Cottbus

Im Sana-Herzzentrum Cottbus wurde zum ersten Mal einer 44jährigen Patientin nach einem Schlaganfall ein biologisch abbaubares Implantat für die Behandlung eines Defektes in der Herzscheidewand eingesetzt

Ein Schirm fürs kranke Herz

Anfang Februar wurde zum ersten Mal im Sana-Herzzentrum Cottbus bei der Patientin Annett Will, einer 44jährigen Physiotherapeutin aus Kolkwitz, ein Loch in der Herzscheidewand mit einem biologisch abbaubaren Doppelschirm-System durch Dr. Jürgen Krülls-Münch, Chefarzt Kardiologie, und Dr. Kristin Rochor, Oberärztin Kardiologie, verschlossen.

Durch das sich selbst auflösende Implantat werden langfristig weniger Fremdkörperreaktionen erwartet. Das Doppelschirm-System wird durch körpereigene Enzyme und Fresszellen des Patienten abgebaut – vergleichbar mit auflösbaren Fäden beim Wundverschluss. Wenn das Doppelschirm-System in der Herzscheidewand eingeheilt und von körpereigenem Gewebe überdeckt ist, löst es sich innerhalb von zwei Jahren fast vollständig auf. Es bleibt nur ein minimaler Anteil des Implantats im Herzen zurück.

Löcher in den Scheidewänden des Vorhofes treten bei rund einem Viertel aller Menschen ohne gesundheitliche Einschränkungen auf. Behandlungsbedürftig wird es erst, wenn es so groß ist, dass übermäßig viel Blut von der linken auf die rechte Herzseite fließt und die Lunge mit Blut überlastet wird. Die Folgen können Herzrhythmusstörungen, Atemnot unter körperlicher Belastung oder auch ein Schlaganfall wie bei Annett Will sein. Die Ultraschalluntersuchung brachte bei ihr die Ursache dafür an den Tag: Sie hatte ein offenes Foramen ovale, ein Loch in der Vorhofscheidewand.

Die Behandlungsoption ist ein gefalteter Minischirm, der unter Ultraschall- und Röntgenkontrolle durch einen dünnen Katheter über die Leistenvene bis zum Herzvorhof geschoben und dort aufgespannt den Defekt vollständig verschließt. „Diese Technik selbst ist seit Jahren bewährt“, erläutert Chefarzt Dr. Jürgen Krülls-Münch. „Allerdings bestehen die herkömmlichen Schirmchen-Implantate aus Metall und Kunststoff, das Bioimplantat dagegen ist aus einer natürlichen resorbierbaren Kollagensubstanz, das den körpereigenen Heilungsprozess des Patienten anregt“.

Patientin Annett Will konnte bereits am Folgetag nach der Schirmchenimplantation wieder entlassen werden. Beim Fototermin im Herzkatheterlabor des Sana-Herzzentrums Cottbus war sie überaus glücklich, dass ihr eine lebenslange Behandlung mit blutgerinnungshemmenden Medikamente erspart bleibt und trotzdem die Gefahr eines erneuten Schlaganfalls gebannt ist. Jetzt ist sie zuversichtlich, dass das Implantat gut anwächst. „Ich spüre überhaupt nichts davon und es geht mir einfach gut“, so Annett Will im Gespräch mit den beiden Ärzten.


Zum Thema:
Unter einem Loch in der Herzscheidewand, dem sogenannten offenen Foramen ovale, versteht man einen Defekt zwischen der rechten und der linken Herzvorkammer, welche ein Überbleibsel aus dem Blutkreislauf des Ungeborenen im Mutterleib darstellt. Diese Verbindung verklebt normalerweise nach der Geburt, bleibt aber bei zirka 25 bis 30 Prozent der Menschen bestehen. Das Katheterverfahren zur Schließung eines Defektes in der Vorhofscheidewand wurde erstmals 1974 erfolgreich durchgeführt und seitdem beständig weiterentwickelt.

Das Doppelschirm-System BioSTAR sitzt sowohl auf der rechten als auch der linken Vorhofwand des Herzens und schließt somit wirksam das Loch zwischen den beiden Herzkammern. 90 bis 95 Prozent des Implantates werden mit der Zeit absorbiert und durch das körpereigene Gewebe des Patienten ersetzt. Mikroemboli und ungefiltertes Blut werden deshalb daran gehindert, in den Blutkreislauf des Vorhofes zu gelangen und somit ein möglicher Schlaganfall verhindert. Ungefähr 500.000 Europäer erleiden jedes Jahr einen Schlaganfall.




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