Botox für die Bauchwand hilft bei Hernienoperation
Botox für die Bauchwand hilft bei Hernienoperation
Neue Wege in der Behandlung von großen Hernien: Mit Hilfe von Botolinumtoxin können im Sana Krankenhaus Benrath Bauchwände bei einem Narbenbruch wieder verschlossen werden
Düsseldorf, 07. Dezember 2017. Als Mittel gegen Falten hat Botolinumtoxin Bekanntheit erlangt. Doch auch in der Medizin wird das Neurotoxin seit mehr als 20 Jahren erfolgreich in vielen Behandlungsbereichen eingesetzt, da der Wirkstoff Verkrampfungen lösen und dadurch Schmerzen lindern kann. So jetzt auch bei der Behandlung von großen Bauchwandbrüchen, auch Hernien genannt, die durch eine Schwachstelle in der Bauchwand entstehen und durch die die Bauchorgane aus der Bauchhöhle gedrückt werden.
Die operative Versorgung von Bauchwandbrüchen (Hernien) gehört mit 350.000 Operationen im Jahr in Deutschland zu den häufigsten Operationen. Bei sehr großen Hernien, sogenannten Riesen-Hernien, ist es oft problematisch, die Bauchdecke wieder spannungsfrei zu verschließen, da sich die Bauchdecke und die Muskulatur an die durch die Bruchlücke heraustretenden Organe angepasst haben. Das weiß auch Dr. Hansjörg Meier, leitender Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Sana Krankenhaus Benrath: „Gerade nach einem Bauchschnitt ist die Ausbildung einer Narbenhernie die häufigste Komplikation. Der fehlende Verschluss führt zu einer Schwachstelle, über welche sich die Organe langsam aus der Bauchhöhle herausbewegen. Zeitgleich wird die Lücke durch den nach seitlich gerichteten Zug der schrägen Bauchmuskeln sukzessive erweitert, die Muskulatur verkürzt sich und das Volumen des Bruchs wächst an. Die Folge: Ein großer Teil der Organe liegt nun nicht mehr im Bauchraum, sondern im Bruchsack außerhalb der Bauchhöhle. Für den Patienten bedeutet dies eine enorme Einschränkung der Lebensqualität, oft mit der Folge einer sozialen Isolation."
Eine neue Behandlung mit Botox verspricht nun gerade bei Patienten mit sehr großen Hernien Hilfe. „Ein neuer, sehr vielversprechender Therapieansatz ist die Infiltration der schrägen Bauchmuskeln mit Botulinumtoxin A. Ca. 4 bis 6 Wochen vor der Operation wird das Neurotoxin ultraschallgesteuert in die Bauchwand gespritzt, um dort dafür zu sorgen, dass sich die Muskeln entspannen und erschlaffen. Im entspannten Zustand lassen sich die Organe einfacher an die richtige Stelle zurückschieben. Zudem können die verkürzten Muskelanteile durch die Muskelentspannung gedehnt und so wieder verlängert werden, was zu einer Reduktion der Bruchlücke führt. So ist ein Hernienverschluss mit einen Netz in der Regel deutlich einfacher und mit geringerem Risiko für den Patienten durchführbar", erklärt Dr. Hansjörg Meier. Ein weiterer positiver Aspekt der Behandlung sei, dass Patienten nach der Hernienoperation geringere postoperative Schmerzen verspüren, so der leitende Oberarzt weiter. „Nach circa 3 Monaten lässt die Wirkung von Botox nach und die Muskeln können sich wieder zusammenziehen und die Schwachstelle in der Bauchwand stabilisieren. Zudem ist in der Zwischenzeit eine feste Narbe entstanden und die Bauchdecke kann vom Patienten wieder voll belastet werden."