Cham, 7. Juli 2017. Wer kennt sie nicht, die Szenen aus romantischen Filmen, in denen die Heldin mit einer großen Schachtel Taschentücher und einer noch größeren Packung Schoko-Eiscreme gegen ihren Kummer ankämpft, nachdem ihr ein Cassanova das Herz gebrochen hat. Was im Film meist mit einem Happy End endet, kann im wahren Leben ernste Folgen haben. Denn an einem gebrochenen Herzen kann man sterben. PD Dr. Stefan Buchner, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin II – Interventionelle Kardiologie an den Sana Kliniken des Landkreises Cham, erläutert die Hintergründe.
Die Stress-Kardiomyopathie, so der Fachausdruck für das Broken Heart Syndrom, wird durch starke emotionale Belastungen ausgelöst. Dazu kann Liebeskummer ebenso gehören wie Trauer oder Aufregung. Die Symptome der Krankheit ähneln denen eines Herzinfarktes. Die Betroffenen verspüren Schmerzen in der Brust, ein Schwächegefühl, haben Luftnot und können sogar Wasser in der Lunge haben. Doch anders als bei einem Herzinfarkt sind die Herzgefäße nicht verengt. Das Blut könnte ungehindert fließen, aber die Herzfunktion ist eingeschränkt. Das liegt an dem Adrenalin und anderen Stresshormonen, die in emotional aufwühlenden Situationen vom Körper ausgeschüttet werden. Sie werden von den Rezeptoren am Herzen aufgenommen und beeinträchtigen die Funktion des Herzmuskels. Auch die Form der linken Herzkammer ändert sich. Die Folge: Das Herz pumpt schwächer und drückt nicht mehr ausreichend Blut in die Schlagadern.
„Die Krankheit selbst ist äußerst selten. Nur etwa drei Prozent aller Patienten, die mit herzinfarktähnlichen Symptomen in ein Krankenhaus eingeliefert werden, leiden an einem gebrochenen Herzen. 90 Prozent davon sind Frauen“, sagt PD Dr. Buchner. „Ob die Beschwerden durch das Broken Heart Syndrom oder doch durch einen Herzinfarkt ausgelöst worden sind, kann nur durch eine Untersuchung im Herzkatheterlabor eindeutig festgestellt werden. Als Therapie verordnen wir Ärzte Ruhe. Beta-Blocker sollen zusätzlich die Wirkung der Stresshormone reduzieren. Und in der Regel findet dann auch die wahre Geschichte zu einem guten Ende.“