Es mag erst einmal ungewöhnlich klingen. Aber ein Loch im Herzen kann das Leben erleichtern. Zumindest bei Menschen, die an einer Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion leiden. „Bei dieser Form der Herzinsuffizienz fehlt dem Herzen die Elastizität, um genügend Blut aufzunehmen. Es hat zwar noch genügend Kraft zu pumpen, trotzdem wird der Körper nicht ausreichend mit Blut versorgt“, erklärt Dr. med. Felix J. Woitek, Oberarzt am Herzzentrum Dresden Universitätsklinik und verantwortlich für die Herzkatheterlabore des Fachkrankenhauses.
Dieser Umstand führt dazu, dass sich der Druck im linken Herzvorhof erhöht. Die Konsequenz: Das Blut staut sich in die Lungen zurück, was zu Kurzatmigkeit und Erschöpfung führt. „Das kann so schlimm werden, dass Betroffene ins Krankenhaus müssen. Leider helfen bei dieser Form der Herzschwäche bisher kaum Medikamente, weswegen Patientinnen und Patienten bisher zumeist mit den Symptomen leben mussten“, so Dr. Woitek.
Kleiner Eingriff - große Wirkung
Abhilfe kann jetzt ein neues Verfahren schaffen, welches das Herzzentrum Dresden seit Kurzem als eine von wenigen Kliniken in Sachsen anbietet. Der Eingriff findet minimalinvasiv statt und dauert bei einem erfahrenen Kardiologen lediglich 30 Minuten. Der Arzt führt dabei einen Katheter in eine Vene im Leistenbereich ein, um zum Herzen zu gelangen. Mithilfe dieses Katheters schafft er eine ganz kleine Öffnung in der Herzwand (Septum) zwischen dem rechten und linken Vorhof, den oberen Herzkammern. Danach wird dort ein kleines Drahtgeflecht implantiert welches eine acht Millimeter große dauerhaft geöffnete Passage zwischen dem linken und rechten Vorhof ermöglicht.
„Es entsteht ein künstlicher Kurzschluss als Überdruckventil. Der sorgt dafür, dass bei jedem Herzschlag etwas Blut aus dem linken in den rechten Vorhof abfließt. Dadurch sinkt der Druck in der linken Herzseite, die Luftnot und Erschöpfung lassen nach. Das Loch im Herzen sorgt damit für eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität und kann so erneute Krankenhausaufenthalte vermeiden“, erklärt Dr. Felix Woitek.