Borna. Manchmal muss medizinische Forschung auch ungewohnte Weg gehen: Um mehr über die Höhenkrankheit zu erfahren, bestiegen Ärzte und Freiwillige einen 7.000er im Himalaja – unter ihnen der Intensivmediziner Dr. med. Ludger Mende. Die gewonnen Erkenntnisse sollen später einmal auch schwerkranken Patienten auf der Intensivstation zu Gute kommen.
Touren ins Hochgebirge können schnell enden, vor allem wenn sich die Höhenkrankheit bemerkbar macht. Sie tritt ab 2.500 Höhenmetern auf, dem Bergsteiger schmerzt der Kopf, Erbrechen und Appetitlosigkeit kommen oft hinzu. Grund ist der abnehmende Sauerstoffpartialdruck der Umgebungsluft, was zur schlechteren Versorgung des gesamten Organismus mit Sauerstoff führt. Verstärken sich die Symptome, und es wird nicht entsprechend reagiert, drohen lebensgefährliche Auswirkungen wie Höhenhirn- und Höhenlungenödem.
Symptome des Sauerstoffmangels kommen in ähnlicher Form auch in der Intensivmedizin vor: Am Ende von Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder auch der Sepsis steht nahezu immer die mangelnde Sauerstoffversorgung der Organ- und Zellsysteme. Ein Beispiel sind Patienten, die infolge eines Herzkreislaufstillstandes wiederbelebt werden mussten. "Bei diesen Patienten war die Sauerstoffversorgung für eine gewisse Zeit sogar vollständig unterbrochen", erklärt Dr. med. Ludger Mende, Oberarzt am Klinikum Borna.
Um solche Zusammenhänge besser verstehen und behandeln zu lernen, machte sich Mende zusammen mit einer 100 Mann starken Expedition am 27. September 2013 von der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu auf. Ihr Ziel: Der 7.126 Meter hohe Himlung Himal im Annapurnagebiet. Mit im Gepäck: Mehr als 1.300 Kilogramm Material in 85 Kisten und Fässern, darunter ein Ultraschallgerät, dass das Klinikum Borna kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Das von Schweizer Höhenmedizinern organisierte Vorhaben ist bislang weltweit einmalig.
Im Forschungsgebiet errichteten Sherpas drei Lager. Neben dem Basislager auf 4.900 Metern wurden zwei weitere medizinische Messstationen auf 6.100 und 7.050 Metern aufgebaut. Dort untersuchten die Forscher insgesamt 41 Freiwillige zwischen 24 und 70 Jahren. Sie alle mussten vor der Expedition ihre Fitness und ihre Bergerfahrung nachweisen. "Vor Ort wurde bei allen Probanden Blut abgenommen", erklärt Dr. Mende. Zusätzlich wurden von den Testpersonen umfangreiche Untersuchungsdaten erhoben – von Ultraschall an Hirn, Herz, Lungen und Kapillarsystem, bis hin zu Leistungstests mit dem Fahrradergometer. Dabei sammelten die Mediziner eine Riesenmenge an Daten. Am 23.10.2013 standen dann 30 Personen auf dem Gipfel des Himlung Himal, darunter auch Mende. "Es war ein Riesenerlebnis, aber unglaublich anstrengend – körperlich und auch psychisch".
Und auch wenn diese Daten erst in ein bis zwei Jahren ausgewertet sein werden, ist sich Mende des wissenschaftlichen Wertes der Expedition sicher: "Durch die Ultraschalluntersuchungen haben wir Dinge sichtbar gemacht, die so noch nie zu beobachten waren. Von dem Vorhaben werden nicht nur Bergsteiger profitieren. Wir haben einen Sauerstoffmangel im gesamten Körper simuliert, wie er auch bei Patienten mit Herzinfarkt, Schlaganfall oder schweren Infektionen auftreten kann", erklärt er. Durch die Forschung soll besser verstanden werden, wie der Körper in solchen Fällen reagiert.
Die Kliniken Leipziger Land
Die Kliniken Leipziger Land sind angesiedelt in Borna und Zwenkau. Mit den zentral zwischen Leipzig und Chemnitz gelegenen Standorten stellen sie eine qualitativ hochwertige Versorgung der Bevölkerung mit ambulanten und stationären Leistungen sicher – weit über den Landkreis Leipzig hinaus. Die angebotene Fächervielfalt kommt der eines Schwerpunktversorgers gleich. Die Kliniken Leipziger Land verfügen derzeit über 500 Betten in zehn bettenführenden Fachabteilungen mit elf chefarztgeführten Kliniken und Instituten. Jede Klinik bietet auf hohem diagnostischem und therapeutischem Niveau eine über das Maß der Grund- und Regelversorgung reichende qualifizierte Akutmedizin.