Manchmal muss der Arzt zum Detektiv werden und sich auf Spurensuche begeben, um die Ursache für so manche Erkrankung herauszufinden. Dies gilt auch für die Epilepsie. Anlässlich des Europäischen Epilepsietages am 14. Februar erklärt Dr. med. Volker Ziegler, Facharzt für Neurologie, dass diese Krankheit eben mehr als eine unkontrollierte Muskelzuckung ist. So vielfältig wie das Krankheitsbild ist, so vielfältig sind die Auslöser.
„Der epileptische Anfall ist nach dem Schlaganfall der häufigste neurologische Notfall“, erklärt Dr. med. Volker Ziegler, Chefarzt für Neurologie an den Sana Kliniken des Landkreises Cham. Allein 166 Patienten wurden ab April 2014 im Krankenhaus aufgrund dieser Erkrankung behandelt. Dabei gilt, dass man nicht von Geburt an eine Epilepsie haben muss. Ein erster Erkrankungsgipfel liegt im Kindes- und Jugendalter, ein zweiter im höheren Alter ab 60 Jahre.
In welcher Form? – Das ist oft die Krux, die es vom Mediziner gilt, gelöst zu werden. Nicht immer äußert sich die Epilepsie durch die für sie typischen und bekannten Krampfanfälle. „Sie können zwar ein Symptom dafür sein, doch verläuft eine Epilepsie manchmal auch im Verborgenen und damit für den Laien unerkannt“, erklärt Dr. Ziegler. Verhält sich der Betroffene untypisch und seltsam, spricht er einige Zeit nicht mehr oder sind andere Wesensveränderungen ersichtlich, so kann dahinter eben auch ein epileptischer Anfall stecken. „Dann sind wir Mediziner gefragt. Anhand der EEG-Untersuchung im Krankenhaus Cham werden diese unerkannten Anfälle sichtbar gemacht“, informiert der Neurologe. Bei besonders schweren Formen der Epilepsie arbeitet die Abteilung für Neurologie im Krankenhaus Cham eng mit den Epilepsiezentren der Uniklinik Regensburg und der Barmherzigen Brüder in Regensburg zusammen. Darüber hinaus wird Betroffenen im Landkreis Cham in regelmäßigen Abständen eine psychosoziale Beratung (Epilepsieberatung Regensburg) im Krankenhaus Cham angeboten.
Im Jugendalter sind vererbte Epilepsien häufig. Auslöser im Alter sind in erster Linie Durchblutungsstörungen im Gehirn, d.h. als Folge von Schlaganfällen, aber auch Veränderungen durch eine Tumorbildung, eine Schädel-Hirn-Verletzung oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis) und vieles mehr. Medikamentös behandelt, kann der Patient schnell wieder in den Alltag zurückkehren, auch wenn dies bedeutet, dass er ein Leben lang auf diese Medikamente angewiesen sein wird.
Tritt der Notfall ein und erleidet ein Epileptiker einen Anfall, bleibt dem Laien nur folgendes zu tun:
- Den Rettungsdienst rufen
- Dafür sorgen, dass der Betroffene sich während des Anfalls nicht verletzt
- Abwarten und beobachten
- Nichts zwischen die Zähne schieben (kein Beißkeil verwenden!)
„Auf die möglichen Gefahrensituationen sensibilisiert, im Umgang mit den Medikamenten geschult und auf den eventuellen Notfall richtig vorbereitet, ist es für den Patienten mit Epilepsie kein Problem ein normales Leben zu führen“, versichert Dr. Ziegler. Die Betroffenen sollten sich jedoch bewusst sein, dass ein Anfall kaum vorhersehbar ist und Gefahrensituationen deshalb vermieden werden sollten. Dr. Ziegler: „Manchmal ist es beispielsweise nicht nur schöner, sondern auch klüger, in Begleitung schwimmen zu gehen“.