Diese Seite dient der Information von Patienten und niedergelassenen Kollegen. Sie soll eine Übersicht und eine Darstellung der wesentlichen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse aus der Sicht der Chirurgie bieten. Diese Kurzinformation ersetzt selbstverständlich nicht das persönliche Gespräch des Patienten mit seinem behandelnden Arzt. Zur Beantwortung von Fragen stehen Ihnen jederzeit die Mitarbeiter unserer Klinik zur Verfügung.
Die Chirurgische Klinik bietet das komplette Spektrum der Pankreaschirurgie an. Mit hoher Frequenz und entsprechender Erfahrung werden hier Operationen sowohl an malignen Tumoren des Pankreas als auch an benignen Tumoren und chronisch entzündlichen Läsionen durchgeführt.
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse werden oft erst spät diagnostiziert, da das Organ tief im hinteren Bauchraum liegt und Beschwerden oft zu lange nicht mit der Bauchspeicheldrüse in Verbindung gebracht werden.
Im Wesentlichen können zwei große Krankheitsbilder an der Bauchspeicheldrüse auftreten: der Bauchspeicheldrüsenkrebs und die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Pankreaskarzinom
Das Pankreaskarzinom steht bei den durch Krebs verursachten Todesfällen weltweit an vierter bis fünfter Stelle.
Trotz des Einsatzes der modernen Medizin hat das Pankreaskarzinom eine schlechte Prognose. Ursachen hierfür sind die unzureichenden Möglichkeiten der Früherkennung und das Fehlen wirksamer konservativer Behandlungsmöglichkeiten. Ein anderer Grund ist die frühzeitige Metastasierung, die ein wesentliches klinisches Charakteristikum des Pankreaskarzinoms darstellt.
Aufgrund der anatomischen Lage der Bauchspeicheldrüse tief im Abdomen treten klinische Symptome oft erst dann auf, wenn der Tumor bereits in benachbarte Organstrukturen eingewachsen ist. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind die meisten Tumoren lokal fortgeschritten und nicht mehr resektabel oder haben bereits metastasiert.
Die chirurgische Therapie des Pankreaskarzinoms stellt die einzige potentiell heilende Behandlungsmöglichkeit dar, wobei trotz aller diagnostischer Bemühungen auch heutzutage eine komplette Entfernung (Resektion) des Tumors nur bei 30 bis 40 Prozent der betroffenen Patienten erfolgen kann. Dies liegt zum einen daran, dass die klinische Symptomatik lange Zeit nur gering ausgeprägt und sehr uncharakteristisch ist, zum anderen an den engen anatomischen Beziehungen zu benachbarten Organen und Blutgefäßen und dem aggressiven Tumorwachstum mit rascher Überschreitung der Organgrenzen und Infiltration der Nachbarorgane.
Ist im Falle eines Pankreaskopftumors der Gallengang in das Tumorgeschehen mit einbezogen, führt der resultierende Verschlussikterus (Gelbsucht) als erstes wegweisendes klinisches Zeichen oftmals zur schnelleren diagnostischen Abklärung. Bei Tumoren des Pankreaskorpus und des Pankreasschwanzes ist die Latenzzeit bis zum Auftreten deutlicher Symptome oft so, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist bzw. ausgedehnte Resektionen unter Mitnahme von benachbarten Organen (multiviszerale Resektion) notwendig sind.
Generell handelt es sich bei Eingriffen an der Bauchspeicheldrüse um große Operationen. Durch Verbesserung sowohl der operativen Technik als auch der anästhesiologischen und intensivmedizinischen Expertise können diese Eingriffe an entsprechend erfahrenen Zentren inzwischen aber mit großer Sicherheit und einer sehr niedrigen Mortalität durchgeführt werden.
Operationsverfahren beim Pankreaskarzinom
Eine chirurgische Behandlung des Bauchspeicheldrüsenkrebses ist dann sinnvoll, wenn der Tumor voraussichtlich komplett entfernt werden kann und keine Fernmetastasen vorhanden sind. In Einzelfällen kann aber nur die chirurgische Exploration zeigen, ob eine Resektion möglich ist. Für die radikale Entfernung des Pankreaskarzinoms stehen mehrere Operationsverfahren zur Auswahl. Zu den wichtigsten zählen:
• Klassische partielle Duodenopankreatektomie (Kausch-Whipple’sche Operation): Die partielle Duodenopankreatektomie, wie sie von Kausch erstmals beschrieben und von Whipple weiterentwickelt wurde, stellt nach wie vor eine Standardoperation beim Pankreaskopfkarzinom dar. Die Resektion des Magens ist aber meist aus onkologischen Gründen nicht notwendig, so dass diese Operation nur noch selten zu Anwendung kommt.
• Pyloruserhaltende partielle Duodenopankreatektomie (Pyloruserhaltende Whipple´sche Operation): Dies ist eine neue und die Lebensqualität weniger einschränkende Alternative zur klassischen Kausch-Whipple-Operation. Der wesentliche Vorteil dieser Methode ist, dass sich die Patienten nach der Operation weitgehend normal ernähren können.
• Pankreaslinksresektion: Die Pankreaslinksresektion ist bei Tumoren des Pankreaskorpus und -schwanzes indiziert.
Medikamentöse Therapie des Pankreaskarzinoms
Trotz aller Bemühungen, die chirurgische Therapie des Pankreaskarzinoms zu verbessern, kommt es häufig auch bei kompletter Tumorentfernung zu lokalen Rezidiven und Fernmetastasen. Immuntherapien und antihormonelle Behandlungen haben sich entgegen ursprünglich hoffnungsvoller Erwartungen als kaum wirksam erwiesen. So stellen konventionelle Chemotherapiestrategien derzeit weiterhin die Basistherapie dar. Zwar ist auch damit eine wesentliche Verlängerung des Überlebens wohl nicht zu erreichen, die Lebensqualität der Patienten ist aber nachweisbar deutlich verbessert. Entsprechende Strategien chemotherapeutischer Behandlung werden in engem Kontakt mit den Kliniken für Gastroenterologie und Onkologie und in der Diskussion im interdisziplinären Tumorboard festgelegt.
Chronische Pankreatitis
Die chronische Pankreatitis ist eine entzündliche Erkrankung der Bauchspeicheldrüse. Häufigste Ursachen der Erkrankung sind regelmäßiger Alkoholgenuss und Gallensteine. Durch chronisch entzündlichen Umbau der Drüse in fibrotisches Gewebe kommt es zunächst zu einem Fehlen von Verdauungsenzymen im Dünndarm mit Durchfall und sogenannten Gär- und Fettstühlen. In fortgeschrittenem Zustand kommt es zum Auftreten einer Zuckerkrankheit in Folge fehlender Insulinproduktion (Diabetes mellitus). Neben dem Funktionsverlust der Drüse führt die Erkrankung zu mechanischen Komplikationen wie der Bildung von pankreatischen Pseudozysten, Einengung des Magenausgangs und Gelbsucht. Leitsymptom der Erkrankung ist aber das medikamentös nur schwer beherrschbare chronische Schmerzsyndrom, auf Grund dessen etwa 50 Prozent der Patienten im Laufe ihres Lebens eine chirurgische Therapie benötigen
Chirurgische Therapie der chronischen Pankreatitis
Prinzipiell werden drainierende und resezierende Verfahren unterschieden, wobei die drainierenden Verfahren zwischenzeitlich nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Eine genaue Diagnostik ist für die Therapieentscheidung von größter Bedeutung.
Drainierende Verfahren
Das klassische drainierende Verfahren an der Bauchspeicheldrüse ist die Operation nach Partington-Rochelle bei der ein aufgeweiteter Bauchspeicheldrüsenhauptgang mit einer seit-zu-seit aufgenähten Dünndarmschlinge verbunden wird. Diese vor Jahren sehr populäre Operation spielt zwischenzeitlich aber nur noch eine sehr untergeordnete Rolle, da die Effizienz bezüglich der Schmerzreduktion nur sehr gering ist.
Resezierende Verfahren
Duodenumerhaltende Pankreaskopfresektion
Mit dieser Technik wird der entzündliche Tumor des Pankreaskopfes als Schrittmacher der Erkrankung ohne weiteres Organopfer selektiv entfernt. Die Beschränkung der Resektion auf den entzündlichen Kopftumor führt zu weniger Komplikationen und einer besseren Lebensqualität der Patienten. Zwischenzeitlich sind unterschiedliche Varianten dieser Operationstechnik beschrieben (Frey´sche OP, Berner Variation). Wesentlich ist, dass die verschiedenen Techniken der duodenumerhaltenden Pankreaskopfresektion den radikaleren resezierenden Verfahren in allen relevanten Aspekten zumindestens gleichwertig sind oder sie sogar übertreffen.
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