Der demografische Wandel und die Altersentwicklung der Bevölkerung in Deutschland sind in aller Munde. Die Lebenserwartung hat sich deutlich erhöht. Der Anteil der Menschen an der Gesamtbevölkerung, die älter sind als 65 Jahre, wird bis 2040 auf über 40 Prozent ansteigen. Diese Entwicklung stellt auch Mediziner vor große Herausforderungen. Wir haben die neue Chefärztin der <link http: www.kliniken-leipziger-land.de leistungsspektrum fachabteilungen klinik-fuer-akutgeriatrie-und-fruehrehabilitation.html external-link-new-window external link in new>Klinik für Akutgeriatrie und Frührehabilitation am Sana Klinikum Borna, Dr. med. Franziska Struckmann, gefragt, wie sie diesen Herausforderungen begegnen möchte.
Was ist der Unterschied zwischen »alten« und »jungen« Patienten?
Struckmann: Während in jüngeren Lebensabschnitten z. B. berufsbezogene Probleme im Vordergrund stehen, sind es bei älteren Menschen häufig gesundheitsbezogene Probleme. Über die Jahre kommt es zur Multimorbidität, das bedeutet, der ältere Mensch hat mehrere chronische Erkrankungen. Dem muss die moderne Medizin Rechnung tragen.
Inwiefern?
Alterungsprozesse sind nicht zu verhindern und betreffen alle Organe und Sinne. Die Muskulatur nimmt ab, Stürze sind die Folge. Ältere Menschen haben besondere biologische Voraussetzungen mit funktionellen Defiziten, wie beispielsweise einem veränderten Stoffwechsel und einer veränderten Medikamentenverträglichkeit. Die Hirnleistung ist beeinträchtigt. Ältere Menschen leiden häufig unter einer sogenannten Altersdepression. Sie neigen dazu, bestehende Probleme stärker und als bedrohlicher wahrzunehmen.
Welche Ansätze verfolgen Sie?
Wir möchten den älteren Patienten mit seinen eigenständigen Problemen annehmen und eine andere Medizin praktizieren. Es geht um ein Denken in Alltagsfunktionen: Was möchte der Mensch in seiner aktuellen Lebenssituation? Welche Ressourcen kann man dafür mit ihm erschließen? Es geht darum, sich mit den altersbedingten Veränderungen lebenswert einzurichten. Die Erhaltung oder Wiederherstellung der Selbständigkeit, die Integration in den Alltag mit dem Ziel ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ist Ziel der Altersmedizin.
Und wie versuchen Sie diese Herausforderungen zu meistern?
Eine akute Erkrankung führt in höherem Alter oft zur Klinikeinweisung. Dies geht mit einer Beeinträchtigung der Lebenssituation und der Selbstständigkeit einher. Bei einem stationären Krankenhausaufenthalt möchten wir in Zusammenarbeit mit den akut behandelnden Fachrichtungen in Borna zeitig eine Übernahme in die Klinik für Akutgeriatrie und Frührehabilitation beim älteren, multimorbiden Patienten prüfen. Dafür wird eine enge Kooperation mit allen Fachdisziplinen angestrebt. Konzept der akutgeriatrischen Klinik ist eine ganzheitliche Betrachtung des gesamten Menschen mit seinen alltagsrelevanten funktionellen Einschränkungen.
Wie werden diese erfasst?
Nach Aufnahme in die Klinik für Akutgeriatrie und Frührehabilitation werden bestehende Funktionsstörungen in den verschiedenen Lebensbereichen durch das Therapeutenteam aus Physio-und Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen und Sozialarbeitern und dem medizinischen Personal standardisiert erfasst. Danach wird für den einzelnen Patienten ein individuelles Therapiekonzept, angepasst an seine altersbedingten Veränderungen und aktuellen neuen Defizite, erstellt.
Was kann der Patient leisten? Welche erreichbaren Funktionen sind für ihn alltagsrelevant?
Der Patient erhält daran angepasst regelmäßig neben Gruppentherapien vorrangig individuelle Einzeltherapien. Gleichzeitig erfolgen weiter die notwendige medizinische Diagnostik und die erforderlichen Therapien der akuten Erkrankung in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Fachdisziplinen. Tägliche ärztliche Visiten begleiten den Aufenthalt und wöchentliche Teamsitzungen überprüfen die rehabilitativen Fortschritte und passen das Konzept an die aktuelle Situation an. Die Sozialarbeiter erfassen bereits zu Beginn des Aufenthaltes mögliche Defizite und die häusliche Situation und bereiten mit den Angehörigen und dem Hausarzt die Entlassung vor.