Endlich! Es hat sich ausgehämmert, -gebohrt und -gesägt im Herzzentrum Dresden Universitätsklinik. Kürzlich wurden die letzten Arbeiten der Brandschutzsanierung abgeschlossen. Nach mehr als vier Jahren ist die Klinik damit nun endlich keine Baustelle mehr. „Dass der Umfang der Arbeiten tatsächlich im laufenden Betrieb umsetzbar ist, war am Anfang nur sehr schwer vorstellbar. Hinzu kamen zusätzliche Schwierigkeiten durch zahlreiche verdeckte Mängel, die zu Baubeginn noch nicht bekannt waren“, sagt Christoph Möller, Technischer Leiter des Herzzentrums.
Damals, das war 2010, als es um eine Erweiterung des Hauses ging. Da wurden erste Probleme beim Brandschutz festgestellt, die sich in den folgenden Jahren erhärteten. Nach mehreren Gutachten stand fest: das gesamte Gebäude brauchte eine grundhafte Sanierung des Brandschutzes.
Neue Wände, neue Fluchtwege
Im Mai 2013 wurde das Projekt in Angriff genommen, und zwar mit der sogenannten Brandwand. Diese ist in einem Gebäude besonders wichtig, da sie das Haus in Abschnitte aufteilt und das Übergreifen von Feuer und Rauch von einem Gebäudeteil zu einem anderen verhindern soll. Was folgte in den kommenden vier Jahren? Es entstanden zusätzliche Fluchtwege aus den Treppenaufgängen ins Freie. Die Heizkessel wurden gegen eine Fernwärmestation getauscht, die Dampferzeugung erneuert und brandschutztechnisch gesichert. Die neu installierte Brandmeldeanlage verfügt über eine flächendeckende Überwachung, die für ein Krankenhaus zwar vorgeschrieben ist, die es bis dahin allerdings nicht gab.
Die Handwerker haben zudem unzählige Brandschotts und Brandschutzklappen nachgerüstet, einige zusätzliche Türen wurden zur Realisierung notwendiger Fluchtwege in den Fluren eingebaut, viele Türen mussten aufgrund notwendiger Anforderungen getauscht werden. Feuerschutzvorhänge wurden installiert. Alle Wände in den Fluchtwegen wurden abgedichtet, eine Vielzahl von Spalten, Löchern und fehlerhaften Durchführungen verschlossen. „Zahlreiche Wände mussten wir komplett abreißen und in der erforderlichen Brandschutzklasse neu aufbauen, weil die Konstruktion nicht reparabel war“, so Christoph Möller. „In den betreffenden Fluren haben wir zudem alle Decken gegen Brandschutzdecken getauscht. Auf den Intensivstationen sind Wände eingebaut und zusätzliche Verbindungen zu den Nachbarstationen geschaffen worden, damit zusätzliche Räumungsbereiche zur Verfügung stehen.
Große Belastungen
„Für uns alle war die extrem lange Bauphase im laufenden Klinikbetrieb mit enormen Schwierigkeiten und Entbehrungen verbunden. Wir mussten viele Betten sperren. Nicht nur die Normalpflegestationen mussten abschnittsweise saniert werden, auch die Intensivstationen waren zeitweise über mehrere Monate geschlossen, da wir dort nicht in Abschnitten arbeiten konnten. Das war für die Mitarbeiter natürlich eine angespannte Situation und auch für die Patienten schwer vorstellbar“, erklärt Geschäftsführerin Prof. Dr. Bärbel Held. Teilweise konnten Zuweisern Patienten nicht abgenommen werden, was dem Ruf des Hauses nicht zuträglich war.
Doch alle haben den Widrigkeiten getrotzt: die Techniker den unvorhergesehenen Problemen, die Mitarbeiter und Patienten den ständigen Umzügen, Einschränkungen und Lärm. Alles in allem wurden in den vergangenen vier Jahren mehr als zehn Millionen Euro in das Haus gesteckt. „Wir freuen uns sehr, dass wir dieses riesige Projekt geschafft haben und unser Haus wieder zu hundert Prozent einsatzbereit ist. Jetzt wollen wir im Herzzentrum auch medizinisch wieder zahlreiche neue Impulse setzen“, sagt Prof. Dr. Bärbel Held.
Die Brandschutzsanierung des Herzzentrums Dresden in Zahlen:
• 78.000 Meter Daten- und Elektrokabel wurden neu verlegt.
• 150 Tonnen Bauschutt wurden beseitigt.
• Jede Station musste zwei- bis dreimal umziehen, zahlreiche Büros bis zu viermal.
• Die Brandmeldeanlage wurde von 770 auf 1.710 Melder erweitert.
• Mindestens 15 Handwerker waren täglich im Herzzentrum im Einsatz.
• Überschläglich sind 120.000 Arbeitsstunden der Handwerker und 25.000 allein der Haustechnik angefallen.
• 5.500 Quadratmeter Gipskartonplatten wurden verbaut, was einem Gewicht von etwa 55 Tonnen entspricht.
• 1.300 Quadratmeter Decken in den Fluren wurden gegen F30-Brandschutz-Decken getauscht.
• 625 Langefeldleuchten, Rettungszeichenleuchten und Downlights wurden installiert.
• 770 Meter Kabeltrassen mussten erneuert werden.
• 9.300 Quadratmeter Glasgewebetapete wurde verbraucht.
• 3.700 Liter Farbe wurde an die Wände gebracht.
• Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa zehn Millionen Euro.