Beckenboden-Kompetenzzentrum

Zahlreiche Frauen leiden unter Blasenschwäche oder auch einer Reizblase, welche mit ungewolltem Urinverlust (Harninkontinenz) einhergehen kann. Blasenschwäche ist ein sehr weit verbreitetes Problem. In Deutschland ist ungefähr jede Dritte der über 65-jJhrigen davon betroffen. Aber nicht nur ältere, sondern auch jüngere Frauen können betroffen sein, häufig das erste Mal in Zusammenhang mit einer Schwangerschaft.

Generell unterscheidet man zwei Formen der Blasenschwäche:

  • Die Belaststungsinkontinenz: Bei dieser Form kommt es zum Urinverlust z.B. beim Husten oder Lachen bzw. zum Teil auch schon bei leichter körperlicher Anstrengung
  • Reizblase (Dranginkontinenz): Die überempfindliche Blase zeichnet sich dadurch aus, dass es auch bei nur leichter Blasenfüllung zu ständigem Harndrang kommt, der zum Teil auch mit Urinverlust verbunden sein kann. Die Patientinnen müssen typischerweise deutlich häufiger, auch nächtlich, die Toilette aufsuchen.
  • Mischform (Mischinkontinenz): In ca. 30 % liegt eine Kombination beider Formen vor.

Ähnlich häufig treten Senkungsbeschwerden auf.

Die Senkung des inneren weiblichen Genitals und die Blasenschwäche sind hierbei grundsätzlich zwei unterschiedliche Probleme. Allerdings können auch Senkungen von Gebärmutter und Scheide zu Irritationen führen, die sowohl für eine Belastungs- als auch Dranginkontinenz verantwortlich sein können. Je nach Ort der Senkung spricht man von einer Blasen-, Gebärmutter- oder Darmsenkung. Ursächlich  können neben normalen Geburten auch eine angeborene Bindegewebsschwäche, ein Mangel an weiblichen Hormonen, Übergewicht, vermehrte Belastung des Beckenbodens durch Asthma oder schwere körperliche Tätigkeit sein. Die betroffenen Frauen klagen über ziehende Unterbauch- oder Rückenschmerzen, Druckgefühl nach unten, Fremdkörpergefühl, Schwierigkeiten bei der Blasenentleerung oder auch Stuhlgang.

In unserer urogynäkologischen Sprechstunde in der Frauenklinik der Sana Kliniken Duisburg können wir im Rahmen eines persönlichen Gesprächs und mit Hilfe spezieller gynäkologischer Untersuchungsverfahren wie Ultraschall des Beckenbodens und der Harnröhre, aber auch durch Messung der Druckverhältnisse, die genaue Form der Blasenschwäche oder Art der Senkung feststellen. Erst dann kann eine gezielte, individuell angepasste und Erfolg versprechende Behandlung durchgeführt werden.

Zur Therapie stehen uns alle bewährten Methoden und modernen Verfahren der Inkontinenz- und Senkungsbehandlung zur Verfügung.

Untersuchungsmethoden

Zu Beginn jeder Behandlung steht das persönliche ärztliche Gespräch, in dem gezielt die Art und Schwere der Beschwerden erfragt werden. Zusätzlich ist die Führung eines Miktionstagebuchs für die Diagnostik sehr hilfreich und in vielen Fällen auch Teil der eigentlichen Therapie.

Gynäkologische Untersuchung

Im Rahmen dieser Untersuchung können Lageveränderungen von Scheide und Gebärmutter, ebenso wie Zeichen der Entzündung oder auch eines Hormonmangels  festgestellt werden.

Ultraschall

Hiermit können nicht nur die inneren weiblichen Organe (Gebärmutter und Eierstöcke), sondern auch Blase, Harnröhre und Funktion des Beckenbodens beurteilt werden.

Urodynamische Messung

Diese Untersuchung dient insbesondere der Unterscheidung zwischen Drang- und Belastungsinkontinenz,  zum Beispiel bei Versagen der konservativen Therapie und vor Planung einer operativen Korrektur der Inkontinenz. Hierbei werden die Druckverhältnisse in Blase und Harnröhre mit Hilfe eines speziellen Computers gemessen. Wichtig ist, dass vor dieser Untersuchung eine eventuelle Entzündung der Blase ausgeschlossen wird.

Blasenspiegelung

Bei unklarer Befunden kann es notwendig sein, sich die Innenwand der Blase direkt über eine spezielle Kamera anzuschauen, auch eine Entnahme von Gewebeproben ist auf diesem Wege möglich

Konservative (nichtoperative) Therapie

Wenn möglich steht bei uns zunächst die konservative Therapie an erster Stelle. Insbesondere die Reizblase (Dranginkontinenz) wird nicht durch eine Operation, sondern durch Medikamente behandelt. Diese Behandlung erfolgt immer in enger Abstimmung mit den niedergelassenen Frauenärzt*innen.

  • Trink- und Toilettentraining
  • gezielte Anwendung von weiblichen Hormonen in der Scheide
  • Beckenbodentraining
  • Biofeedback
  • Elektrostimulation
  • Medikamente, die den Verschluss der Harnröhre verstärken
  • Medikamente, die die Harnblase entspannen
  • Anwendung von modernen Scheidenpessaren in Form von Würfeln oder Ringen
  • Inkontinenztampons

Für das unterstützende Training mit Elektrostimulation und Biofeedback erhalten Sie ein medizinisches Gerät als Leihgabe, wobei Sie in die Bedienung persönlich durch eine spezielle Beraterin eingewiesen werden. Der Kontakt wird im Rahmen unserer Sprechstunde für Sie hergestellt. Die Kosten für diese Therapie werden in aller Regel auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Zusätzlich bieten wir in Zusammenarbeit mit speziell ausgebildeten Physiotherapeut*innen die Möglichkeit, den Beckenboden in Einzelsitzungen oder auch längerfristig in einer Gruppe zu trainieren. Damit kann nicht nur im Falle einer notwendigen operativen Therapie das Ergebnis verbessert werden, sondern auch ggf. eine Operation vermieden werden.

Operative Therapie

Bestehen sowohl Senkungs- als auch Inkontinenzbeschwerden, muss in aller Regel zunächst die Absenkung von Scheide oder Gebärmutter korrigiert werden. Im Intervall folgt dann die Therapie der Inkontinenz.

Senkungsoperationen

  • Scheidenanhebung durch Raffung des eigenen Gewebes
  • Verwendung von modernen, teilresorbierbaren Netzen über die Scheide bei ausgeprägten Befunden bzw. bei erneuter Senkung nach bereits durchgeführten Operationen in aller Regel unter Erhalt der Gebärmutter (wenn noch vorhanden)
  • Minimal-invasives Vorgehen per Bauchspiegelung: Anheftung der Gebärmutter (bei Wunsch der Organerhaltung), des Gebärmutterhalses (nach Teilentfernung der Gebärmutter) oder des Scheidenendes per kleiner bandartiger Netze an das Kreuzbein (Sakropexie) oder Beckenwand beidseits (Pectopexie)
  • Anheftung des Scheidenendes an körpereigenen Bandstrukturen ohne Fremdgewebe, ggf. in Kombination mit einer Gebärmutterentfernung über die Scheide ( Scheidenfixation nach Armreich-Richter)

Inkontinenzoperationen

Wir bieten unseren Patientinnen alle bewährten, modernen operativen Verfahren an.

Zur Behandlung der Belastungsinkontinenz:

  • Einlage von modernen, spannungsfreien Scheidenbänder (sogenannte Schlingenoperationen – TVT bzw. TVT-O), welche nur wenig belastend sind und eine hohe Erfolgsrate aufweisen. Wir verwenden hierbei Bänder, die auch noch nach der Operation je nach Bedarf gelockert bzw. angezogen werden können. Die Operationen können auch in Rückennarkose durchgeführt werden. Positive auf den Therapieerfolg wirkt sich ein begleitendes Beckenbodentraining aus.
  • Alternativ die Unterspritzung der Harnröhre mittels Bulkamid, dies ist auch bei nicht abgeschlossener Familienplanung, wenn Bänder nicht gewünscht sind bzw. in der Rezidivsituation möglich
  • Eine weitere Alternative ist sogenannte modifizierte Kolposuspension nach Burch. Durch dieses Verfahren wird die Harnröhre wie in einer Hängematte im kleinen Becken aufgehängt.

Zur Behandlung der Dranginkontinenz:

  • Sollte eine medikamentöse Therapie nicht zum Erfolg führen oder aufgrund der Nebenwirkungen nicht möglich sein, bieten wir das erfolgreiche Verfahren der Injektionsbehandlung der Harnblase mittels Botox (Botulinumtoxin A) in kleiner Narkose an
  • Alternativ dazu gibt es die Behandlungsoption der sakralen Neuromodulation (Blasenschrittmacher): Durch unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Neurochirurgie bieten wir Ihnen diese Option in unserer Klinik an. Die Sana Kliniken Duisburg sind das einzige Krankenhaus in Duisburg und Umgebung, das diesen minimalinvasiven Eingriff durchführt. 

Für weitere Fragen und Informationen freuen wir uns, Sie in unserer urogynäkologischen Sprechstunde (Dr. med. Valerie Schwödiauer) begrüßen zu können.

Terminvereinbarung über die Gynäkologische Ambulanz unter der Telefonnummer 0203 733-2251