Seit einem Jahr leitet Dr. med. Thomas Bürkigt das <link https: www.kliniken-leipziger-land.de leistungsspektrum kompetenzzentren zentrum-fuer-gefaessmedizin.html external-link-new-window external link in new>Zentrum für Gefäßmedizin am Sana Klinikum Borna. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, warum eine gute Gefäßmedizin das Zusammenspiel vieler Fachdisziplinen braucht, welche Bedeutung das Gefäßzentrum für die Menschen in der Region hat und wie die Gefäße bis in das hohe Alter gesund bleiben.
Welche Bedeutung haben die Gefäße für unsere Gesundheit?
Bürkigt: Die Aufgabe der Blutgefäße ist es, jede Zelle in unserem Körper von der Haarwurzel bis in die Zehenspitzen mit dem zu versorgen, was sie zum Leben braucht. Dafür kommt es nicht nur auf die Funktionsfähigkeit der großen Gefäße an, sondern auch auf die vielen kleinen Verzweigungen, die Kapillargefäße. Ist das System gestört, etwa durch Kalkablagerungen an den Gefäßwänden, drohen schwere Erkrankungen, die zu Durchblutungsstörungen an den Beinen, zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. Laut einer deutschlandweiten Studie ist bekannt, dass jeder 5. Mensch in Deutschland an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, ob mit oder ohne Symptome, leidet. Und auch der Umkehrschluss gilt: Sind die Gefäße gesund, dann ist die Gesundheitsprognose gut.
In Borna werden Patienten mit Gefäßerkrankungen an einem interdisziplinären Zentrum behandelt. Warum?
Gefäßerkrankungen betreffen nicht nur das gesamte Blutgefäßsystem, sondern auch die zu versorgenden Organe. Sind die Arterien so weit verschlossen, dass weniger Blut fließt kann es nicht nur zu einer Einschränkung der Gehstrecke oder zu Schmerzen in den Beinen kommen sondern es kommt in den meisten Fällen auch zu Funktionsstörungen an Niere, Darm, Herz und Gehirn. Das heißt, die Erkrankungen sind komplex und benötigen Spezialisten wie Angiologen, Diabetologen, Kardiologen, Nephrologen, Neurologen, Radiologen und Gefäßchirurgen. Hinzu kommt, dass viele unserer Patienten älter sind und die Gefäßerkrankungen als Systemerkrankung mit weiteren Krankheiten wie zum Beispiel Typ 2-Diabetes oder koronarer Herzkrankheit vergesellschaftet sind. Für diese Patienten ist eine fachübergreifende spezialisierte Behandlung wichtig. Gute Gefäßmedizin ist Teamarbeit!
Wie bildet sich diese Teamarbeit am Gefäßzentrum Borna ab?
Wir haben am Gefäßzentrum die spezialisierten Fachbereiche der Inneren Medizin, der Radiologie, der Neurologie und der Chirurgie konzeptionell zusammengeführt. Damit können wir dem Patienten eine maßgeschneiderte Therapie anbieten, die vom Gehtraining in unserer Gefäßsportgruppe, über medikamentöse Maßnahmen, minimal-invasive Kathetertechniken bis zu verschiedenen komplexen Operationsverfahren reicht.
Wohin geht der Weg für die Gefäßmedizin in der Region unter Ihrer Leitung?
Wir wollen den Patientinnen und Patienten im Landkreis Leipzig dauerhaft eine Gefäßmedizin auf dem neuesten Stand anbieten. Dafür werden wir in den spezialisierten Fachbereichen die aktuellste Form von Diagnostik und Therapie vorhalten, das operative Spektrum erweitern und die Vernetzung zu den niedergelassenen Kollegen ausbauen. Langfristig wollen wir eine interdisziplinäre Gefäßstation etablieren, mit der wir noch mehr als bisher unsere Patienten mit ihrer gesundheitlichen Gesamtsituation in den Mittelpunkt von Diagnostik und Therapie stellen können. Bei der Erweiterung des operativen Spektrums liegt unser Augenmerk auf den nebenwirkungsarmen Behandlungsverfahren, um die Belastung vor allem für ältere Patienten gering zu halten. Bereits jetzt operieren wir mit minimal-invasiven Techniken wie der Ballon-Aufdehnung eines Gefäßes oder Einbringen von Gefäßstützen (Stents), wir kombinieren Katheter-Verfahren mit klassischen OP-Techniken um komplexe Gefäßprobleme innerhalb eines Eingriffs zu behandeln oder operieren unter schonenden Narkosebedingungen. Neben der medizinischen Qualität steht für mich aber auch die menschliche Zuwendung und ein optimaler Informationsfluss für die Patienten und niedergelassenen Kollegen im Mittelpunkt. Die Gefäßambulanz am Zentrum ist hierfür die zentrale Anlaufstelle, unabhängig davon, unter welcher Art Gefäßerkrankung ein Patient leidet und welche Behandlungsmethode notwendig wird.
Man sei so jung wie seine Gefäße, heißt es immer so schön. Wie bleiben die Gefäße auch jenseits der 60 jung?
Gesund sind Gefäße, wenn sie elastisch sind und ohne Ablagerungen. Neben zunehmendem Alter gibt es tatsächlich Lebenstilfaktoren, die für Ablagerungen und spröde Gefäßwände verantwortlich sind. Dazu gehören Rauchen, hoher Blutdruck, zu hohe Blutfettwerte, Übergewicht und Diabetes. Das heißt, neben der Einstellung des Blutdruckes und Blutzuckers bei Diabetes hilft vor allem eine gesunde Ernährung mit wenig tierischen Fetten und Zucker und Bewegung, um die Gefäße elastisch zu halten. Wie es um die Gefäße tatsächlich steht, lässt sich mit verschiedenen Messmethoden ermitteln. Empfohlen werden diese bei Beschwerden oder ab dem 65. Lebensjahr für Raucher und Menschen mit den oben genannten Risikofaktoren sowie einer familiärer Häufung von Gefäßerkrankungen.