Stefan geht zum EEG
Stefan hat morgen mit seiner Mutter einen wichtigen Termin im KNZ: Er muss zum EEG. Sein Kinderarzt hat ihm das erklärt – weil er in der Schule manchmal ganz verträumt wirkt und sich so schlecht konzentrieren kann, sollen seine Gehirnströme gemessen werden. „Gehirnströme?“ – fragt sich Stefan „was das wohl sein soll? Das muss ich den Doktor in der Kinderklinik unbedingt fragen. Ob da wirklich Strom in meinem Kopf ist? Wie aus der Steckdose?“ Stefan ist ganz gespannt, er weiß nur, dass er dort still liegen muss und irgendwelche Knöpfe auf den Kopf bekommen soll.
Am nächsten Morgen sind Stefan und seine Mutter um 8 Uhr im KNZ und warten auf das EEG. Nacheinander kommen die Ärzte und Ärztinnen zur Arbeit und grüßen freundlich. Einer lacht ihn an und fragt: „Na, bekommst du heute ein EEG?“ Stefan nickt nur, er ist ziemlich aufgeregt. „Na, das wirst du schon gut machen, das tut nicht weh, du musst nur still liegen.“ Daran, dass das weh tun könnte, daran hat Stefan noch gar nicht gedacht. Er ist eigentlich vor allem neugierig, aber gut zu wissen, dass es nicht weh tut.
Plötzlich geht die Tür auf und Sr. Martina ruft Stefan und seine Mutter herein. Jetzt geht’s los.
Schwester Martina ist prima: Sie ist total nett und erklärt Stefan alles, was sie tut. Er sieht einen Computer, der auch nicht anders aussieht als der zu Hause, auf dem er immer spielt, einen komischen viereckigen Kasten mit lauter kleinen Löchern und noch allerhand Krimskrams. Die Schwester erklärt Stefan: „EEG geht so: Jetzt gleich legst du dich auf die Liege, ganz entspannt, so dass es für dich bequem ist. Dann lege ich dir vier Gummibänder um den Kopf – wie bei einem Indianer-Kopfschmuck!“ Sie lacht und Stefan muss mitlachen. „Dann kommen unter die Gummibänder kleine Stöpsel, das sind die Elektroden, mit denen wir die Gehirnströme aufzeichnen können.“ „Schon wieder spricht jemand vom Strom im Kopf – ich wollte doch noch fragen ...“ denkt Stefan – aber Schwester Martina spricht schon weiter: „Wichtig ist, dass die Stöpsel guten Kontakt zu deinem Kopf haben, deshalb kommt da eine Salbe drunter, damit die ganz festsitzen. Die Salbe ist so eine Art Uhu für die Stöpsel, die kann man aber mit ganz normalem Haarewaschen wieder rauswaschen. An die Stöpsel kommen dann Kabel, die in diesen Kasten gesteckt werden, der leitet dann alles zum Computer.“ Stefan erkennt den komischen Kasten mit den kleinen Löchern wieder. „Das ist die headbox“, sagt Schwester Martina und übersetzt gleich das englische Wort: „Kopfkasten“. „Das ist ja ein komisches Wort“, lacht Stefan und legt sich auf die Liege.
Als Schwester Martina alles verkabelt hat, setzt sie sich an den Computer: „Sag mal, magst du eine schöne Musik oder lieber eine Geschichte hören?“ Stefan wundert sich – jetzt darf er auch noch was hören ... Er entscheidet sich für die Geschichte. „Jetzt geht’s los!“ sagt Schwester Martina, „Bitte bleib ganz still liegen, mach die Augen zu und hör einfach die Geschichte.“ Stefan macht das super, seine Mama ist ganz stolz auf ihn. Zwischendurch darf er die Augen mal für einige Zeit aufmachen und ganz zum Schluss soll er für ein paar Minuten ganz tief ein- und ausatmen. Er ist so konzentriert auf die Geschichte, dass er gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht.
Einige Zeit später sitzt Stefan mit Mama bei der Ärztin des KNZ. Nachdem sie Mama erzählt hat, dass alles in Ordnung ist, schaut sie Stefan an: „Na, hast du noch Fragen?“ Jetzt kann er endlich loslegen. „Ist da eigentlich wirklich Strom in meinem Kopf?“ fragt er die Ärztin. „Ja schon – aber nicht soviel wie in einer Steckdose. Dein Gehirn ist wie ein sehr sehr großer Computer, der mit ganz wenig Strom arbeitet. Wenn du denkst oder träumst, dann fließt da ein kleines bisschen Strom in deinem Kopf – und den können wir messen. Das ist bei allen Menschen so – vor dem Strom muss man keine Angst haben.“ Stefan hat das noch nicht so ganz verstanden – aber es scheint auch ziemlich kompliziert zu sein. Er weiß jedenfalls jetzt, dass EEG ganz harmlos ist, dass man dabei spannende Geschichten hören darf und, dass man damit Strom in seinem Kopf messen kann. Da kann er ja zu Hause einiges erzählen…