Rund um die Geburt

Es geht los: Wissenswertes rund um die Geburt

Von den ersten Wehen bis zur Nachgeburt – die Entbindung ist ein komplexer und aufregender Prozess und dauert in der Regel zwischen 12 und 18 Stunden. Die Geburt ist damit eine Ausnahmeleistung des weiblichen Körpers, auf die er sich bereits Wochen vorher mit ersten Übungswehen (Braxton-Hicks-Kontraktionen) vorbereitet. Die Übungswehen sind dabei unregelmäßiger und in der Regel weniger schmerzhaft beziehungsweise intensiv als „normale“ Wehen. Sie fühlen sich meist eher wie ein leichtes Ziehen in der Leistengegend an.

Uns liegt es an der Stelle am Herzen, Sie im Vorfeld über dieses Ereignis und die damit verbundenen Abläufe und körperlichen Aspekte zu informieren, sodass Sie sich gut vorbereitet und sicher im Hinblick auf die anstehende Geburt Ihres Kindes fühlen.

Was löst den Geburtsprozess aus?

Bis zum heutigen Tag ist nicht final bekannt, was genau den Geburtsvorgang auslöst. Es handelt sich hierbei um einen komplexen physiologischen Prozess, der aus einer Vielzahl von Faktoren und Interaktionen zwischen dem Körper der Mutter und des Fötus bestimmt wird. Die genauen Mechanismen und Faktoren können dabei individuell unterschiedlich sein. Aktuelle medizinische Erkenntnisse gehen davon aus, dass es sich letztendlich um ein Zusammenspiel von hormonellen, physikalischen und biochemischen Signalen handelt – sozusagen eine Feinabstimmung zwischen der Reife des Kindes und den Hormonen der Mutter. 

Einfluss des Fötus auf die Geburt

Es wird angenommen, dass der Fötus eine entscheidende Rolle für den Beginn der Geburt einnimmt. Ist der Fötus für die Geburt bereit, sendet er hormonelle Signale an die Plazenta. Diese Signale führen dazu, dass die Plazenta die Produktion von Progesteron verringert und gleichzeitig die Produktion von Estrogen und anderen Substanzen erhöht, die die Gebärmutter auf die Wehentätigkeit vorbereiten. 

Einfluss der Mutter auf die Geburt

Der Anstieg des Estrogenspiegels bei der Mutter führt zu einer erhöhten Empfindlichkeit der Gebärmutter für Oxytocin, ein Hormon, das für die Auslösung von Wehen essenziell ist. Prostaglandine, die Hormone, die in der Gebärmutter und im Gebärmutterhals produziert werden, fördern gleichzeitig die Reifung und Erweichung des Gebärmutterhalses und regen ebenfalls die Wehentätigkeit an. Die Freisetzung von Oxytocin aus der Hypophyse der Mutter verstärkt letztendlich die Wehen und bewirkt, dass sich die Muskeln der Gebärmutter rhythmisch zusammenziehen.  

Physikalische Aspekte

  • Dehnung der Gebärmutter: Mit dem Wachstum des Fötus und der Zunahme der Fruchtwassermenge dehnt sich die Gebärmutter. Diese Dehnung kann zur Aktivierung von Wehen beitragen. 

  • Biochemie: Bei der Geburt spielen unterschiedliche biochemische Signale eine Rolle, um den Geburtsprozess zu initiieren und zu regulieren, wie beispielsweise das Oxytocin. Endorphine wirken außerdem als körpereigenes Schmerzmittel. 

  • Zelluläre Veränderungen: Veränderungen auf zellulärer Ebene im Gebärmutterhals und in der Gebärmutter bereiten diese Strukturen auf die bevorstehende Wehentätigkeit und Dehnung während der Geburt vor. 

  • Zusätzliche Faktoren: Emotionale und physische Zustände wie Stress oder körperliche Aktivität können ebenfalls einen Einfluss auf den Geburtsbeginn haben, obwohl deren genaue Rolle noch nicht vollständig geklärt ist. 

Freie fetale DNA (ffDNA)

Die Geburt ist ein komplexes Zusammenspiel aus hormonellen, physikalischen und biochemischen Prozessen, bei denen sowohl der Fötus als auch die Mutter beteiligt sind. Trotz intensiver Forschung bleibt der exakte Auslösemechanismus des Geburtsvorgangs jedoch eines der faszinierendsten Rätsel der Medizin. Als ein relativ neues Erklärungsmodell für die Initiierung der Wehen und damit für die Auslösung der Geburt gilt die freie fetale DNA (ffDNA). Darunter versteht man genetisches Material des Fötus, das im Blutkreislauf der Mutter zirkuliert. Welche Rolle genau die ffDNA dabei bei der Geburtsauslösung spielt, steht noch nicht fest. Dennoch herrscht im Großen und Ganzen Einigkeit darüber, dass sie ein wichtiger Einflussfaktor bei der Regulation des Geburtsprozesses sein könnte, der mit vielen weiteren – oben beschriebenen – interagiert.

Gesicherte Erkenntnisse zur ffDNA kurzgefasst:

  • ffDNA steigt vor der Geburt an: Einige Theorien besagen, dass der Anstieg der freien fetalen DNA ein Mechanismus ist, durch den der Fötus signalisiert, dass die Zeit für die Geburt gekommen ist. Nach aktuellen Studien steigt also der Spiegel an ffDNA im Blut der Mutter an und zeigt damit den Beginn der Geburt an. 

  • Immunantwort: Es wird angenommen, dass die ffDNA im mütterlichen Blutkreislauf eine Immunantwort auslöst. Diese könnte zur Aktivierung von Entzündungsprozessen beitragen, die wiederum für die Geburt wichtig sind. 

  • Förderung der Wehentätigkeit: Die durch die freie fetale DNA ausgelösten Entzündungsprozesse könnten die Produktion von Prostaglandinen und anderen Substanzen, die Wehen fördern, anregen. Dies führt wie beschreiben zur Erweichung und Reifung des Gebärmutterhalses. 

Die Wehen

Bei Wehen handelt sich um eine periodische Kontraktion der Gebärmutter. Sie helfen dabei, den Muttermund zu erweitern und das Kind durch den Geburtskanal zu bewegen. Frauen nehmen Wehen dabei durchaus unterschiedlich wahr. Einige beschreiben sie als Krämpfe im Bauchbereich, etwa wie sehr starke Menstruationskrämpfe, andere als wellenartige, intensive Spannungszustände. Wehen werden durch verschiedene Faktoren und hormonelle Veränderungen im Körper ausgelöst, insbesondere durch das Hormon Oxytocin.

Messung der Wehenstärke

Die Messung der Wehenstärke in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) bezieht sich auf den Druck, der durch die Kontraktionen der Gebärmutter während der Wehen erzeugt wird. Dieser Druck wird mittels eines Tokodynamometers, einem Teil des CTG-Gerätes, erfasst. Die Werte variieren und sind stark abhängig von individuellen Faktoren wie der Position des Messgeräts, der Dicke der Bauchwand und der allgemeinen Körperkonstitution der Frau.  

Allgemeine Richtwerte für Wehenstärke in mmHg:

  • Leichte Wehen (Früh-/Latenzphase): Ungefähr 25-45 mmHg, die Wehen sind unregelmäßig und weniger intensiv, vergleichbar mit Menstruationskrämpfen. 

  • Moderate Wehen (aktive Phase der Eröffnungsperiode): Etwa 50-70 mmHg, die Wehen sind regelmäßiger und intensiver, der Muttermund öffnet sich zusehends. 

  • Starke Wehen (späte Eröffnungsperiode und Austreibungsperiode): Die Wehen können über 80 mmHg erreichen, in manchen Fällen sogar bis zu 100 mmHg oder mehr. Presswehen beispielsweise erreichen 200 mmHg. Diese Wehen sind sehr kräftig und helfen, das Baby durch den Geburtskanal zu bewegen. 

  • Nachgeburtswehen (Plazentaperiode): Oft geringer als während der Austreibungsphase, aber immer noch spürbar. Diese Wehen helfen, die Plazenta auszustoßen und die Gebärmutter zu verkleinern, um so Blutungen zu minimieren. 

Die gemessenen Werte können von Frau zu Frau stark variieren. Dabei gilt zu beachten, dass die tatsächliche Schmerzempfindung nicht immer mit den gemessenen Werten korreliert. Manche Frauen empfinden weniger starke Wehen als sehr schmerzhaft, während andere starke Wehen besser tolerieren. Um Wehen besser zu bewältigen, können verschiedene Atemtechniken und Entspannungsmethoden, aber auch Maßnahmen zur Schmerzlinderung hilfreich sein. Im Zweifelsfall und bei Fragen sollte medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden, insbesondere wenn es Anzeichen für einen Geburtsbeginn gibt. In manchen Situationen kann es auch erforderlich sein, die Geburt einzuleiten

Die Phasen der Geburt

Die Geburt eines Kindes ist ein komplexer und mehrstufiger Prozess, der üblicherweise in drei Hauptphasen unterteilt wird - die Eröffnungsperiode, die Austreibungsperiode und die Plazentaperiode. Zusätzlich gibt es eine vorbereitende Phase, die sogenannte Latenzphase. Jede dieser Phasen beinhaltet spezifische Vorgänge und Veränderungen im Körper der Mutter.

Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die einzelnen Phasen:

Die Latenzphase

In der Latenzphase treten leichte bis mäßige Wehen auf, die häufig an unregelmäßige Menstruationskrämpfe erinnern. Die Wehen werden nach und nach intensiver und können starke, wellenartige Schmerzen im unteren Rücken oder im Unterbauch auslösen. Während dieser Phase bereitet sich der Körper auf die Geburt vor, der Gebärmutterhals wird langsam weicher und der Muttermund beginnt, sich auszuweiten. Er erreicht in dieser Phase jedoch in der Regel nicht mehr als drei bis fünf Zentimeter. Die Dauer der Latenzphase ist variabel und kann einige Stunden bis Tage andauern – bei Erstgebärenden oft länger als bei Frauen, die bereits entbunden haben. Für viele werdende Mütter ist dies eine Zeit der Vorfreude und Aufregung, aber auch Unsicherheit und Angst sind normal. Auf Wunsch erhält die Schwangere eine Supportivtherapie oder bei Bedarf auch ein Schmerzmittel.

Die Eröffnungsperiode

Regelmäßige, stärkere Wehen, die etwa alle zwei bis fünf Minuten auftreten und 40 bis 60 Sekunden anhalten, sind charakteristisch für diese Phase. Die Wehen bewirken, dass sich der Muttermund von etwa vier auf zehn Zentimeter weitet und sich bis zum Ende der Phase vollständig öffnet. Die Eröffnungsperiode kann bei Erstgebärenden sechs bis zwölf Stunden oder länger dauern; bei Mehrgebärenden ist die Dauer meist kürzer. Die Phase ist oft intensiv und kann körperlich sehr anstrengend sein. In der Eröffnungsperiode ist eine gute Betreuung durch Hebammen, Ärzte und den Partner besonders wichtig.

Die Austreibungsperiode

Während der Austreibungsperiode treten sehr starke und regelmäßige Wehen auf, die den Höhepunkt an Intensität erreichen. Oft werden die Wehen von einem starken Drang zu pressen begleitet, was es dem Kind erleichtert, sich durch den Geburtskanal zu bewegen und zur Welt zu kommen. Die Austreibungsperiode beginnt, sobald der Muttermund vollständig eröffnet ist und endet mit der Geburt des Kindes. Der Kopf kommt meistens zuerst. Bei Erstgebärenden dauert die Austreibungsphase durchschnittlich ein bis zwei Stunden, kann aber auch länger oder deutlich kürzer sein. Bei der Geburt des Babys erlebt die Mutter oft ein intensives Gefühl der Erleichterung und Freude.

Die Plazentaperiode

Die Plazentaperiode, die als dritte Phase der Geburt oder Nachgeburtsperiode bezeichnet wird, bezieht sich auf den Zeitraum nach der Geburt. Weitere Wehen, die schwächer sind als die Geburtswehen, helfen dabei, die Plazenta und die damit verbundenen Membranen (die Nachgeburt) aus der Gebärmutter ausgestoßen. Normalerweise endet die Plazentaperiode innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach der Geburt des Kindes. Diese Phase ist entscheidend für die Vermeidung von starken Nachblutungen. Die vollständige Entfernung der Plazenta ist essentiell.

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