Hameln, 27.02.2018. Es ist die Zeit des Wintersports. Viele Urlauber hat es bereits und wird es noch bis nach Ostern in die Berge ziehen. Wer das Jahr über wenig Sport treibt und eher untrainiert in die Wintersaison startet sollte besonders vorsichtig sein und lieber etwas langsamer fahren, denn die Verletzungsgefahr beim Wintersport ist besonders hoch. Selbst Profisportler, wie die Athleten der vergangenen Olympischen Winterspiele blieben in vielen Fällen nicht vor gerissenen Kreuzbändern und gebrochene Knochen verschont. Praktisch jeder kennt jemanden, der sich schon einmal eine Knieverletzung beim Wintersport zugezogen hat. Professor Dr. Stefan Hankemeier, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Sana Klinikum Hameln-Pyrmont, erklärt, warum das Knie gerade beim Skifahren so stark belastet ist, wie man Gelenksverletzungen vorbeugen kann und welche Behandlungsmethoden es für den Fall der Fälle gibt.
Skifahren ist ein Massensport und tagtäglich sind während der Saison tausende Wintersportler in den Alpen und deutschen Mittelgebirgen auf der Piste. Insgesamt ist die Zahl der Skiunfälle laut der „ASU - Auswertungsstelle für Skiunfälle“ in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen, was sicherlich dem technischen Fortschritt und der Weiterentwicklung der Sicherheitsausrüstung zu verdanken ist. Trotz allem lag die Zahl der stationär zu behandelnden Skifahrer in der Saison 2016/2017 bei immer noch über 7000, also statistisch 1,68 von 1.000 Skifahrern. Und davon betrifft fast jede Dritte Verletzung das Knie.*
„Das Kniegelenk ist gerade beim Skifahren erheblichen Belastungen ausgesetzt“, sagt Prof. Dr. Hankemeier, Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im Sana Klinikum Hameln-Pyrmont. Es ist das komplexe Bindeglied zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein und ermöglicht mit Hilfe der Kreuzbänder, Seitenbänder und Menisken eine Rollgleitbewegung. „Beim Skifahren werden extreme Hebelkräfte durch die Ski über den festen Schuh direkt auf das Kniegelenk übertragen. Ganz häufig sehen wir dann die typischen Verdreh- und Anprallunfälle“, so Prof. Hankemeier weiter. „Gerade bei niedriger Geschwindigkeit verkanten die Skifahrer oft, und die Rückstellung findet nicht schnell genug statt.“
Was tun, wenn der Unfall passiert ist
Bei einem Kreuzbandriss ist häufig ein Gelenkerguss nachweisbar, der zu einem Anschwellen des Knies führt. Damit ist eine Verletzungssituation klar gegeben und es sollte ein Arzt aufgesucht werden. „Wir hatten allerdings auch schon Patienten, die mit einer solchen Verletzung noch weitergefahren sind“, so Prof. Hankemeier. „Ich kann allerdings nur raten, dass man sich mit einer Knieverletzung baldmöglichst von einem Facharzt untersuchen lässt. Nur so kann man mit Gewissheit eine Diagnose treffen und weiteren Schäden vorbeugen.“
Ist das Kreuzband dann tatsächlich gerissen, bleiben zwei Varianten der Behandlung. Zum einen die konservative, also nicht operative, zum anderen die Operation. „Ob eine OP notwendig ist, entscheiden wir je nach Ausmaß der Verletzung. Sind zum Beispiel weitere Bänder, oder der Meniskus, beschädigt, ist eine Operation eher notwendig“, bekräftigt Prof. Hankemeier. „In den meisten Fällen wird dann bei der OP das Kreuzband durch eine körpereigene Sehne ersetzt.“ Danach heißt es konsequent und frühzeitig zur Krankengymnastik zu gehen, um wieder fit zu werden.
Vorbeugung ist die beste Medizin
Grundsätzlich gilt für das Skifahren, wie auch für alle anderen sportlichen Aktivitäten: Training und Vorbereitung machen den Unterschied. Im Fall des Skisports empfiehlt sich gezieltes Dehnungs-, Muskel- und Koordinationstraining. Zudem sollte das Material optimal eingestellt und gewartet sein. Wenn dann noch die Fahrweise dem Können und den Wetterverhältnissen angepasst wird, sollte einem guten Skitag nichts mehr im Wege stehen.
*Quelle: David Schulz, Auswertungsstelle für Skiunfälle, ARAG Allgemeine Versicherungs-AG – Sportversicherung, Düsseldorf, 2017; <link http: www.ski-online.de sis>www.ski-online.de/sis