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Therapeutische Bereiche

Abhängig vom Störungsbild kommen unsere unterschiedlichen Therapieangebote zum Einsatz. 

Physiotherapie
Sich bewegen zu können, verleiht Lebensqualität und ist eine Grundvoraussetzung zur Teilhabe am alltäglichen Leben. In dieser frühen Phase der Rehabilitation ist es unser Ziel, den Betroffenen das Gefühl von Haltung und Bewegung zurückzugeben. Dabei beeinflussen mehrere Faktoren den Grad der Mobilisationsfähigkeit: So spielen Vitalwerte, motorische, sensorische, biomechanische, aber auch kognitive Beeinträchtigungen eine wichtige Rolle. Unsere Aufgabe ist es, eine Basis für das Ausführen alltäglicher Aktivitäten zu schaffen. Dafür müssen grundlegende Bewegungskomponenten wie normaler Muskeltonus, physiologische Gelenkstellungen und -bewegungen, Koordination, Kraft und Gleichgewicht mit den Erkrankten gemeinsam erarbeitet werden. In dieser frühen Phase der Rehabilitation können die Betroffenen Bewegungsaufträge häufig weder verstehen noch umsetzen. Daher enthalten die Behandlungen keine Übungen, sondern vor allem geführte Bewegungen, die mit zunehmender Kraft von den Patient*innen schrittweise übernommen werden können. Dazu gehört zum Beispiel das Drehen im Bett, Sitzen und Stehen. Aufbauend auf der durch die Therapie zunehmend wiedererlangten Haltungskontrolle arbeiten wir an der Reaktivierung willkürlicher Bewegungen, wie unter anderem dem Reichen und Greifen, um diese bestmöglich wieder für Nahrungsaufnahme, Schreiben und Lesen nutzen zu können. Hintergrund ist, dass taktile Reize, Bewegungsreize und auch Positionierungen die oft gestörte Wahrnehmung zum eigenen Körper oder im Raum verbessern. Das höchste Ziel für fast alle Erkrankten ist es jedoch, wieder gehen zu können. Dies stellt somit auch für uns einen eindeutigen Therapieschwerpunkt dar.

Physikalische Therapie
Aus dem Fachbereich der physikalischen Therapie kommen die manuelle Lymphdrainage und die Colonmassage zum Einsatz. Beides kann durch eine bestehende Inaktivität der Betroffenen notwendig werden.

Manuelle Lymphdrainage

Die manuelle Lymphdrainage ist eine Therapieform, die als Entstauungstherapie geschwollener Körperregionen wie zum Beispiel der Beine und Arme oder auch des Gesichtes geeignet ist. Verschiebetechniken unterstützen hierbei den Abtransport der angestauten Gewebsflüssigkeit. Der Lymphstrom wird angeregt sowie beschleunigt. Zeitgleich wird die Durchblutung verbessert. So können wir Schwellungen und Stauungszustände vermindern oder sogar beseitigen. Zusätzlich haben wir die Möglichkeit, die Wahrnehmung für die behandelten Körperregionen positiv zu beeinflussen.

 

Colonmassage

Die Colonmassage ist eine Druckmassage bestimmter Punkte des Dickdarmes. Sie verbessert und reguliert die Darmbewegung und -funktion.

 

Ergotherapie
In der frühen Phase der Rehabilitation sind die Therapieinhalte der Ergotherapie und Physiotherapie sehr ähnlich. Somit geht es auch in der Ergotherapie um die Erarbeitung einer ausreichenden Rumpfstabilität mit dem Ziel, Positionen zu erreichen, in denen die Betroffenen die Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL), wie das Waschen und Anziehen sowie das Essen später möglichst wieder selbständig ausführen können. Ein weiterer Therapieschwerpunkt besteht in dem Erarbeiten von Reich- und Greifbewegungen, um die manuellen Fähigkeiten der Betroffenen zu reaktivieren. Diese setzen wir dann in Therapieeinheiten des Wasch- und Anziehtrainings aber auch bei der Nahrungsaufnahme funktionell ein.

Dafür wählen wir geeignete Hilfsmittel wie das Einhänderbrettchen, die Griffverdickung, aber auch spezielle Trinkgefäße aus, um die möglichst selbstständige Ausführung der Aktivitäten zu ermöglichen. Der Einsatz von funktionellem Therapiematerial ist ein weiterer Schwerpunkt. Er dient zur Förderung der motorischen und kognitiven Fähigkeiten, wie zum Beispiel der Konzentration, der Gedächtnisleistung und der Orientierung.

Logopädie
Ziel der Logopädie ist es, den Menschen die Teilhabe und den Genuss an der Nahrungsaufnahme wieder zu ermöglichen, sowie eine sichere und stabile Kommunikation im klinischen Alltag zu etablieren. Dabei befunden und behandeln wir Einschränkungen der Sprache, des Sprechens, des Schluckens und der Stimme. Weitere Therapieschwerpunkte sind faziale und linguale Paresen. Zu Beginn der Therapieeinheit erarbeiten wir mit den Betroffenen eine Ausgangsposition, in der Sprachtherapie, Trachealkanülenmanagement, die Behandlung von Schluckstörungen und Essensbegleitungen stattfinden können. Zur genauen Diagnostik der Schluckstörungen führen wir klinische, sowie fiberendoskopische Untersuchungen des Schluckaktes (Funktionelle endoskopische Evaluation des Schluckens - FEES) auf der Station durch.

Vorherrschende Störungsbilder und Maßnahmen in der Logopädie sind

Schluckstörungen (Dysphagien)

Dysphagien sind:

funktionelle und/oder organische Störungen der am Schluckvorgang beteiligten Organe und Muskulatur. Bei schweren neurogenen Dysphagien kann die Notwendigkeit einer Trachealkanüle zum Schutze der Atemwege bestehen.

Therapeutische Maßnahmen:

  • Facio Orale Trakt Therapie nach Kay Coombes (FOTT)
  • Funktionelle Dysphagietherapie (FDT)
  • Trachealkanülenmanagement

Aphasien

Aphasien sind:

sprachsystematische Störungen, die Beeinträchtigungen des Sprachverständnisses, der Sprachproduktion, sowie des Lesens und Schreibens mit sich bringen.

  • Störungsspezifische Übungen, zum Beispiel das Anweisen von Bildkarten nach sprachlichen Vorgaben
  • Anleiten und Trainieren für den Gebrauch von alternativen Kommunikationsmitteln zur Erleichterung der Kommunikation im Alltag
  • Anleitung zu Eigenübungen mit Schriftmaterial, zum Beispiel die Neurolinguistische Aphasietherapie (NAT)

Sprechapraxie

Bei der Sprechapraxie liegt eine Störung der Sprechbewegungsplanung vor, die die Kommunikation stark einschränken kann. Sowohl Stimmabruf wie Bildung der Laute können gestört sein.

Maßnahmen:

  • TAKTIN (taktil-kinästhetische Anbahnung der Artikulationspositionen)
  • Erarbeiten von Sprechakzenten, Lautanbahnung und Gestentraining

Sprechstörungen (Dysarthrophonien)

Dysarthrophonien:

sind motorische Störungen der ausführenden Sprechorgane, häufig in Kombination mit Störungen der Atmung und Stimmgebung. Betroffen sind Artikulationsgenauigkeit und -geschwindigkeit sowie der Redefluss.

Maßnahmen:

  • Artikulationsübungen von Laut- bis Textebene
  • Verbesserung der Motorik und Wahrnehmung

Klinische Neuropsychologie
In der klinischen Neuropsychologie befassen wir uns mit kognitiven Funktionsstörungen in Folge von erworbenen Hirnschädigungen. Mit Hilfe standardisierter Untersuchungsverfahren erfassen wir hier Ausfälle und verbleibende Fähigkeiten und leiten anschließend eine individuelle, gezielte Behandlung ab. Die Behandlungsziele richten sich dabei nach den Möglichkeiten und Fähigkeiten der Betroffenen und deren sozialem Umfeld: Bei manchen ist eine vollständige Eingliederung in berufliche, familiäre und soziale Lebensbereiche möglich, bei anderen ist das Formulieren neuer Lebensziele, die Integration von Leistungseinschränkungen in das Leben oder das Nutzen der vorhandenen Stärken notwendig.

Mögliche Einschränkungen nach Hirnschädigung aus neuropsychologischer Perspektive

  • Beeinträchtigung der personellen, zeitlichen, örtlichen und/oder situativen Orientierung
  • Lern- und Gedächtnisstörungen
  • Aufmerksamkeitsdefizite
  • Beeinträchtigung der visuellen Wahrnehmung
  • Defizite komplexer Planungs- und Problemlösefähigkeiten
  • Auswirkungen im Bereich des Sprachvermögens
  • Emotional-affektive Probleme, Schwierigkeiten im Bereich der Krankheitsverarbeitung

Therapeutische Maßnahmen und Ziele im Bereich der Neuropsychologie

  • Fördern der Einsicht der Erkrankten in die veränderte Leistungsfähigkeit und Aufzeigen verbleibender Stärken
  • Wiederherstellen von Fähigkeiten durch spezielle Übungen wie Aufmerksamkeits- und Explorationsübungen
  • Vermitteln von Strategien und Verhaltensweisen zur Verminderung der Folgen kognitiver Störungen
  • Psychologische Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung und -bewältigung
  • Entlasten, Stabilisieren und Beraten von Angehörigen