Unter dem Begriff „H2-Atemtest“ fasst man eine Reihe verschiedener Untersuchungen zusammen. Dabei wird die Wasserstoffkonzentration (Wasserstoff = H2) in der Ausatemluft nach oraler Verabreichung eines Kohlenhydrates über einen definierten Zeitraum gemessen. Die Bakterienflora des Magen-Darm-Trakts bildet zahlreiche Stoffe, die nach Aufnahme in den Körper teilweise über die Lunge wieder abgeatmet werden. Einer davon ist Wasserstoff (H2). Wasserstoff entsteht im Darm allein durch bakterielle Zersetzung von Kohlenhydraten (Zuckern). H2-bildende Bakterien sind in der Regel nur im Dickdarm anzutreffen. Besteht z. B. eine bakterielle Überwucherung des Dünndarmes (sogenannte bakterielle Fehlbesiedelung), kann die bakterielle H2-Produktion sowohl im Dünn-, als auch im Dickdarm stattfinden. Das ist dann im H2-Atemtest durch einen besonderen Kurvenverlauf der bestimmten Werte festzustellen. In der Gastroenterologie des Sana Klinikums Biberach werden folgende Tests angeboten:
- H2-Laktose-Atemtest: Wird bei Verdacht auf Laktose-Intoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit) sowie unklaren Durchfällen oder Blähungen durchgeführt. Die Ursache der Milchzuckerunverträglichkeit ist der Mangel an einem bestimmten Enzym im oberen Dünndarm (Laktase). Dieses spaltet normalerweise den Milchzucker (Laktose). Dieser kann nun nicht mehr über den Darm aufgenommen werden, gelangt in den Dickdarm und wird dort von den Darmbakterien zersetzt. Das führt zu den Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Die Erkrankung ist unangenehm, aber ungefährlich. Sie ist in Westeuropa weit verbreitet und bessert sich durch entsprechende (laktosearme) Ernährung.
- H2-Glukose-Atemtest: Normalerweise wird Glukose (Traubenzucker) im Dünndarm vollständig aufgenommen. Sollten sich dort aber Bakterien befinden, die normalerweise dort nicht hingehören, können sie die Glukose in Wasserstoff umwandeln, der im Test gemessen werden kann. Die Beschwerden bei solch einer bakteriellen Fehlbesiedlung (z. B. als Folge einer Antibiotikatherapie oder nach Darmoperationen) sind insbesondere Durchfälle, Blähungen und Völlegefühl.
- H2-Fruktose-Atemtest: Bei Verdacht auf Fruktose-Intoleranz (Fruchtzucker-Unverträglichkeit) wird dieser Test durchgeführt. Fruktose (Fruchtzucker) kommt in der Nahrung häufig vor, z. B. im Haushaltszucker, Obst oder Honig. Bei manchen Menschen ist die Aufnahme aus dem Dünndarm gestört. Wie bei der Laktose-Intoleranz gelangt die Fruktose dann in den Dickdarm und führt zu Beschwerden. Auch hier hilft eine entsprechende Diät.
- H2-Laktulose-Atemtest: Laktulose wird im Dünndarm nicht resorbiert. Sie gelangt deshalb unverändert in den Dickdarm, wo sie von Bakterien zu Wasserstoff (H2) zersetzt wird, der dann vom Dickdarm resorbiert wird, mit dem Blut in die Lunge gelangt und von dort abgeatmet wird. Das wird als H2-Anstieg im ensprechenden Test gemessen. Mit dem H2-Laktulose-Atemtest können sogenannte H2-Nonproducer erkannt werden, also Menschen, die natürlicherweise keinen Wasserstoff im Dickdarm produzieren (immerhin 10% der Bevölkerung). Der Test dient damit vor allem dazu, solche Personen herauszufiltern, da bei ihnen die H2-Tests nicht aussagekräftig sind. Außerdem lässt sich damit noch die Passagezeit durch den Dünndarm bestimmen.
Wie wird die Untersuchung durchgeführt?
Der Patient atmet in ein spezielles Messgerät zur Feststellung des Ausgangswertes von H2 in der Ausatemluft. Dann trinkt er eine Lösung mit der Testsubstanz, z. B. Laktose, Laktulose, Fructose oder Glukose. Anschließend atmet er wieder in das Messgerät, das die Gaskonzentration misst. Diese Prozedur wiederholt sich alle 30 Minuten über einen Zeitraum von drei Stunden.
Welche Nebenwirkungen haben die H2-Atemtests?
Sollten Sie an einer Erkrankung leiden, die mit dem durchgeführten Atemtest diagnostiziert werden soll, kann es während der Untersuchungszeit zu Symptomen wie Übelkeit, Blähungen oder auch Durchfall kommen. Diese Symptome sind dann aber für den Arzt ein wertvoller Hinweis in der Auswertung des H2-Atemtestes.
Was muss vor der Untersuchung beachtet werden?
- Der Patient sollte mindestens 12 Stunden vor der Untersuchung nüchtern bleiben.
- Am Vortag sollten keine Nahrungsmittel mit hohem Ballaststoffanteil (Vollkornnudeln, Kartoffeln, Vollkornbrot, Bohnen und Linsen) eingenommen werden. Fleisch oder Fisch und Reis sind ideal für die abendliche Mahlzeit am Vortag. Auf das Rauchen sollte mindestens 6 Stunden vor und während des Tests verzichtet werden.
- 2 Stunden vor und während des Tests sollten keine schweren körperlichen Aktivitäten erfolgen.
- Wegen möglicher Effekte auf die Darmflora sollen in der Woche vor der Untersuchung keine oralen Kontrastmittel, keine Antibiotika und keine darmreinigenden Mittel eingesetzt werden.
- Füll- und Quellstoffe (auch Laktulose) sollten mindestens drei Tage vorher abgesetzt sein.
- Direkt vor der Untersuchung wird eine antibakterielle Mundspülung vorgenommen, damit eine verfrühte H2-Produktion aus der Testsubstanz durch die bakterielle Mund- und Rachenflora verhindert wird.