Wenn Gehirnregionen, die den Botenstoff Dopamin produzieren, absterben, kommt es zu zittern, Muskelsteifheit und Gangstörungen: Der Morbus Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. In Deutschland leiden etwa 250.000 Betroffene an seinen Symptomen. Im Rahmen des weltweiten Parkinsontages im April sprachen wir mit dem Chefarzt der <link http: www.kliniken-leipziger-land.de leistungsspektrum fachabteilungen klinik-fuer-neurologie.html external-link-new-window external link in new>Klinik für Neurologie, Dr. med. Alexander Reinshagen.
Was genau ist Parkinson?
Reinshagen: Zunächst einmal ist die Parkinsonerkrankung eine die Lebensqualität deutlich beeinträchtigende und fortschreitende Erkrankung. Der Volksmund nennt es »Schüttellähmung«. Der Betroffene ist durch ein ‚Schütteln‘ (Zittern) vor allem der Hände stigmatisiert, schlimmer aber wird die zunehmende Einengung der Beweglichkeit, die keine ‚Lähmung’ im eigentlichen Wortsinne ist, empfunden, der Betroffene wird steifer, kann teils nicht mehr loslaufen, Hindernisse nicht mehr überwinden, auch kann es zu Stürzen kommen.
Wer ist von Parkinson betroffen?
Morbus Parkinson ist auf der Welt relativ gleichmäßig verteilt. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Meist treten die ersten Symptome zwischen 50 und 60 Jahren auf. Fünf bis zehn Prozent der Betroffenen sind jünger als 40 Jahre.
Welche Ursachen führen auf die Krankheit zurück?
Für die Krankheit ursächlich ist eine Störung komplexer Nervenzellhaufen im Gehirn, im Vordergrund steht der Verlust des Botenstoffs Dopamin. Durch diesen Mangel wiederum kann der innere ‚Servomotor‘ nicht mehr richtig reguliert werden, und es kommt zu den oben genannten Symptomen.
Wie wird die Krankheit diagnostiziert?
Während man früher allein die oben genannte Bewegungsstörung im Vordergrund sah, ist inzwischen klar geworden, dass Stimmungsverminderung (Dopamin ist auch Botenstoff im sog. Belohnungssystem), Schmerzen, Schlafstörungen und auch autonome Störungen wie Verstopfung sowie Riechstörung nicht nur Frühsymptome der Erkrankung sind, sondern diese auch viel früher zur Diagnose der Parkinson-Erkrankung führen können. Um eine frühere Therapie zu ermöglichen, ist die Diagnose der Parkinson-Erkrankung auch immer mehr verfeinert worden. Neben dem klinischen Blick des erfahrenen Neurologen gehören hierzu bildgebende und nuklearmedizinische Verfahren. Weiter werden Riechproben, Tests zur Veränderlichkeit der Herzfrequenz und elektrophysiologische Untersuchungen durchgeführt.
Welche Therapien sind empfehlenswert?
In der Therapie ist seit über 40 Jahren das Dopamin bewährt, es wurden neue Medikamente entwickelt, um den fehlenden Botenstoff Dopamin für das Gehirn länger verfügbar zu machen oder dem Gehirn seine Anwesenheit vorzuspielen (Dopaminagonisten), diese Medikamente gibt es inzwischen auch als Pflaster bzw. als Spritze. Bei schwerer Erkrankung können durch elektrische Stimulation (tiefe Hirnstimulation) des ‚Servomotors’ die Symptome der Krankheit gelindert werden. Für das Gros der Patienten sind jedoch die medikamentöse und vor allem die physiotherapeutische Betreuung die wichtigsten Pfeiler der Therapie. Hilfreich ist auch die so genannte BIG-Therapie, hierbei wird durch hochfrequente und ausladende Bewegungen zum einen und überlaute und deutliche Sprache zum anderen die Stellschraube des Servomotors bei Parkinsonerkrankten neu zu justieren versucht. Krankenhäuser, wie auch unsere Klinik, und Reha-Kliniken bieten hierfür eine ca. dreiwöchige komplexe Betreuung zur langfristigen Linderung der Symptome an.
Welche Ratschläge kann man Angehörigen im Umgang mit Erkrankten geben?
Parkinsonerkrankte und in Ihre Angehörigen ziehen sich häufig aus dem sozialen Alltag zurück. Um dies zu vermeiden und den Erkrankten Raum für gemeinsamen Austausch, zur vermehrten körperlichen Aktivität und Mut am ‚aus sich herausgehen‘ zu geben, kann eine Selbsthilfegruppe – wie sie auch am Sana Klinikum Borna besteht – helfen.