Abläufe, Hygienevorschriften und Operationsmethoden: Ein Allgemeinmediziner und ein OP-Pfleger aus Tansania erhielten im Rahmen einer Hospitation am Biberacher Sana Klinikum wertvolle Einblicke in die Abläufe im hiesigen OP. Das in Biberach gesammelte Wissen soll den Fachkräften dabei helfen, in ihrer Heimat die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern.
Welche OP-Techniken gibt es? Wie wird OP-Besteck gereinigt? Wie kann man einer Infektion wirksam vorbeugen? Um diese und weitere Fragen drehte sich der Besuch von Daud Pius, OP-Pfleger, und Aziz Ally, Allgemeinmediziner, aus dem ostafrikanischen Tansania. Im Rahmen eines Hospitationsprogramms der in Biberach ansässigen „Kühn Foundation“ konnten sich die Gäste mit den hiesigen Standards und Vorgehensweisen vertraut machen. „Der kulturelle Austausch war für beide Seiten eine positive Erfahrung“, erklärt Dr. Steffen Fritz, Chefarzt der Frauenklinik am Sana Klinikum Biberach. „Wir konnten unseren Kollegen aus Tansania im Rahmen dessen vielfältige Einblicke in den Arbeitsalltag unseres modernen Klinikums ermöglichen und Ihnen Tipps für die Arbeit in ihrer Heimat mit an die Hand geben. Und auch für uns war der kulturelle Austausch eine bereichernde Erfahrung."
In weiten Teilen Tansanias ist die medizinische Versorgung unzureichend. Durch mangelnde Hygiene im OP und bei der Wundversorgung kommt es immer wieder zu Infektionen, die schwere Folgen für die Patienten haben können. Auch die Heimatklinik von Ally und Pius, ein Missionskrankenhaus im Norden Tansanias, verfügt über eine sehr einfache Ausstattung. Das Ziel der in 2018 vom Biberacher Unfallchirurgen und Orthopäden Dr. Thomas Kühn gegründeten „Kühn Foundation“ ist es daher, die Situation in afrikanischen Kliniken durch die Versorgung mit Ausrüstung und Medikamenten sowie durch die Schulung von Personal nachhaltig zu verbessern. Dr. Kühn, der selbst jedes Jahr für mehrere Wochen in Tansania Aufbauarbeit in den dortigen Kliniken leistet, hat im Rahmen dessen auch diesen Erfahrungsaustausch organisiert. „Wir freuen uns sehr, dass wir im Biberacher Sana Klinikum so bereitwillig empfangen wurden“, so Kühn. „Die hier gewonnenen Einblicke in die Abläufe und Prozesse im OP-Bereich sind enorm hilfreich.“
Neben der einfachen Ausstattung ist das Missionskrankenhaus von Ally und Pius zudem sehr abgeschieden gelegen, die Straßenverhältnisse sind denkbar schlecht. An einen Weitertransport von Patienten in besser ausgestattete Kliniken ist so nicht zu denken. Daher ist es sehr wichtig, vor Ort lebensrettende Operationen durchführen zu können – sei es bei schweren Verletzungen oder beispielsweise auch bei Kaiserschnitten. In der Frauenklinik am Biberacher Sana Klinikum konnten die Besucher bei diversen Operationen hospitieren und dabei verschiedene OP-Techniken kennenlernen. „Es haben uns zudem weitere Klinikärzte angeboten, ihre Fachbereiche vorzustellen. Wenn uns die Zeit in Deutschland reicht, nehmen wir die Angebote gerne an und freuen uns auf den weiteren Wissensaustausch“, erklärt Kühn.
Die Biberacher Frauenklinik umfasst mit ihrem breit gefächerten Leistungsspektrum den gesamten Bereich der Frauenheilkunde sowie der Geburtshilfe und wird im chefärztlichen Team gemeinsam von Dr. Steffen Fritz und Privatdozent Dr. Dominic Varga geleitet. Dr. Steffen Fritz führt dabei schwerpunktmäßig die gynäkologischen abdominalchirurgischen sowie die vaginalchirurgischen Eingriffe im Haus durch. Als Senior Brustoperateur mit langjähriger Expertise hat er darüber hinaus die Leitung des zertifizierten Brustzentrums inne. Privatdozent Dr. Dominic Varga ist chefärztlicher Leiter der Geburtshilfe und ist zudem federführend für die Weiterentwicklung der minimalinvasiven Chirurgie sowie der Pränatalmedizin im Haus verantwortlich.