Das Management von kritischen Ereignissen gehört in einem Krankenhaus zum Alltag. Im Rahmen von ganztägigen Simulationstrainings haben Ärzte und Pflegekräfte des Biberacher Sana Klinikums jetzt eine Woche lang die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Notfallsituationen trainiert.
Ein Intensivpatient ist bewusstlos und in einer lebensbedrohlichen Situation; es zählt jede Minute. Eine Ärztin übernimmt die Einsatzführung und entscheidet, was in den nächsten Minuten von wem zu tun ist. Eine Szene, wie sie täglich auf einer Intensivstation vorkommen kann. Nur, dass es dieses Mal eine simulierte Szene ist und der Patient eine Trainingspuppe. Kein Notfall, sondern ein Training für Ärzte und Pflegekräfte, das die Sana Kliniken AG aktuell in Kooperation mit der InPASS - Institut für Patientensicherheit und Teamtraining GmbH deutschlandweit in ihren Häusern durchführt. Interprofessionelle Teams der Kliniken trainieren und evaluieren im Rahmen dessen unter Anleitung Notfallsituationen. Dabei geht das Training über die standardisierten Reanimationsschulungen hinaus, die regelmäßig in den Kliniken durchgeführt werden. Vielmehr geht es darum, Verhaltensweisen im Team zu beobachten, zu analysieren und zu optimieren. In medizinischen Notfallsituationen müssen schnell drei bis zehn Personen Hand in Hand arbeiten. „Selten liegen Fehler dabei im Fachwissen oder der Kompetenz einzelner Mitarbeiter begründet. In rund 70 Prozent der Fälle ist es vielmehr der sogenannte „human factor“, sprich das menschliche Verhalten in Krisensituationen sowie die Zusammenarbeit und die Kommunikation im Team, die zu Fehlern führt“, so Frank Op Hey von InPASS im Rahmen seines Impulsvortrags zum Start der Simulationstrainings. Umso wichtiger, dass die medizinischen Teams auch in akuten Krisenszenarien als eingespieltes Team agieren; ähnlich wie beispielsweise Piloten bei kritischen Flugsituationen. Klare Kommunikationsregeln können hier über Leben und Tod entscheiden. Während die Luftfahrt die Teamkommunikation in Notfallsituationen routinemäßig probt, ist ein solches Training in Krankenhäusern jedoch noch wenig verbreitet. Die Sana Kliniken AG nimmt damit eine Vorreiterrolle ein und investiert nachhaltig in die Sicherheit der ihr anvertrauten Patienten.
Das besondere an den Trainings ist, dass sie „In-House“ in den eigenen Behandlungsräumlichkeiten stattfinden. Die Teams werden so unter realistischen Bedingungen innerhalb der eigenen Struktur geschult. In Biberach ist dabei in Bereichen wie dem Schockraum der Notaufnahme, der Intensivstation, der Intermediate Care sowie der Endoskopie trainiert worden. Das hat den Vorteil, dass alle krankenhauseigenen Rahmenbedingungen und Prozesse analysiert und optimiert werden können. Die Mitarbeiter des Sana Klinikums Biberach erlernen und trainieren im Rahmen der simulierten Szenarien dabei effektive Strategien, ihre medizinischen Kenntnisse und Fähigkeiten auch in dynamischen und komplexen Situationen sicher anzuwenden. Neben medizinischen Aspekten geht es dabei schwerpunktmäßig um die Erkennung und Verbesserung von menschlichen Faktoren und Verhaltensweisen im Team. Dafür wird neben modernen Patientensimulatoren auch eine Audio-Videoanlage aufgebaut, die die einzelnen Szenarien im bewegten Bild festhält. Dies ermöglicht eine noch detailliertere Auswertung und Reflektion des eigenen Handelns. „Haben wir die richtige Entscheidung getroffen, was hat uns dazu bewegt, hätten wir einen anderen Weg gehen können? Fragen, denen im Rahmen der videogestützten Nachgespräche auf den Grund gegangen wurde mit dem Ziel, zum Nachdenken über den einen oder anderen Aspekt des Handelns anzuregen, gemeinsam gute Handlungen zu bestärken und für andere konstruktive Verbesserungsansätze und Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten“, erklärt Ksenija Gajski, Leiterin Prozess- und Qualitätsmanagement der Sana Kliniken Landkreis Biberach. „Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Es gibt jedoch bewährte Strategien, um Sicherheitslücken zu schließen und die Fehlerquote deutlich zu reduzieren, während gleichzeitig die Effizienz und die Effektivität der alltäglichen Arbeitsroutine gesteigert werden. Weitere Bereiche wie OP, Kreißsaal oder Herzkatheterlabor folgen daher im Rahmen der nächsten Simulationstrainings, die zukünftig im jährlichen Turnus an den Sana Kliniken im Landkreis Biberach durchgeführt werden“, so die Prozessmanagerin abschließend.