Bruno und Mila heißen die neuen „Teammitglieder“ auf der Palliativeinheit des Biberacher Sana Klinikums. Ab August werden die ausgebildeten Therapiehunde zusammen mit Hundetrainerin Anja Oswald im Rahmen einer tiergestützten Therapie in der palliativen Behandlung eingesetzt. Dabei sollen die Tiere den Patienten nicht nur Abwechslung zum Klinikalltag spenden: Die zahlreichen positiven Auswirkungen auf Körper und Geist sind ein Grund, warum Therapiehunde immer häufiger auch in Krankenhäusern eingesetzt werden.
Seit acht Jahren versorgt eine Palliativeinheit in der Medizinischen Klinik des Biberacher Sana Klinikums schwerkranke Menschen in der letzten Lebensphase. Im Durchschnitt verfügt die Einheit über acht Betten und behandelt jährlich rund 170 Patienten – Tendenz steigend. Menschen bis zu ihrem Tod zu begleiten und ganzheitlich medizinisch zu versorgen, ist Teil der anspruchsvollen Tätigkeit des interdisziplinären Teams aus Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten und Seelsorgern. Die Behandlung zielt dabei in erster Linie auf die Linderung der akuten Beschwerden sowie die Verbesserung der Situation in dieser oftmals sehr intensiven Lebensphase ab. Im Rahmen dessen werden zahlreiche moderne Therapiemethoden, beispielsweise zur Linderung der Schmerzen oder der Behandlung von Atemnot, eingesetzt. Alternative Behandlungsmethoden, wie etwa die Aromapflege mit Duftölen, ergänzen darüber hinaus die Versorgung. Die Patientenzimmer und der Aufenthaltsbereich heben sich zudem in der Farbgestaltung von den weiteren Stationen im Klinikum ab.
Einen weiteren Weg im Bereich der palliativen Behandlung schlagen die Sana Kliniken darüber hinaus ab August mit der sogenannten tiergestützten Therapie ein. Für Prof. Dr. Christian von Tirpitz, Chefarzt der Medizinischen Klinik, eine Bereicherung: „Für mich ist diese sehr zeitgemäße Art der Therapie ein wichtiger Baustein sowie eine Weiterentwicklung unserer therapeutischen Möglichkeiten, gerade bei unseren schwerkranken Patienten auf der Palliativeinheit. Ich freue mich daher sehr, dass wir nun in die Umsetzung gehen können und hierfür auch die entsprechende Unterstützung von Seiten der Klinikleitung erhalten haben. Mein besonderer Dank geht hier an Frau Beckmann, die Ärztliche Leiterin der Palliativeinheit, die das Projekt initiiert und federführend im Klinikum umgesetzt hat.“
Kirsten Beckmann, Fachärztin für Innere Medizin und Palliativmedizin, übernimmt auch im weiteren Verlauf die Koordination im Haus. Ausschlaggebend für das Engagement war insbesondere der Austausch im Rahmen der sanaweiten Fachgruppen: „Die Erfahrungen der Kollegen waren durchweg positiv; insbesondere im Hinblick auf das subjektive Wohlbefinden der Patienten, welches gerade im Bereich der Palliativmedizin besonders im Mittelpunkt steht“, erklärt Beckmann. „Unserer Patienten sind oftmals in sich gekehrt und machen vieles mit sich selbst aus. Zudem haben sie häufig mit therapiebedingten Nebenwirkungen zu kämpfen. Von der Begegnung und insbesondere auch dem direkten Körperkontakt mit den Therapiehunden verspreche ich mir vielfältige positive Effekte - sowohl auf physischer, psychischer als auch auf sozialer Ebene. Dies geht soweit, dass durch die Ausschüttung von Endorphinen sogar das Schmerzempfinden in einem bestimmten Rahmen positiv beeinflusst werden kann.“ Therapiehunde werden so schon seit einigen Jahren in vielen Krankenhäusern und Altersheimen erfolgreich eingesetzt. Wissenschaftliche Studien bestätigen dabei den positiven Effekt, den der Umgang mit Tieren auf Patienten haben kann.
Umgesetzt wird die tiergestützte Therapie ab August einmal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dem TherepieHUNDEzentrum PARA-dogs, welches im nahen Emerkingen beheimatet ist. Die Hundetrainer des Zentrums verfügen über eine fundierte Ausbildung und nehmen regelmäßig an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen teil. Auch die eingesetzten Therapiehunde, die mit einem Brustgeschirr als solche gekennzeichnet sind, sind speziell ausgebildet und haben mehrere Prüfungen erfolgreich bestanden. Alle Hunde werden darüber hinaus regelmäßigen, prophylaktischen veterinärmedizinischen Untersuchungen und Behandlungen/Impfungen unterzogen und verfügen über ein Gesundheitszeugnis, welches jährlich neu ausgestellt werden muss. Zu-dem hat das Zentrum einen Hygieneplan erarbeitet, der den Einsatz der Hunde aus hygienischer Sicht regelt und die Einhaltung der strengen Vorschriften eines Krankenhausbetriebes sicherstellt. So wird unter anderem mit speziellen Unterlagen gearbeitet, die Hände werden nach dem Hundekontakt gewaschen und desinfiziert und die Tiere erhalten über einen Seiteneingang direkten Zugang zur Palliativeinheit, ohne andere Bereiche der Patientenversorgung zu kreuzen.
Der Ablauf der Therapie ist dabei sehr individuell und wird entsprechend auf den oder die jeweiligen Patienten zugeschnitten. „Natürlich nur, wenn die Patienten bereit dazu sind und keine medizinischen Bedenken oder gesundheitliche Einschränkungen, beispielsweise Allergien oder schwere Atemwegserkrankungen, vorliegen“, so Beckmann. Neben Einzelsitzungen können bei Bedarf auch Gruppentherapien durchgeführt werden. „Die Therapeutin übernimmt dabei die Betreuung des Patienten, sodass die Abläufe auf der Station nicht beeinträchtigt werden und für die Kollegen in der Pflege kein Aufwand im Rahmen der Therapie entsteht. Mit PARA-dogs haben wir hierfür den idealen Partner gefunden“, freut sich Kirsten Beckmann.