Cham, 29. März 2019. Auf Einladung der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft sprach Prof. Dr. Frank Weber, Chefarzt der Abteilung für Neurologie an den Sana Kliniken des Landkreises Cham, am vergangenen Freitag über medikamentöse Therapien gegen die chronisch-entzündliche Erkrankung des Gehirns und Rückenmarks. Mehr als 30 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer waren für den Vortrag des erfahrenen Neurologen in das Haus Ostmark in Roding gekommen.
Die Multiple Sklerose (MS) ist neben der Epilepsie eine der häufigsten neurologischen Krankheiten bei jungen Erwachsenen und somit von großer sozialer Bedeutung. Mehr als 200.000 Menschen sind allein in Deutschland betroffen; zumeist wird die Diagnose zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr gestellt, aber es trifft auch Kinder, Jugendliche und ältere Menschen. Problematisch ist, dass die Ursachen der Multiplen Sklerose weiterhin ungeklärt sind. Auch wenn die Krankheit vor diesem Hintergrund nicht heilbar ist, kann der Verlauf durch verschiedene Maßnahmen oft günstig beeinflusst werden. So bleiben viele Patienten auch noch viele Jahre nach Beginn der Erkrankung gehfähig.
„Die Multiple Sklerose ist allerdings eine Krankheit mit vielen Gesichtern“, erklärte Prof. Dr. Weber. „Sie reißt gewissermaßen schwarze Löcher bzw. Läsionen in das Gehirn und Rückenmark. Diese – auch Black Holes genannten – Entzündungsherde können die unterschiedlichsten Bereiche betreffen und damit wichtige Fähigkeiten wie zum Beispiel das Greifen, Sehen oder Gehen beeinflussen.“ Deshalb könne die Erkrankung auch unterschiedlichste neurologische Symptome und Einschränkungen mit sich bringen. Dazu zählen sichtbare Symptome wie Gangstörungen ebenso wie unsichtbare Symptome, wie Taubheitsgefühle oder starke Erschöpfung. „Darüber hinaus kann die Multiple Sklerose verschiedene Verlaufsformen annehmen“, so Prof. Dr. Weber, was einen jeweils gezielten und sorgfältig abgeschätzten Einsatz von Medikamenten notwendig mache. „Von zentraler Bedeutung ist es in jedem Fall, möglichst frühzeitig mit einer Therapie zu beginnen“, erklärte der Neurologe.
Am häufigsten sei eine schubförmige Entwicklung der Erkrankung, also ein Verlauf, bei dem es immer wieder zu zeitweiligen Krankheitsschüben komme. Während eines solchen Schubes treten länger anhaltende neurologische Störungen auf. Daneben gebe es die primär chronische Form oder einen Verlauf, bei dem wiederkehrende Krankheitsschübe schließlich in ein chronisches Stadium münden.
Die unterschiedlichen Verlaufsformen bedingen den Einsatz einer ganzen Reihe unterschiedlicher Medikamente. Prof. Dr. Weber stellte in seinem Vortrag verschiedene Wirkstoffe wie zum Beispiel Antikörper vor, die bei der Multiplen Sklerose zum Einsatz kommen. „Das Ziel der MS-Therapie ist aufgrund der neuen Medikamente die weitgehende Freiheit von klinisch und kernspintomographisch messbarer Krankheitsaktivität.“
„Auch die Nebenwirkungen der medikamentösen Therapien gegen die Multiple Sklerose sollten immer im Blick behalten werden Daher muss die Gabe von Medikamenten gegen die Symptome immer individuell abgestimmt und vom behandelnden Arzt sorgsam abgewogen werden“, so Prof. Dr. Weber. Wichtig sei zudem ein fortlaufendes Monitoring des Patienten durch regelmäßige neurologische Untersuchungen oder Kernspin sowie eine – auf dieser Grundlage – möglicherweise nötige Umstellung oder Anpassung der Therapie.
Im Anschluss an seinen Vortrag stand Prof. Dr. Weber allen Zuhörerinnen und Zuhörern für Fragen zur Verfügung. Die Veranstaltung wurde durch die gesetzlichen Krankenkassen in Bayern und deren Verbände gefördert.