel Gewebe gibt, welches sich in alle Richtungen wölbt und verhindert, dass die Klappe als Ventil richtig funktioniert.

Fortan muss Lilly Z. Medikamente nehmen. Fünf bis sechs Jahre reicht das aus, um das Problem im Rahmen zu halten. Doch eigentlich stand die gesamte Zeit auch die Option auf eine Operation im Raum. „Tabletten helfen meist nur eine begrenzte Zeit. Irgendwann steht eine OP an, gerade wenn man wieder leistungsfähiger sein möchte. Das Gute dabei ist, dass bei über 80 Prozent unserer Patienten die betroffene Herzklappe repariert und erhalten werden kann. Gerade bei jungen Menschen streben wir eine Rekonstruktion an, denn diese bedeutet: Man hat eine ganz normale Lebenserwartung und muss nicht noch einmal auf den OP-Tisch“, erklärt Professor Dr. med. Utz Kappert, leitender Oberarzt der Klinik für Herzchirurgie am Herzzentrum Dresden Universitätsklinik.

Schnellere Erholung, keine Narben am Brustbein

Der Herzchirurg setzt dabei auf kleine Schnitte und große Wirkung. Im von ihm am Herzzentrum Dresden etablierten Zentrum für minimalinvasive Herzchirurgie wird beim Reparieren oder Ersetzen von Herzklappen kein Brustkorb mehr geöffnet, sondern ein minimalinvasiver Zugang als Standardeingriff genutzt. „Dafür macht der Mediziner einen vier bis sechs Zentimeter kurzen Schnitt an der Seite. Das reicht aus, um mit allen notwendigen Instrumenten zum Herzen zu gelangen. Auf diesem Weg ist auch der Zugang zu anderen Herzklappen möglich“, erklärt Professor Utz Kappert.

Der Chirurg arbeitet am ruhigen Herzen. Mit kleinen Werkzeugen rekonstruiert er die Herzklappe oder trennt die kaputte heraus. Anschließend wird gegebenenfalls eine neue Klappe eingesetzt und vernäht, bevor das Herz seine Arbeit wiederaufnimmt. Dieses Verfahren setzt Professor Kappert und dessen Oberarzt-Kollege Privatdozent Dr. med. Manuel Wilbring auch bei Lilly Z. ein.

Denn der kleine seitliche Schnitt ist einer der größten Vorteile dieser minimalinvasiven Herzeingriffe. „Der Brustkorb der Patienten ist nach dem Eingriff voll intakt. Dadurch sind die meisten Betroffenen schneller wieder mobil und erholen sich leichter“, sagt Professor Kappert. Für die Patienten maßgeblich und kosmetisch wichtig, dass sie aufgrund der fehlenden sichtbaren Narben im Dekolleté nicht mehr ständig an die OP erinnert werden.

Das trifft auch für Lilly Z. zu. Den kleinen Schnitt an der Seite sieht sie heute kaum noch. Und sie ist ihrem Ziel, das sie vor der OP hatte, ein gutes Stück nähergekommen: „Ich möchte wieder unbeschwerter Sport machen und zum Beispiel wieder drei Bahnen am Stück schwimmen können. Oder auf dem Trampolin herumspringen. Ich bin froh, den Eingriff gemacht zu haben.“

Robert Reuther
Referent Unternehmenskommunikation | Pressesprecher
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