Unfälle und Krankheiten machen keine Ferien. Auch an Weihnachten benötigen Menschen medizinische Versorgung und müssen ins Krankenhaus. Eine schöne Tradition beschert den Patienten des Sana Klinikum Biberach, die Heilig Abend nicht zu Hause, sondern in der Klinik verbringen müssen, ein paar besinnliche Momente. Seit 1963 zaubern die Biberacher St.-Martins-Chorknaben am 24. Dezember den Patienten mit ihren glockenklaren Stimmen ein Lächeln ins Gesicht. Gerade die älteren Patienten sind vom Gesang der jungen Buben oft zu Tränen gerührt.
An Heilig Abend begegnen dem Besucher im Krankenhaus nur wenige Menschen. Jeder, dem es möglich ist, verbringt die Weihnachtsfeiertage zu Hause im Kreise der Familie. Wenn es medizinisch vertretbar ist, werden Patienten vor Weihnachten entlassen oder für ein paar Stunden beurlaubt. „Diejenigen, die im Haus sind, sind wirklich schwer krank“, sagt Dr. Ulrich Mohl, Ärztlicher Direktor am Sana Klinikum Biberach. Und für diese Patienten geben sich die Pflegekräfte und Ärzte große Mühe, Weihnachten so angenehm wie möglich zu gestalten. „Das Pflegepersonal versucht besondere Zuwendung zu geben und ein wenig Trost zu spenden“, erklärt Pflegedirektorin Ksenija Gajski.
Ein besonderer Moment für die Patienten, aber auch für das Personal ist jedoch, wenn auf den weihnachtlich geschmückten Stationen am 24. Dezember die klaren Stimmen des Knabenchores der Biberacher Stadtpfarrkirche St.-Martin erklingen. „Es ist wirklich rührend zu sehen, welche Wirkung die Chorknaben auf die Patienten und Mitarbeiter haben“, sagt Claudia Kopf, Mitarbeiterin der Verwaltung, die die Jungen während ihres Auftritts im Klinikum betreut. „Viele Patienten, gerade die älteren, sind vom Gesang und vor Dankbarkeit zu Tränen gerührt.“ Die Buben und jungen Männer zwischen sieben und 25 Jahren ziehen zwischen 14.00 und 16.30 Uhr über die Stationen des Krankenhauses und des Pflegeheims der St.-Elisabeth-Stiftung und stimmen pro Station drei bis vier Lieder an. Außerdem bringen die Chorknaben Geschenke für die Patienten mit, die sie nach ihrem Gesang verteilen.
„Nach dem Rundgang über die Stationen gibt es als Dankeschön im Speisesaal eine kleine Stärkung für die Jungen“, erklärt Kopf. „Die großen Chorknaben bekommen auch ein Gläschen Sekt.“ Die nunmehr 52 Jahre alte Tradition wurde von Chorleiter Kaplan Paul Pfaff nur ein Jahr nach Gründung des Chores 1963 ins Leben gerufen und wurde seitdem ohne Unterbrechung zu einer festen Einrichtung im Jahresablauf der Chorknaben. Selbst ehemalige Mitglieder finden sich jedes Jahr aufs Neue ein, um mit ihren jungen Kollegen dieses stimmungsvolle Erlebnis zu teilen. In dieser schönen Geste gegenüber kranken und alten Menschen und denjenigen, die sich um sie kümmern, kommt noch heute die seelsorgerische Grundeinstellung von Kaplan Pfaff zum Ausdruck.