Mit Hilfe eines neuartigen, interdisziplinären Programms werden Patienten am Sana Klinikum deutlich schneller mobil und profitieren von ihrem raschen Heilerfolg. Auch wird das Risiko von Komplikationen reduziert. In der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Chefarzt Prof. Stefan Hankemeier, werden nunmehr seit Frühjahr 2020 alle Patienten, die einen Gelenkersatz bei Arthrose erhalten, nach dem Rapid Recovery® Konzept behandelt. Weit über 600 Patienten genossen bereits diese neue Form der Behandlung zur schnelleren und sicheren Genesung nach Gelenkoperation an Knie und Hüfte.
Rapid Recovery® ist ein geschützter Begriff und beinhaltet eine Vielzahl von Komponenten, so Hankemeier. Ein wichtiger Bestandteil sind die in Hameln verwendeten, minimal invasiven und schonenden Operationstechniken, die die Anatomie der Gelenke besonders gut respektieren. Es beinhalte im Hamelner Klinikum auch das Konzept, die individuelle Anatomie der Gelenke personalisiert wiederherzustellen. Das Kniegelenk ist ein besonders komplexes Gelenk, und eine personalisierte Wiederherstellung der Anatomie ermögliche eine möglichst normale Funktion und Stabilität und erhöhe die Patientenzufriedenheit.
Rapid Recovery® ist aber noch viel mehr: Bereits vor der Operation erhalten die Patienten im Hamelner Klinikum eine Schulung durch Physiotherapeuten an Unterarmgehstützen. Das bereits vor der Operation Erlernte ist für die Patienten sehr hilfreich, um nach der Operation schneller mobil werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist ein patientenorientiertes Schmerzmanagement, welches in Zusammenarbeit mit speziell ausgebildeten Schmerztherapeuten entwickelt wurde.
Bereits vor 8 Jahren ist die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie zum EndoProthetikZentrum Hameln-Pyrmont ernannt worden und war damit eine der ersten Kliniken in ganz Deutschland. Jedes Jahr wurde seitdem diese besondere und aufwendige Qualitätsauszeichnung erfolgreich bestätigt.
Im Interview erläutert Prof. Stefan Hankemeier, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und Leiter des EndoProthetikZentrums Hameln-Pyrmont, welche Vorteile das neue innovative Programm für Patienten mit Gelenksproblemen bietet.
Herr Prof. Dr. Hankemeier, was beinhaltet Rapid Recovery® konkret?
Das Rapid Recovery®-Konzept ist ein aufwendiges Rundum-Behandlungsprogramm für Patienten mit Gelenkersatz. Es beginnt mit einer umfassenden Patienteninformation und Patientenschulungen vor der Operation. Es beinhaltet innovative Operationsmethoden, die auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Schonende bzw. minimal invasive Operationsmethoden helfen den Patienten schneller wieder mobil zu werden. Es beinhaltet auch eine sorgfältige medizinische Vorbereitung und ausführliche Aufklärung der Patienten.
Alle operierten Patienten werden bereits am Operationstag von speziell geschulten Krankengymnasten mobilisiert. Während des stationären Aufenthaltes beinhaltet Rapid Recovery® diverse Maßnahmen, die der frühzeitigen Mobilisierung und schnellen Genesung der Patienten dienen. Die Behandlung schließt Schmerztherapeuten ein, mit denen wir ein spezielles Konzept zur Behandlung unserer Patienten entwickelt haben.
Worin liegen die Vorteile im Vergleich zu konventionellen Therapien?
Die Vorteile bestehen zum einen in der Reduktion von Komplikationen. Unabhängige Auswertungen der Krankenkassen haben ergeben, dass wir sowohl bei der Implantation von Hüft- als auch Kniegelenken zu den jeweils 20% besten Kliniken in Deutschland gehören.
Unsere Patienten schätzen die schnelle Rehabilitation durch Rapid Recovery® sehr. Vor 25 Jahren betrug die Behandlungsdauer im Krankanhaus oft 15-20 Tage, in vielen Kliniken heutzutage 10 Tage, bis eine ausreichende Mobilität erreicht wird.
Dank Rapid Recovery® sind in unserem Klinikum viele Patienten bereits nach 4-5 Tagen so mobil, dass Sie nach Hause oder in die Reha möchten. Die Dauer des stationären Aufenthaltes richtet sich bei uns nicht mehr nach Tagen, sondern nach Kriterien. Wenn die Kriterien erfüllt sind- eigenständig anziehen und auf Toilette gehen, 100m am Stück gehen, sowie Treppen steigen können- dann darf ein Patient nach Hause bzw. in die Reha.
Für welche Patienten kommt Rapid Recovery® in Frage?
Wir haben uns dafür entschieden, sämtliche Patienten unseres EndoProthetikZentrums nach diesem Konzept zu behandeln. Jüngere, fitte Patienten kommen dadurch sehr schnell „auf die Beine“. Aber auch gerade ältere Patienten profitieren sehr von einer frühen Mobilisation, da z.B. das Risiko für Thrombosen und Embolien gesenkt wird, oder auch für Atemwegs- und Harnwegsinfektionen.
Durch besonders schonende und blutsparende Techniken erreichen wir, dass weniger als 1% unserer Patienten nach Gelenkersatz eine Blutübertragung benötigen. Früher lag die Rate an Patienten, die Blutübertragungen nach Gelenkersatz benötigten, noch bei über 10%.
Spielt Rapid Recovery® auch bei der Rehabilitation eine Rolle?
Ja, sowohl die Prähabilitation, also das Training vor der Operation, und die Rehabilitation direkt nach der Operation spielen eine große Rolle. Wer Dank unseres Konzeptes besser in die OP hineingeht, der hat es nach der Operation auch leichter. Das Motto lautet: „Better in – better out“.
Unser Ziel ist es außerdem, dass unsere Patienten möglichst bereits vor dem stationären Aufenthalt einen festen Reha-Termin haben, damit sie sich während der Behandlung bei uns ganz auf ihre Genesung konzentrieren können.