Borna

Dr. med Sascha Winter im Interview

»Wichtig ist, dass der Druck vom Nerv genommen wird«

Eine nächtlich eingeschlafene Hand ist häufig das erste Anzeichen für einen eingeengten Nerv im Handgelenk. Später sind es Schmerzen in einzelnen Fingern oder sogar dem ganzen Arm. Sie sind typisch für das Karpaltunnelsyndrom. Wie man es diagnostiziert und behandelt, erklärt Dr. med. Sascha Winter, Oberarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Interview. 

Was sind typische Anzeichen für ein Karpaltunnelsyndrom?
Winter: Patienten bemerken ein Taubheitsgefühl, Taststörungen und Schmerzen in den Händen. Oft werden sie nachts wach, weil die Hände einschlafen. Grund dafür ist ein Engpass im Karpaltunnel, wodurch der Mittelnerv unter Druck gerät. Die Erkrankung ist sehr häufig. Schätzungen zufolge ist beinahe jeder Zehnte betroffen.

Wann sollte behandelt werden?
Im Anfangsstadium, wenn die Finger erst seit kurzem nachts leicht kribbeln oder nach ungewohnten Tätigkeiten oder der jetzt bald wieder anstehenden Gartenarbeit einschlafen, kann man ein Karpaltunnelsyndrom noch nicht-operative behandeln. Zur Operation rate ich meinen Patienten, wenn über einen Zeitraum von mehr als acht Wochen die Hände ständig einschlafen oder immer wieder ein Taubheitsgefühl auftritt.

Wie sieht so eine frühe Behandlung aus?
Anfangs hilft es oft schon, die Hand nachts mittels einer Schiene ruhig zu stellen, weil dann das Handgelenk nicht abgeknickt werden kann und die Hand nicht mehr einschläft

Was passiert, wenn man ein KTS nicht behandeln lässt?
Die Schmerzen, derentwegen man nachts aufwacht und die Hand schütteln muss, verschwinden irgendwann – ganz einfach deshalb, weil die Nervenfasern dauerhaft geschädigt werden. In der Folge sind dann die Handmuskeln gelähmt und die Muskeln am Daumenballen schwinden.

An welchen Arzt sollte ich mich wenden?
Zunächst sollte der Weg zum Hausarzt oder zu einem Chirurgen führen. Der wird zunächst die Vorgeschichte erfragen: Wenn Leute beispielsweise berichten, dass die Hand nachts anschwillt und man sie schütteln muss, damit es wieder besser wird, ist das schon mal ein typisches Zeichen für die Erkrankung. Ganz sicher kann man aber nur mit einer speziellen neurologischen Untersuchung gehen. Bei dieser elektrophysischen Methode wird gemessen, wie schnell der mittlere Armnerv einen elektrischen Reiz weiterleitet und auf einen Muskel überträgt. Die Entscheidung darüber, ob konservativ behandelt wird oder ob eine Operation angezeigt ist, sollte ein Chirurg treffen.

Was passiert bei der Operation?
Wichtig ist, dass der Druck vom Nerv genommen wird. Dazu durchtrennt der Chirurg das sogenannte Karpalband. Es befindet sich über der Knochenrinne am Handgelenk. Wir operieren, wenn es geht, endoskopisch. Das heißt, wir machen nur einen ein Zentimeter langen Hautschnitt, über den dann alle für den Eingriff nötigen Instrumente eingeführt werden.

Was ist der Vorteil dieser Operationsmethode?
Man kann nach der OP die Hand früher wieder belasten und im tagtäglichen Leben einsetzen.

Wie lange müssen sich die Patienten nach einer Karpaltunnel-OP schonen?
Das hängt stark von der Tätigkeit ab. Wer im Büro arbeitet, kann theoretisch schon wenige Tage nach der Operation wieder arbeiten gehen, sofern er die Hand nicht zu stark belastet. Wer körperlich arbeitet, etwa in der Landwirtschaft oder im Baugewerbe, muss mindestens vier Wochen aussetzen

Janet Schütze
Leitung Unternehmenskommunikation Region Sachsen/Franken
Tel.: 03433 21-1075
<link>janet.schuetze@sana.de