Die Entwicklung des Babys im Mutterleib

Die Entwicklung der Sinnesorgane

Erblickt ein Baby erstmals die Welt außerhalb des Mutterleibs, wird nicht nur sein noch eingeschränkter Sehsinn von einer Vielzahl neuer Eindrücke geradezu überflutet. Es hört die Stimmen seiner Eltern, fühlt ihre Berührungen und die Wärme ihrer Umarmungen. Licht und Schatten, die kleinsten Geräusche und sanfte Bewegungen erwecken seine Aufmerksamkeit, während es die ersten Blicke auf sein neues Zuhause wirft. Diese ersten Sinneseindrücke sind es, die den Grundstein für die weitere Entwicklung eines Kindes legen und seine Wahrnehmung entscheidend prägen.

Der Hörsinn

Das Ohr ist das erste funktionierende Organ, noch bevor Herz und Gehirn mit ihrer Aktivität beginnen. Frauen, die mit ihrem Baby schon während der Schwangerschaft sprechen, ihm etwas vorsingen und auch den Partner dazu ermutigen, es ihnen gleich zu tun, fördern damit die Entwicklung ihres Kindes. Wie Untersuchungen zeigen, erkennen Babys schon im Mutterleib die Stimme ihrer Mutter. Durch eine regelmäßige Ansprache kann also bereits vor der Geburt eine Vertrautheit mit der Stimme und der Sprache der Mutter aufgebaut werden, was die Bindung zwischen Mutter und Kind erhöht.

Wissenswertes zum Thema Hören

  • Erste Höreindrücke: Bereits ab dem zweiten Trimester (13. bis 27. SSW) kann ein Baby Geräusche, Stimmen, Musik und das gesprochene Wort ganz bewusst wahrnehmen. Dies hilft ihm dabei, sich bereits im Mutterleib an sein künftiges Umfeld zu gewöhnen. Etwa in der 18. Woche sind die Strukturen im Ohr des Fötus so weit entwickelt, dass es Geräusche, wie beispielsweise das Gurgeln des Magens oder das Rauschen der Luft in den Lungen der Mutter, hören kann.
     
  • Hören im Mutterleib: Der Hörsinn benötigt Reize von außen, um sich entwickeln zu können. Studien haben gezeigt, dass die Herzfrequenz eines Fötus steigt, wenn er die Stimme seiner Mutter hört; was darauf hindeutet, dass das Baby aufmerksamer wird, wenn seine Mama (zu ihm) spricht.
     
  • Resonanzkörper Mutterleib: Geräusche von außen werden durch die Luft und dann durch die Gebärmutter in den Mutterleib übertragen. Wenn hingegen die Mutter zu ihrem Kind spricht, schwingt der Klang der Stimme durch ihren gesamten Körper, wodurch er verstärkt wird. Das einseitige Gespräche mit dem Ungeborenen mag anfangs vielleicht ungewohnt anmuten, es lohnt sich jedoch im Hinblick auf die Mutter-Kind-Bindung. Vor allem im dritten Trimester ist die Prägung auf akustische Impulse entscheidend. Deshalb sollte auch der Partner regelmäßig mit dem Baby im Mutterleib kommunizieren.  

Wie sich das Hören entwickelt

  • 6. Woche: Obwohl der Embryo noch kleiner als eine Erbse ist, beginnen sich die Zellen in seinem Kopf bereits in einzigartige Gewebe zu formen, wodurch schließlich Gehirn, Gesicht, Augen, Ohren und Nase entstehen.
  • 9. Woche: An den Seiten des Babyhalses entstehen kleine Vertiefungen. Diese bewegen sich allmählich nach oben und formen sich zu winzigen, zusammengerollten Ohren.
  • 18. Woche: Das Innenohr verbindet sich mit Neuronen im Gehirn, die für die Verarbeitung von Geräuschen verantwortlich sind. Gleichzeitig bilden sich die winzigen Knochen des Mittelohrs, die die Vibration von Schallwellen erfassen. Das Ohr des Babys ist nun gut genug entwickelt, um Geräusche zu erkennen. Etwa ab Woche 27 bis 30 können Babys bereits ihren Kopf in Richtung des Geräusches richten oder anderweitig auf Klänge reagieren, die von außerhalb des Mutterleibs kommen.
     

Klangwelten im Mutterleib

Geräusche übertragen sich am besten durch einen offenen Raum. Wie sich diese jedoch für einen Fötus anhören, der von Fruchtwasser, mehreren Körperschichten und der Fruchtblase umgeben ist, kann man sich am besten vorstellen, wenn man selbst einmal tief untertaucht, beispielsweise im Schwimmbad. Selbst wenn die Ohren des Ungeborenen bereits voll entwickelt sind, sind die Geräusche, die es im Mutterleib hört, gedämpft. Und natürlich spielt die Lautstärke der Klänge eine Rolle. Ein bellender Hund oder ein hupendes Auto nimmt das Baby deutlicher wahr als sanfte Hintergrundmusik – was im Übrigen nicht schlecht sein muss. Denn alle Geräusche, an die sich ein Kind im Mutterleib gewöhnt hat, empfindet es nach der Geburt als weniger bedrohlich.  

Daher gilt es zu bedenken:

  • Laute Umgebungsgeräusche währen der Schwangerschaft, sind in den meisten Fällen kein Grund zur Besorgnis. Egal, ob es sich um ein Konzert handelt oder um eine Babyparty. Die physische Barriere des Fruchtwassers dämpft Geräusche erheblich.
  • Anders verhält es sich bei wiederholtem, andauerndem, sehr lautem Umgebungslärm während der Schwangerschaft. Dieser hat durchaus das Potenzial, beim wachsenden Baby Entwicklungsstörungen oder auch einen Hörverlust zu verursachen.
  • Das bedeutet, dass ein Baby keinen kontinuierlichen Geräuschen lauter als 85 bis 90 Dezibel über eine Dauer von acht Stunden ausgesetzt werden sollte; zudem sollen Geräusche lauter als 100 Dezibel (Motorlärm einer nahen Kettensäge) über mehr als zwei Stunden am Tag vermieden werden.
  • Übrigens kann die ständige Berieselung mit Musik die Schlafzyklen des Babys stören.

Der Geruchssinn

Bereits im zweiten Trimester der Schwangerschaft werden die Strukturen des Geruchssinns im Fötus gebildet. Ab diesem Zeitpunkt können Substanzen, die die Mutter zu sich nimmt, durch das Fruchtwasser hindurch den Fötus erreichen und seinen Geruchssinn beeinflussen. Während das Baby im Mutterleib heranwächst, entwickelt sich dieser weiter, sodass Neugeborene schon nach der Geburt auf Gerüche reagieren können. So kann bereits ein nur wenige Tage altes Neugeborenes seine Mama etwa allein durch den Geruch ihrer Haut erkennen.

Wissenswertes über den Geruchssinn

  • Die meisten Forschungen zur Entwicklung des fötalen Geruchssinns wurden an Tieren durchgeführt, da es schwierig ist, die Sinne von Babys im Mutterleib genau zu untersuchen. Studien an Frühgeborenen deuten jedoch darauf hin, dass Föten tatsächlich in der Lage sind, bereits während des dritten Trimesters zu riechen. Etwa ab dem 8. und 9. Monat der Schwangerschaft macht der Geruchssinn einen entscheidenden Sprung nach vorn. Einige Experten gehen sogar davon aus, dass Föten bereits im sechsten Monat zu riechen beginnen und zum Beispiel auf chemische Gerüche reagieren.
  • Riechen über das Fruchtwasser: Alles, was die Mutter an Nahrung zu sich nimmt, geht auf das Fruchtwasser über, sodass der Fetus Gerüche bzw. die in Substanzen enthaltenen Moleküle wahrnehmen kann. In Studien hat sich gezeigt, dass ein Neugeborenes Gerüche stark gewürzter Lebensmittel unmittelbar nach der Geburt erkennt, wenn seine Mütter diese in den letzten Monaten der Schwangerschaft gegessen hat. Ähnliches gilt auch für die in der Schwangerschaft benutzten Pflegeprodukte oder das Parfüm der Mutter. Die Chemikalien dieser Produkte gelangen ebenfalls in den Blutkreislauf und dann in das Fruchtwasser.
  • Geruchs- und Geschmackssinn des Babys fördern: Alle Lebensmittel, die eine werdende Mutter während ihrer Schwangerschaft isst, beeinflusst, was ihr Kind möglicherweise über Jahre hinweg mag und was nicht. Lebensmittel, die Frauen in ihrer Schwangerschaft essen, beeinflussen jedoch nicht nur den Geschmackssinn des heranwachsenden Babys, sondern auch dessen Geruchssinn. Es kann daher ausgesprochen förderlich sein, während der Schwangerschaft eine Vielzahl von Speisen und reichlich Obst und Gemüse zu sich zu nehmen.
  • Mut zu Gewürzen: Selbst intensivere Gewürze wie Knoblauch und Curry sollten auf dem Speiseplan stehen. Je mehr Reize ein Ungeborenes von außen bekommt, desto besser für sein späteres Geschmacksempfinden. Allerdings gibt es auch Gewürze, die während der Schwangerschaft problematisch sein können: Salbei und Ingwer zum Beispiel können wehenfördernd wirken, Chilli und Pfeffer Sodbrennen auslösen. In Maßen genossen, sind jedoch die wenigsten Gewürze verboten.
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Wussten Sie, dass Neugeborene Muttermilch und sogar stillende Frauen erschnüffeln können? Muttermilch verfügt über sehr spezifische olfaktorische Merkmale, die für Babys extrem attraktiv sind. Säuglinge sind dabei auf den spezifischen Geruch ihrer Mutter konditioniert und verbinden ihre Mama vom ersten Tag an mit Mahlzeiten, Trost und Liebe.

Wie sich der Geruchssinn entwickelt

  • 6. und 7. Woche: Der Geruchssinn beginnt sich früh in der Schwangerschaft zu entwickeln. Um die 6. und 7. Schwangerschaftswoche etwa entstehen olfaktorische Rezeptorneuronen, die dem Ungeborenen dabei helfen, Gerüche zu verarbeiten. In Laufe des ersten Trimesters bilden sich außerdem zwei symmetrische Nasenhöhlen als Grundlage für die Nase. Schließlich öffnen sich die Nasenwege und verbinden den Mund des Babys mit den Nasenlöchern.
  • Bis zur 12. Woche: Das Trigeminussystem, das es der Nase ermöglicht, auf Berührung und Wärme zu reagieren, beginnt sich vor Ende des dritten Monats zu entwickeln. Schließlich werden die Geruchsrezeptoren in der Nase mit dem Riechkolben im Gehirn verbunden. Zusammen ermöglichen diese Strukturen dem Kind, Gerüche zu erkennen – eine Fähigkeit, die es erst im frühen dritten Trimester erreicht.

Der Sehsinn

Neugeborene können zwar unmittelbar nach der Geburt sehen, ihre Sehfähigkeit ist jedoch in den ersten Wochen noch eingeschränkt. So können sie Licht und Bewegungen wahrnehmen, nicht aber Details erkennen. Daher ist der Sehsinn sozusagen der Nachzügler unter den Sinnesorganen. Er entwickelt sich zuletzt.

 

 

    Die Entwicklung der Augen

    Wie andere Organe, die für unsere fünf Sinne verantwortlich sind, liefern die Augen über Nervenzellen Informationen an das Gehirn. Bereits während der vierten Schwangerschaftswoche beginnen Zellen, aus dem sich entwickelnden Gehirngewebe zwei Sehnerven zu formen. Auf jeder Seite des Kopfes einen. Diese verdickten Bündel aus Millionen einzelner Nervenfasern übermitteln Informationen von den Augen zum Gehirn und umgekehrt. Etwa zur gleichen Zeit formen sich andere Zellen zu Augenlinsen, die notwendig sind, um Objekte in der Nähe und in der Ferne zu fokussieren.

    Einen Monat später, circa in der 8. SSW, ist die Augenstruktur schon komplexer. Ab diesem Zeitraum bildet sich die Netzhaut, also die Schicht von Zellen am hinteren Teil des Auges, die Licht wahrnehmen und verarbeiten kann. Bis zur 16. Woche hat sich die Augenentwicklung des Fötus so weit fortentwickelt, dass er beginnt, auf Licht zu reagieren. Obwohl zu diesem Zeitpunkt die Augenlider noch nicht geöffnet sind, kann das Ungeborene seine Augen in Richtung des Lichts bewegen. Schon ab Woche 22 kann dieser Reflex mit dem Strahl einer Taschenlampe, der auf den Bauch der Mutter gerichtet wird, getestet werden. In vielen Fällen wird sie einen Tritt oder eine kleine Erschütterung in ihrem Bauch spüren.

    Etwa ab Anfang des dritten Trimesters ist das Baby in der Lage, seine Augen offen zu halten, Licht wahrzunehmen und sogar zu blinzeln, wenn es wach ist.

     

    Wissenswertes zum Thema Augen

    • Sehkraft des Babys fördern: Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung während der Schwangerschaft ist wichtig für eine gute Augenentwicklung des Kindes. Dabei sind bestimmte Nährstoffe, insbesondere Vitamin A, das sich zum Beispiel in Fisch, Fleisch, Milchprodukten, Grünkohl, Spinat, Karotten und Süßkartoffeln findet, unerlässlich. Auch Sonnenlicht kann die Augenentwicklung eines ungeborenen Babys fördern, wie einige Forschungen herausgefunden haben. Obwohl es in der Gebärmutter recht dunkel ist, gelangen dennoch einige Photonen Licht durch die Haut, wenn sich die Mutter beispielsweise ein moderates Sonnenbad gönnt.
    • Augenwachstum: Die Augen wachsen nach der Geburt weiter – und zwar deutlich. So sind die Augen eines Neugeborenen etwa 16,5 Millimeter lang, während die Augen eines Erwachsenen rund 24 Millimeter messen. Ein signifikantes Augenwachstum findet in den ersten zwei Lebensjahren statt. Ausgewachsen ist das Auge erst um das 20. Lebensjahr herum.
    • Augenfarbe: Die Augenfarbe eines Kleinkindes kann sich noch bis zu seinem 3. Lebensjahr ändern, ebenso wie seine Sehkraft.
    • Sehkraft: Wenn ein Neugeborenes anfangs noch leicht schielt oder sich nicht auf ein Gesicht konzentrieren kann, ist das kein Grund zur Besorgnis. Bessert sich dieses Sehverhalten jedoch nicht deutlich, ist es ratsam, ab dem Alter von etwa 6 Monaten einen Augenarzt aufzusuchen. Anhaltendes Schielen oder ein „faules Auge“ (Amblyopie) sollten diagnostiziert und entsprechend behandelt werden.

    Wussten Sie, dass Babys unter Wasser problemlos die Augen offenhalten und ihren Blick fokussieren können? Babys sind in den ersten Monaten ihres Lebens mit einem natürlichen Schwimmreflex ausgestattet. Dieser Reflex ermöglicht es ihnen, sich instinktiv im Wasser zu orientieren und zu bewegen, auch mit offenen Augen.

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