Das Krankenhaus: Wer darauf angewiesen ist, denkt in erster Linie an Ärzte und Pflegekräfte. Und sie sind in der Tat die wichtigsten Stützen im Krankenhausalltag. Doch gibt es im Hintergrund Mitarbeiter, ohne die die Arbeit im Krankenhaus nicht möglich wäre. Wir stellen Ihnen in den nächsten Wochen Menschen vor, die sich für Ihre Gesundheit ins Zeug legen.
„Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind“, so die Definition des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten. Dabei bedeutet Ergotherapeut zu sein, vor allem im Krankenhaus, so viel mehr. Viele Jahre übt Urusla Kleudgen diesen Beruf schon in den Sana Kliniken des Landkreises Cham aus. Jahre, in denen sie viele menschliche Schicksale miterlebt hat.
Fr. Kleudgen, wieso haben Sie sich für diesen Beruf entschieden und warum in einem Krankenhaus?
Fr. Kleudgen: Ein Freund verbrachte nach einem Unfall einige Monate in einer neurologischen Klinik für hirnverletzte Patienten. Dort bin ich bei meinen vielen Besuchen mit dem Team der Ergotherapeuten in Kontakt gekommen. Diese Behandlungen haben mich damals sehr überzeugt und daraufhin folgte für mich die Auseinandersetzung mit dem Berufsbild Ergotherapie. Vier Jahre später habe ich genau in dieser Klinik meine erste Stelle als Ergotherapeutin angetreten.
In einem Krankenhaus sieht und behandelt man die Patienten täglich, kann jederzeit mit den Ärzten sprechen, wir haben jeden Morgen eine kurze Besprechung im Team. Das macht Sinn und kommt natürlich dem Patienten sehr zugute.
Was denken Sie, wie unterscheidet sich die Arbeit des Ergotherapeuten im Krankenhaus, von der Arbeit in einer Praxis? Gibt es überhaupt Unterschiede?
Fr. Kleudgen: Natürlich gibt es Unterschiede. Sehr viele sogar. Diese Frage korrekt zu beantworten wäre schon einen eigenen Artikel wert. Alleine durch die vielen unterschiedlichen Arbeitsbereiche, in denen wir tätig werden können. In der Regel spezialisiert man sich nach der Ausbildung auf bestimmte Arbeitsfelder und erweitert kontinuierlich durch entsprechende Fortbildungen seine Kompetenzen. Mein Schwerpunkt ist und bleibt ganz eindeutig die Behandlung der neurologischen, beziehungsweise der geriatrischen Patienten in der Akutphase sowie in der weiterführenden Rehabilitation.
Das Verbindende ist vielleicht leichter erklärt. Es geht um die Behandlung von Menschen, die in ihren Kompetenzen gestärkt werden. Es geht um die Förderung oder Wiederherstellung fehlender oder verloren gegangener Funktionen mit dem Ziel, eine größtmöglichen Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Betroffenen in ihrem Alltags- und Berufsleben zu erlangen und zu erhalten.
Sie haben ja meist mit Patienten zu tun, die an Eigenständigkeit eingebüßt und motorische Fähigkeiten verloren haben? Wie schaffen Sie es, die Patienten wieder zu motivieren?
Fr. Kleudgen: Mit Herz, Hirn und Humor. Nein, ernsthaft: Ich versuche, den Fokus darauf zu legen, was der Patient kann beziehungsweise was er schon wieder erlernt hat. Daran knüpfe ich an. Ich nutze die noch vorhandenen Ressourcen des Patienten, um, wenn alles gut läuft, am Ende der Therapieeinheit dem Patienten zu einem Erfolgserlebnis zu verhelfen. Positive Wortwahl, das richtige Maß an Lob sowie auch schon bereits gemachte Fortschritte, helfen schon etwas weiter.
Nimmt man in diesem Beruf persönliche Schicksale mit nach Hause?
Fr. Kleudgen: Nicht mehr. Ich nutze heute die Heimfahrt zum Abschalten. Dabei lasse ich den Tag noch einmal Revue passieren. Sobald ich aus dem Auto steige, bin ich daheim und habe die Arbeit hinter mir gelassen. Natürlich gibt es Momente, in denen das nicht gelingt. Dann justiere ich mich innerlich und erinnere mich an die vielen Patienten, die tolle Fortschritte bei uns gemacht haben. Das Wissen, was sich alles noch innerhalb des sich anschließenden Rehabilitationsprozesses verbessern kann, hilft mir dabei ungemein.