Cham

Herzwochen-Veranstaltung mit 120 Gästen in der Chamer Stadthalle

Vorhofflimmern auf den Grund gegangen

Cham, 16. November 2018. Auf sehr große Resonanz stieß am vergangenen Mittwoch der öffentliche Vortragsabend „Herz außer Takt“ der Sana Kliniken des Landkreises Cham und der Bayerwald-Klinik. Etwa 120 interessierte Gäste hatten sich im Tagungsraum 3 in der Stadthalle Cham eingefunden. Trotz des etwas beengten Platzangebots boten die drei interessanten Facharztvorträge genügend Raum für Diskussionen. Im Zentrum standen die Ursachen von Vorhofflimmern sowie medikamentöse und invasive Verfahren zur Behandlung dieser gefährlichen Erkrankung. Der Vortragsabend fand im Rahmen der Herzwochen statt. Immer im November ruft die Deutsche Herzstiftung zur Teilnahme an der bundesweiten Aktion auf.

In anschaulichen und allgemeinverständlichen Vorträgen referierten Prof. Dr. Stefan Buchner (Chefarzt der Abteilung für Interventionelle Kardiologie) und Dr. Andreas Rieger (Oberarzt der Abteilung für Interventionelle Kardiologie) von den Sana Kliniken des Landkreises Cham sowie MUDr. Pavol Rakický (Chefarzt für Kardiologie) von der Bayerwald-Klinik. Die drei erfahrenen Kardiologen widmeten sich aus jeweils unterschiedlicher Perspektive dem Vorhofflimmern, das mit etwa 1,8 Millionen Betroffenen allein in Deutschland die häufigste Herzrhythmusstörung ist.

Den Anfang machte MUDr. Rakický, der in seinem Vortrag zunächst Ursachen und Symptome der Erkrankung erläuterte. Bei Vorhofflimmern sei das Herz völlig außer Takt; die Vorhöfe würden so schnell (bis zu 400 Schlägen pro Minute) schlagen, dass sie an der Pumparbeit des Herzens nicht mehr teilnehmen könnten. „Allerdings ist Vorhofflimmern an sich noch nicht lebensbedrohlich, unbehandelt drohen aber sehr ernste Folgen wie Schlaganfall oder Herzschwäche“, erklärte MUDr. Rakický. Zudem steige die Gefahr mit dem Alter und sie werde durch Risikofaktoren wie Stress, Nervosität, Kalium- und Magnesiummangel, Schilddrüsenüberfunktionen, den Genuss von Alkohol, Koffein und Nikotin oder durch Begleiterkrankungen beeinflusst.

Bei Vorhofflimmern können ausgeprägte Beschwerden auftreten, die die Patienten sehr beunruhigen: Neben Druckgefühl, Angst, Atemnot oder Schweißausbruch könne auch ein Schwindelgefühl auftreten. Bei solchen Symptomen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, der dann über ein EKG eine verlässliche Diagnose erstellen kann, erläuterte MUDr. Rakický.

Wann dann im Falle eines Falles Gerinnungshemmer zur Behandlung von Vorhofflimmern zum Einsatz kommen, stellte Prof. Dr. Buchner in der zweiten Präsentation des Abends vor. Bei Vorhofflimmern wird das Blut nicht mehr vollständig aus den Vorhöfen in die Herzkammern gepumpt. „Und wo Blut nicht fließt, gerinnt es“, betonte Prof. Dr. Buchner. „Bei der Mehrzahl der Patienten mit Vorhofflimmern ist deshalb eine Gerinnungshemmung notwendig; die Entscheidung sollte der zuständige Arzt nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung fällen.“ Durch Gerinnungshemmung könne die Mehrzahl der Patienten vor einem Schlaganfall geschützt werden.

Prof. Dr. Buchner stellte auch die Medikamente vor, die in diesem Zusammenhang eingesetzt werden. „Neben dem bekannten Marcumar stehen inzwischen neue Gerinnungshemmer (NOAKs) zur Verfügung“, so Prof. Dr. Buchner. NOAKs bedürften keiner ständigen Gerinnungskontrolle; zudem sei das Risiko für die gefürchteten Hirnblutungen im Vergleich zu Marcumar deutlich geringer. Bei guten Ergebnissen mit Marcumar sei eine Umstellung auf NOAKs aber nicht erforderlich. Schwanken allerdings die Gerinnungswerte, sollte über neue Präparate nachgedacht werden. Weiterhin unverzichtbar sei Marcumar für Patienten mit mechanischen Herzklappen, bei denen die NOAKs nicht zum Einsatz kommen können. Eine Alternative zu Gerinnungshemmern biete der Vorhofverschluss bei Patienten, die Gerinnungshemmer nicht vertragen.

Warum nicht eine Therapie für alle, zumal die Erkrankung sehr häufig auftritt? – Dieser Frage ging Dr. Andreas Rieger im Abschlussvortrag des Abends nach. Der Oberarzt verwies auf die jeweils individuelle Situation der Betroffenen mit verschiedenen Symptomen und Graden an Begleiterkrankungen sowie unterschiedlichen Wünschen und Erwartungen. Neben medikamentösen Therapien stünden invasive Verfahren wie die Ablation oder Zwischenlösungen wie die Kardioversion zur Verfügung. „Allerdings ersetzt keine dieser Optionen die Gerinnungshemmung, wenn die Indikation besteht“, betonte der Kardiologe.

Bei der Kardioversion  werden durch Strom über den ganzen Vorhof alle Herzmuskelzellen gleichzeitig erregt und beginnen danach wieder synchronisiert ihre Arbeit. Ziel sei es dabei, wieder einen geordneten Erregungsablauf herzustellen. Bei der Ablation werden krankhafte Erregungsherde und Leitungsbahnen am Herzen gezielt über einen Kathetereingriff verödet. Dr. Rieger stellte in seinem Vortrag mit der Pulmonalvenenisolation (PVI) und der Atrioventikular-Knoten-Ablation zwei Methoden vor. „Allerdings muss auch der Einsatz dieser Verfahren immer an den Patienten und seine Umstände angepasst sein“, resümierte Dr. Rieger.

Die Referenten standen allen Interessierten im Anschluss an die Vorträge für Fragen zur Verfügung; eine Möglichkeit, die rege genutzt wurde. Die Moderation der Veranstaltung übernahm Alexander Schlaak, Leiter der Unternehmenskommunikation der Sana Kliniken des Landkreises Cham. Darüber hinaus hatten alle Gäste die Möglichkeit, sich an einem Stand der AOK Bayern über das wichtige Thema Ernährung zu informieren. Die AOK-Beraterin Sabine Schropp stand hier Rede und Antwort und bot kostenfreie Körperfettmessungen an.

 

Sana Kliniken des Landkreises Cham

Alexander Schlaak

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