Er kommt in der Regel nicht unvermittelt und trifft pro Jahr Schätzungen zu Folge 290.000 Menschen in Deutschland: der Herzinfarkt. Doch nicht immer kommt er unverhofft. Häufig ist der Herzinfarkt das Resultat einer bereits zu Grunde liegenden Koronaren Herzerkrankung (KHK). Diese beginnt früh – häufig sogar schon Jahrzehnte vor dem Infarkt. Dabei müsste es in vielen Fällen gar nicht so weit kommen. Denn die meisten der lebensbedrohlichen Folgen dieser Erkrankung der Herzkranzgefäße lassen sich durch rechtzeitige Erkennung und Behandlung vermeiden. Um für das Thema zu sensibilisieren, hat die Deutsche Herzstiftung dieser Tage wieder die jährlichen Herzwochen ausgerufen. Das Thema: „Herz in Gefahr: Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt“. Auch die Sana Kliniken des Landkreises Cham begrüßt die diesjährigen Herzwochen.
„Nur wenige Menschen wissen, dass unser Lebensstil und die sich daraus entwickelnden Risikokrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes verantwortlich für die Entstehung der KHK sind“, erklärt Dr. Bernd Hardmann, Kardiologe und Chefarzt der Innere Medizin an den Sana Kliniken des Landkreises Cham. Mit den Herzwochen soll das geändert werden. Die Sterblichkeit hat zwar dank der Fortschritte in der Therapie in den vergangenen 30 Jahren deutlich abgenommen, dennoch könnten mit einer richtigen Erstversorgung vor Ort noch mehr Menschen gerettet werden.
Jede Minute zählt
Ein Herzinfarkt ist ein akuter Verschluss eines Herzkranzgefäßes. In der Folge kommt es zu einer Unterbrechung des Blutflusses und die Herzmuskulatur wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. „Wird der Blutfluss nicht innerhalb kürzester Zeit wiederhergestellt, sterben die Herzmuskelzellen ab. Das kann im schlimmsten Fall zum Tod führen“, erklärt Dr. Hardmann. Bei der dem Herzinfarkt zugrundeliegenden KHK führen Ablagerungen zu einer langsamen Verengung der Herzkranzgefäße. Bereits dieses Geschehen kann ein Engegefühl in der Brust hervorrufen. Akut gefährlich wird es, wenn die Ablagerungen an der Gefäßwand aufbrechen. Sie werden dann von den Blutplättchen aus dem vorbeiströmenden Blut ummantelt und bilden ein größer werdendes Gerinnsel. Ist das Gerinnsel groß genug, schneidet es einen Teil des Herzmuskelgewebes von der Versorgung ab und der Betroffene erleidet einen Infarkt.
Bei Akutsymptomen sofort 112 rufen
„Der schleichende Prozess ist das Gefährliche an der KHK. Betroffene nehmen die Symptome spät wahr oder nicht ernst. Dabei gibt es deutliche Warnzeichen“, so der Facharzt. Die Betroffenen klagen über einen heftigen Schmerz im Brustbereich, der typischerweise in den linken Arm ausstrahlt, manchmal auch in den Rücken oder Bauch. Ausgelöst werden die Beschwerden durch körperliche oder seelische Belastungen. Die Betroffenen wirken nervös und ängstlich, haben eine graue Gesichtsfarbe und kalte, feuchte Hände. Manche klagen über Übelkeit. Die Symptome können aber in Abhängigkeit von Alter, Begleiterkrankungen oder Geschlecht variieren. So kann beispielweise bei älteren Patienten oder Diabetikern der heftige Brustschmerz als Leitsymptom fehlen.
„Besonders gefährdet durch die KHK sind ältere Menschen und Männer. Ein ungesunder Lebensstil kann das Risiko zusätzlich erhöhen. Fettige, kalorienreiche Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen und Stress begünstigen die Koronare Herzkrankheit. Alleine Rauchen erhöht bei Männern das Risiko eines Herzinfarktes um das Dreifache. Bei Frauen ist das Risiko sechsmal so hoch“, sagt Dr. Hardmann.
Frauenherzen schlagen anders
Während Männer häufig die klassischen Symptome eines Herzinfarktes zeigen, klagen Frauen über unspezifische Beschwerden. Statt des heftigen Brustschmerzes spüren sie eher ein Unwohlsein, Übelkeit, Schwindel, manchmal auch Oberbauchbeschwerden. Es besteht dann die Gefahr, die Situation zu unterschätzen. „Wir erleben häufig, dass zunächst die Kinder angerufen werden, statt der Notarzt“, berichtet der Chefarzt. „Ins-besondere, wenn die Betroffene weitere Risikofaktoren aufweist, wie hohes Alter, eine Diabetes, einen bekannten Bluthochdruck oder Herzkrankheiten in der Familie, sollte unverzüglich der Notarzt gerufen werden. Das gilt auch dann, wenn sich die Beschwerden nach fünf bis zehn Minuten nicht bessern.“
Doch der Koronaren Herzkrankheit kann vorgebeugt werden. Gesundes Essen und ausdauernde Bewegung sind günstig für die Herzgesundheit. Zu empfehlen ist ein 30 minütiges Training drei bis viermal in der Woche. Dazu muss man nicht gleich die Sportkleidung anziehen. Es reicht oft schon aus, für manche Fahrten in der Stadt das Fahrrad anstelle des Autos zu wählen. Auch das über Jahre regelmäßige Steigen von Treppen anstelle des Fahrstuhles ist schon prognostisch von Nutzen und verhilft zu einer längeren Lebenszeit.