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Lymphchirurgie 2.0 – laparoskopische Hebung von gastroepiploischen Lymphknoten zum Transfer an die untere Extremität beim primären Lymphödem

Seit 2016 hat sich die Klinik für Plastische Chirurgie unter der Leitung von Frau Dr. Katrin Seidenstücker der operativen Therapie des Lymphödems schwerpunktmäßig gewidmet. Mittlerweile können wir auf die größte Fallzahl in Deutschland zurückblicken und durch die stetige Auswertung unserer Ergebnisse, unser OP-Methoden kritisch überprüfen und weiterentwickeln. Beim sekundären Lymphödem des Armes, welches vornehmlich nach der Brustkrebstherapie entsteht, hat sich der Transfer von einem Lymphknotenlappen aus der Leiste etabliert und liefert konstant gute Ergebnisse mit einer hohen Patientenzufriedenheit.

Das chronische Lymphödem an den Beinen ist aufgrund der Druckverhältnisse schwieriger zu therapieren. Als Methode der ersten Wahl bieten wir hier minimal-invasive lymphovenöse Anastomosen (LVA) an. Durch direkte Naht einer kleinen Vene an eine Lymphbahn in supermikrochirurgischer Technik unter dem Operationsmikroskop kann die angestaute Lymphflüssigkeit auf diesem Wege über das venöse System abfließen. Leider ist beim fortgeschrittenen Lymphödem oder beim primären Lymphödem diese OP-Methode nicht immer möglich, da keine guten Lymphbahnen mehr oder prinzipiell (primäre Genese) vorhanden sind.

Hier gibt es die Möglichkeit, eine lymphatische Funktionseinheit – einen freien Gewebelappen mit Lymphknoten – an die betroffene Extremität zu bringen und vaskulär anzuschließen, sodass diese vital und funktionsfähig bleibt. Die transplantierten Lymphknotenlappen saugen die Lymphflüssigkeit aus der Umgebung auf und leiten sie über intranodale Shunts ebenfalls ins venöse System ab.

Anfangs haben wir hier Gewebeblöcke von der seitlichen Thoraxwand genommen, gefolgt von mesenterialen Lymphknotenpaketen, die wir in Kooperation mit der Viszeralchirurgie im Hause unter der Leitung von Prof. Dr. med. Claus Franke zuerst über eine Minilaparotomie gehoben haben.

 

Da man bei der Entnahme keine Probleme an der Hebestelle verursachen möchte, bieten sich die intraabdominellen Lymphknoten an. Diesen Ansatz haben wir jetzt weiterentwickelt und gewinnen die Lymphknoten nun laparoskopisch an der Magenkurvatur (gastroepiploische Lymphknote

Der Eingriff erfolgt in zwei Teams. Die Plastische Chirurgie bereitet die Anschlussgefäße am Bein vor, während die Kollegen der Viszeralchirurgie die Lymphknotenlappen laparoskopisch – minimalinvasiv heben und bergen. Unter dem Operationsmikroskop wird dieser Lappen dann am Bein vaskulär über zwei Gefäßanastomosen (Arterie/Vene) angeschlossen, woraufhin das Transplantat funktionsfähig bleibt und seine Arbeit als „Lymphflüssigkeitsschwamm“ aufnehmen kann

Dieses Verfahren hat nicht die Gefahr eines Lymphödems an der Hebestelle und nur kleine Narben wie bei anderen laparoskopischen OP-Verfahren.

 

Dr. med. Katrin Seidenstücker
Chefärztin Ästhetische & Plastische Chirurgie

Tel.: 0211 2800 1990

Email: katrin.seidenstuecker@sana.de

Prof. Dr. med. Claus Franke
Chefarzt Allgemeine-, Viszeral-, Onkologische und Endokrine Chirurgie

Tel.: 0211 2800 1251

Email: claus.franke@sana.de