Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
Brustrekonstruktion:
Mit schonenden Verfahren zur Brust aus Eigengewebe
Düsseldorf, 3. Oktober 2024 – „Brustkrebs ist mit rund 70.000 Fällen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Auch wenn sich die Behandlungsmethoden stetig verbessern, muss leider trotzdem in manchen Fällen die Brust teilweise oder komplett entfernt werden“, berichtet Prof. Dr. Christoph Andree. Hier stelle sich dann die Frage, wie man am besten eine Rekonstruktion gestalte. Angesichts zunehmender Diskussionen um Brustimplantat-assoziierte Erkrankungen, wie das Brustimplantate-assoziierte anaplastische Zelllymphom (BIA-ALCL), stelle die seit Jahrzehnten etablierte Rekonstruktion mit Eigengewebe eine ausgezeichnete Alternative zur Wiederherstellung der körperlichen Integrität dar. Dabei profitieren Patientinnen davon, dass die Verfahren immer schonender werden, berichtet der Plastische Chirurg.
Filigrane Techniken
Wurden früher häufig mit der Haut und dem darunter liegenden Weichteilgewebe auch Muskeln zur Wiederherstellung genutzt, so werde heute eine Rekonstruktion als reine Haut-Fettlappenplastik angestrebt, um funktionelle Einschränkungen zu vermeiden, erklärt Andree. Hierfür lege man unter dem Mikroskop die Gefäße sorgfältig frei und entnehme Gewebestücke („Lappenplastiken“), die dann in die Brustregion eingefügt, zur Brust geformt und wieder an die Blutversorgung angeschlossen werden. „Eine Rekonstruktion mit Eigengewebe ist aufwendiger als eine Rekonstruktion mit Silikonimplantaten. Die OP stellt höhere Ansprüche an den Operateur, dauert länger, und es besteht das – wenn auch geringe – Risiko eines Verlustes des transferierten Gewebes“, erklärt Andree. „Dafür bringt sie eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich. Eine aus Eigengewebe rekonstruierte Brust fühlt sich körperwarm an, reagiert natürlich auf Veränderungen des Körpergewichts und Alterungsprozesse, außerdem besteht kein Risiko für Brustimplantat-assoziierte Erkrankungen“, so Andree. Besonders empfehlenswert sei die Rekonstruktion mit Eigengewebe nach einer Bestrahlung. Im Falle von Implantaten werden diese grundsätzlich vom Körper mit Gewebe umschlossen. Dieses könne sich allerdings verhärten und zu einer sogenannten Kapselfibrose führen, gerade nach einer Bestrahlung sei dieses Risiko erhöht. Bei einer Rekonstruktion mit Eigengewebe entfalle dieses Risiko, führt Andree aus.
Die Spenderregionen: Bauch, Gesäß und Oberschenkel
Drei Verfahren stehen zur Verfügung, die eine Wiederherstellung ohne Muskeltransfer ermöglichen: Beim DIEP (Deep Inferior Epigastric Perforator Flap) werde eine querverlaufende Spindel aus Haut- und Fettgewebe mit den versorgenden Blutgefäßen im Bereich des Unterbauches entnommen. „Der gerade Bauchmuskel und seine Faszie werden nicht entnommen, aber gespalten, um die Blutgefäße zu freizulegen“, so Andree. Beim Fasciocutaner infragluteal Lappen (FCI-FLAP) werde Haut und Fett aus der Gesäßfalte transplantiert. Da das zu versorgende Gefäß unterhalb der Gesäßmuskulatur verlaufe, komme es in der Regel nicht zu Verletzungen der Muskulatur. Das vorhandene Gewebe sei ausreichend für die Rekonstruktion kleiner und mittelgroßer Brüste. Dies gelte auch für das neueste muskelschonende Verfahren, den Profunda Artery Perforator Lappen (PAP-FLAP). „Hier werden Haut und Fettgewebe aus dem Bereich der Oberschenkelinnenseite genutzt. Nachdem ein Lappen entnommen wurde, wird der Oberschenkel im Sinne einer Straffung wieder verschlossen. Unter Umständen müsse man sich darauf einstellen, dass eine Angleichung der Gegenseite durch Straffung oder Fettabsaugung (Liposuktion) notwendig werde. „Ob als Verfahren DIEP, FCI-FLAP oder PAP-FLAP gewählt wird, entscheidet der oder die Plastische und Ästhetische Chirurg:in im Dialog mit der Patientin. Optimalerweise, noch bevor der Tumor entfernt wird. So kann die Schnittführung entsprechend gewählt werden“, erklärt Andree, im besten Fall erfolge dies leitliniengerecht bereits vor der Entfernung des Tumors, um hier eine optimale Schnittführung zu wählen.
Pressekontakt:
Kerstin van Ark
Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie e. V.
Luisenstraße 45, 10117 Berlin
Fon: 030 / 44 01 76 11
www.dgpraec.de
info@dgpraec.de