Kinderneurologisches Zentrum: Viele Kinder haben durch die Pandemie Schaden genommen
Die Corona-Pandemie hat den Alltag von Familien und Kindern vollkommen verändert: „Kita- und Schul-schließungen und stark eingeschränkte Kontakte mit Freundinnen und Freunden wirken sich sehr auf das Wohlbefinden der Kinder aus“, bestätigt Dr. Sabine Weise, Chefärztin des Kinderneurologischen Zentrums (KNZ) am Sana Krankenhaus Gerresheim. Hier werden seit 1979 Kinder und Jugendliche aller Altersstufen mit neurologischen Erkrankungen und Entwicklungsstörungen ambulant und stationär untersucht und behandelt.
Maske tragen war für die Kinder und Jugendlichen, die ambulant oder stationär behandelt werden, von Anfang an kein Problem. Selbst die Kleinen haben sich schnell daran gewöhnt. „Aber, es geht viel Mimik verloren, das Kind kann uns schwerer interpretieren und umgekehrt“, bestätigt Dr. Weise. Und Abstand halten geht meist gar nicht.
Die erfahrene Kinder- und Jugendmedizinerin stellt fest, dass sich die Patientenklientel durch die Lockdown-bedingungen verändert hat, in der weder Spielplätze noch Freunde oder Sportvereine besucht werden durften: „Die Verhaltens- und Entwicklungsstörungen haben bei Kindergartenkindern deutlich zugenommen und der Verdacht auf Autismus tritt häufiger auf.“
Bei schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen stellen die Expertinnen und Experten des KNZ, bedingt durch Corona, mehr Lernprobleme, Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität fest. Dazu kämen mehr körperliche Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Schwindel- und Zitterattacken sowie depressive Verstimmungen.
Viele seien am Homeschooling gescheitert. Ob sich das wieder ändern werde, müsse die Zeit zeigen. Aber Dr. Weise ist optimistisch und appelliert an die Verantwortlichen: „Bitte schließen Sie die Kindergärten und Schulen nicht noch einmal!“
Das Team um die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin hat es als eine der wenigen Einrichtungen in Deutschland geschafft, nach dem Lockdown im Frühjahr 2020, mit voller Kraft wieder für die Kinder und Jugendlichen und ihre Eltern da zu sein - und ist es bis heute. „Wir arbeiten seither voll weiter. Das war ein großer Kraftakt, denn keiner war Mitte 2020 gegen das Virus geimpft. Aber alle haben an einem Strang gezogen“, bedankt sich Dr. Weise bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Alle Arbeitsbedingungen und Untersuchungsbereiche müssen, den strengen Hygieneregeln entsprechend, ausgestattet sein, zum Beispiel mit Plexiglasscheiben als Abtrennung der Schreibtische. Besprechungen erfolgen nur in kleinen Gruppen. Das Team trägt Masken und zuweilen auch Face Shields. Aber, Therapeuten und Therapeutinnen sind immer dicht am Kind. Wie auch Abstand halten, wenn z. B. orthopädische Hilfsmittel angepasst werden müssen?
Dr. Weise: „Ich habe von Anfang an mit jedem gesprochen, damit alle ohne Angst weiterarbeiten konnten.“ Dazu trugen auch die weiteren Maßnahmen bei: In der Ambulanz darf nur ein Elternteil das Kind begleiten, muss einen Mundschutz tragen und die Hygieneregeln beachten. Bei stationär auf-genommenen Kindern sind die Besuchsregelungen eingeschränkt. Mundschutz und Hygieneregeln gelten auch hier.
Dr. Weise bestätigt, dass viele Kinder durch die Pandemie Schaden genommen haben.
Dr. med. Sabine Weise
Chefärztin Kinderneurologie
sabine.weise@sana.de