Die Entwicklung des Babys im Mutterleib

Das fetale Nervensystem

Gehirn und Nervensystem

Während der embryonalen Entwicklung entsteht das zentrale Nervensystem (ZNS), das aus Gehirn und Rückenmark besteht. Das ZNS entwickelt sich in einem Stadium, in dem eine Frau von ihrer Schwangerschaft meist noch nichts ahnt.

Wann entwickelt ein Fötus sein Gehirn?

Bereits in der 5. Schwangerschaftswoche beginnen sich die ersten Nervenzellen zu teilen und sich in Neuronen und Gliazellen – die Zelltypen, aus denen das Nervensystem besteht – zu differenzieren. Ebenfalls um die 5. Woche faltet sich die Neuralplatte in sich selbst und bildet das sogenannte Neuralrohr, welches sich bis etwa zur 6. SSW schließt und zum Gehirn und Rückenmark wird. Um die 10. Woche besitzt das Gehirn bereits eine kleine, glatte Struktur, die dem gleicht, was allgemein als Gehirn bekannt ist. Die Falten, die die verschiedenen Gehirnregionen bilden, entwickeln sich erst später in der Schwangerschaft.

Ab wann hat ein Fötus Gehirnaktivitäten?

Die ersten Synapsen im Rückenmark des Babys bilden sich während der 7. Schwangerschaftswoche. Ab der 8. Woche beginnt die elektrische Aktivität im Gehirn. Sie ermöglicht dem Baby, seine ersten (spontanen) Bewegungen zu koordinieren, die im Ultraschall bereits sichtbar sind. Bis zum Ende des ersten Trimesters folgen weitere unwillkürliche Bewegungen wie Dehnen, Gähnen und Saugen. Diese erfolgen bis zum Ende des zweiten Trimesters dann bereits deutlich koordinierter. Das Gehirn, das lebenswichtige Funktionen wie Herzfrequenz und Atmung steuert, ist in der Regel bis zum Ende des zweiten Trimesters vollständig entwickelt. Der zerebrale Kortex, der willkürliche Handlungen sowie das Denken und Fühlen steuert, übernimmt im dritten Trimester – also erst gegen Ende der Schwangerschaft – seine Aufgaben. Bei Frühgeborenen sind somit je nach Zeitpunkt der Geburt oftmals nur einfache „elektrische“ Aktivitäten in Regionen, die mit Sinnen wie Berührung und motorischen Fähigkeiten in Zusammenhang stehen, nachweisbar.

Die Entwicklungsphasen des Gehirns

Die Schwangerschaft wird in drei Hauptphasen unterteilt, die als Trimester bezeichnet werden. Jedes Trimester dauert rund 3 Monate und markiert verschiedene Entwicklungsstadien des Embryos bzw. Fötus. Wie geben Ihnen im Folgenden einen detaillierten Überblick über die Entwicklungsphasen des Gehirns vom ersten bis zum dritten Trimester:

Entwicklung im ersten Trimester
(Befruchtung bis 12. SSW)

Nur 16 Tage nach der Empfängnis bildet sich die neurale Platte des Fötus, die die Grundlage des Gehirns und Rückenmarks des Babys bildet. Sie wächst länger und faltet sich in sich selbst, bis diese Falte in eine Rinne übergeht und sich diese in das sogenannte Neuralrohr verwandelt. Sobald sich das Neuralrohr um die 6. Schwangerschaftswoche schließt, krümmt es sich und wölbt sich in drei Abschnitte, die gemeinhin als Vorderhirn, Mittelhirn und Hinterhirn bekannt sind. Gleich hinter dem Hinterhirn sitzt der Teil, der sich in das Rückenmark des Babys verwandeln wird. Bald blähen sich diese Bereiche in die fünf Gehirnregionen Zerebrum, Kleinhirn, Hirnstamm, Hypophyse und Hypothalamus auf.

Alle diese fetalen Gehirnbereiche benötigen noch Zeit, um voll funktionsfähig zu sein. Zwischenzeitlich bilden sich spezielle Nervenzellen, die sich durch den Embryo bewegen, um die Nervenentwicklung zu starten. Das Nervensystem besteht aus Millionen und Abermillionen von Neuronen. Jede dieser mikroskopischen Zellen hat winzige Verzweigungen, über die sie sich verbinden und miteinander kommunizieren. Daraus resultieren die ersten Synapsen. Das bedeutet im Wesentlichen, dass Neuronen interagieren und frühe Bewegungen wie das Einrollen in die fetale Position bzw. Kindslage erzeugen können. Weitere Bewegungen folgen schnell, wobei der Fötus seine sich entwickelnden Gliedmaßen in der Regel um die 8. Woche herum bewegen kann. Am Ende des ersten Trimesters verfügt der Fötus bereits über ein ganzes Repertoire an Bewegungen, die eine Schwangere noch nicht spüren kann. Etwa zur gleichen Zeit beginnt die Entwicklung des Tastsinns.

Entwicklung im zweiten Trimester
(13. bis 27. SSW)

Während des zweiten Trimesters steuert das Gehirn bereits regelmäßige Kontraktionen des Zwerchfells und des Brustmuskels, eine Art vorläufige Atembewegung. Auch die Saug- und Schluckimpulse werden geübt. Mit 21 Wochen kann der Fötus mittels natürlicher Reflexe mehrere Unzen Fruchtwasser am Tag schlucken. Damit wird ein weiterer Sinn angestoßen – der Geschmackssinn. Um die 18. Schwangerschaftswoche spürt eine Schwangere dann die ersten Tritte ihres Babys. Machen Sie sich jedoch keine Sorgen, sollte diese erste ein paar Wochen später einsetzen – gerade bei Erstgebärenden ist das durchaus normal. Etwa zur gleichen Zeit werden die Nerven des Kindes mit Myelin bedeckt, eine Art schützende Isolation, die die Kommunikation zwischen den Nervenzellen beschleunigt.

Gegen Ende des zweiten Trimesters ist der Hirnstamm des Babys, welcher Herzfrequenz, Atmung und Blutdruck steuert, fast vollständig ausgereift. In diesem Stadium ist das fetale Nervensystem ausreichend entwickelt. Jetzt kann das Kind laute Geräusche außerhalb der Gebärmutter wahrnehmen und sogar den Kopf in Richtung einer Stimme drehen. Eine weitere aufregende Entwicklung beginnt etwa in der 28. Woche. Ab dann weist die fetale Hirnwellenaktivität Schlafzyklen auf, einschließlich der sogenannten REM-Phase. Die meisten Träume finden in dieser Phase statt. Ebenfalls etwa um die 28. Woche herum tritt mit dem Blinzeln ein weiterer großer Reflex auf.

Entwicklung im dritten Trimester
(28. SSW bis zur Geburt)

Im dritten Trimester entwickeln und verkabeln sich Neuronen in rasantem Tempo. In den letzten 13 Schwangerschaftswochen verdreifacht das Gehirn sein Gewicht. Es wächst von etwa 100 Gramm am Ende des zweiten Trimesters auf fast 300 Gramm bei der Geburt. Auch die Form des Gehirns verändert sich. Seine einst glatte Oberfläche wird zunehmend gefurcht und eingedellt. Gleichzeitig entwickelt sich das Kleinhirn, das hauptsächlich für die motorische Kontrolle verantwortlich ist. Diese Entwicklung geht besonders schnell, schneller als jeder andere Bereich des fetalen Gehirns, vonstatten. Seine Oberfläche vergrößert sich in den letzten 16 Schwangerschaftswochen um das 30-fache. Dieses enorme Wachstum ist ein wichtiger Impuls für den zerebralen Kortex, welcher das Denken, Erinnern und Fühlen verantwortet. Obwohl dieser wichtige Bereich des Gehirns während der Schwangerschaft schnell reift, stellt sich die Funktionalität tatsächlich erst nach der Geburt ein. Und auch nach der Geburt – in den ersten Lebensjahren – reift er stetig und allmählich. Je bereichernder die Umgebung eines Babys ist, desto besser für die Entwicklung.

Entwicklungszeitplan des Gehirns

Je nachdem, welchen Aspekt der Funktion oder Anatomie des Gehirns man betrachtet, gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Gehirn in Regionen oder Bereiche einzuteilen. Grundsätzlich unterscheidet man jedoch in folgende fünf Hauptregionen:

  • Zerebrum: Der größte Teil des Gehirns, verantwortlich für Denken, Erinnern und Fühlen. Im Zerebrum befindet sich der zerebrale Kortex, einschließlich der Frontal- und Temporallappen.

  • Kleinhirn: Der Bereich, der für die motorische Kontrolle zuständig ist.

  • Hirnstamm: Der Motor, der viele der wichtigsten Funktionen des Babys antreibt, einschließlich Herzfrequenz, Atmung und Blutdruck.

  • Hypophyse/Hirnanhangdrüse: Diese erbsengroße Drüse im zentralen Nervensystem setzt Hormone in den Körper frei, die für Wachstum, Stoffwechsel und mehr verantwortlich sind.

  • Hypothalamus: Wichtigstes Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems, welches dafür sorgt, dass die Körpertemperatur konstant bleibt und darüber hinaus die Nahrungsaufnahme, Schlaf und Emotionen regelt. 

Wann hört das Gehirn auf, sich zu entwickeln?

Das Gehirn eines Babys oder Kleinkindes entwickelt sich stetig weiter. Forscher schätzen, dass dieser Prozess erst im Alter von etwa 25 Jahren aufhört. Vor allem während der ersten drei bis fünf Lebensjahre entwickelt sich das Gehirn eines Kindes rapide. Mit neun Jahren sind alle wichtigen Strukturen vorhanden. Der letzte Bereich des Gehirns, der sich während der Teenagerjahre entwickelt, ist der präfrontale Lappen (Kortex). Er ist für eine Vielzahl von Funktionen verantwortlich, die das Erwachsenenalter einläuten; darunter die kognitive Kontrolle, das Arbeitsgedächtnis, die Regulierung von Emotionen, das soziale Verhalten, aber auch die Flexibilität zwischen mehreren Verhaltensweisen. Bis der präfrontale Kortex voll entwickelt ist, wird die Entscheidungsfindung von der sogenannten Amygdala angetrieben. Dabei handelt es sich um den Teil des Gehirns, der für instinktive Reaktionen wie Angst verantwortlich ist.

Welche Nahrung ist gut für das Gehirn des Babys?

Idealerweise sollten Frauen, die versuchen, ein Kind zu bekommen, schon drei Monate zuvor mit der Einnahme von folgenden pränatalen Nahrungsergänzungsmitteln beginnen.

  • Folsäure: Da sich das Nervensystem einen Fötus von Anfang an entwickelt, ist es wichtig, täglich 400 Mikrogramm Folsäure (oder Vitamin B9) zu sich zu nehmen. Folsäure ist nicht nur für das fetale Zellwachstum essenziell, sondern auch für die Gewebeentwicklung und die DNA. Eine frühzeitige und ausreichende Aufnahme vor (und früh in) der Schwangerschaft reduziert die Wahrscheinlichkeit von schweren Neuralrohrdefekten, wie etwa die Spaltung der Wirbelsäule (Spina bifida) um 70 Prozent. Verschiedene Studien zeigen außerdem, dass eine ausreichende Aufnahme das Risiko einer Autismus-Spektrums-Störung um bis zu 40 Prozent reduzieren kann. Aus diesem Grund sollte Folsäure substituiert werden und auch bei der Ernährung auf folsäurehaltige Lebensmittel wie grünes Blattgemüse (Spinat), Grünkohl, Hülsenfrüchte, Eier und einige Zitrusfrüchte zu achten.
  • Omega-3: Ein weiterer wichtiger Nährstoff für die Entwicklung von Gehirn und Augen sind Omega-3-Fettsäuren, insbesondere DHA (Docosahexaensäure). Eine ausreichende Aufnahme dieses Strukturfettes ist insbesondere während des dritten Trimesters, wenn das Gehirn des Babys am schnellsten wächst, von entscheidender Bedeutung. DHA ist beispielsweise in fetthaltigen Kaltwasserfischen wie Lachs, Forelle und Sardinen enthalten. Vegetarier und Veganer sollten mit ihrem Arzt besprechen, welche Algenöl-Präparate ohne tierische Bestandteile empfehlenswert sind.

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