Jeden Tag übernehmen Hebammen die äußerst verantwortungsvolle Aufgabe, Frauen in der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett zu unterstützen. Für viele ist das Begleiten der werdenden Eltern in den emotionalsten Stunden der schönste Beruf der Welt. Anlässlich des internationalen Hebammentags am 5. Mai erzählen zwei Hebammen des Biberacher Geburtszentrums, was eine gute Geburtshilfe ausmacht.
Schon seit 40 Jahren ist Hildegard Schlumberger als Hebamme tätig. Hunderte Neugeborene hat sie in dieser Zeit auf dem Weg ins Leben begleitet, war Tag und Nacht mit Leidenschaft und Herzblut im Einsatz. Freudentränen und Momente des größten Glücks gehören zu ihrem Arbeitsalltag, genau wie Schmerzen – und manchmal auch Trauer und Verzweiflung. Eine ausgeprägte soziale Kompetenz ist in dem Beruf daher genauso wichtig wie das Know-how rund um Schwangerschaft, Entbindung und Wochenbett. „Meine Ausbildung habe ich bereits in den Jahren 1983 bis 1985 absolviert. Auch nach all den Jahren arbeite ich immer noch gerne als Hebamme und kann mir auch keinen erfüllenderen Beruf vorstellen“, erzählt Hildegard Schlumberger, die seit 2017 als Leitende Hebamme im Geburtszentrum des Biberacher Sana Klinikums beschäftigt ist. Seither hat sich einiges verändert: „Die Arbeit ist mittlerweile eine ganz andere. Hebammen brauchen inzwischen deutlich mehr Wissen über eventuelle mütterliche Vorerkrankungen, wie Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck“, so Schlumberger weiter. „Und natürlich braucht man als Hebamme jede Menge Fingerspitzengefühl, denn die Bedürfnisse der Mütter und Väter in einer solchen Situation sind mittlerweile sehr individuell.“ Kompetenzen, die das Resultat jahrelanger Berufserfahrung sind.
Auch die Ausbildung selbst ist anspruchsvoller geworden. Wer Hebamme werden will, muss seit 2020 studieren, immer im Wechsel zwischen Hör- und Kreißsaal. Laura Franke ist seit April 2020 in Ausbildung und studiert angewandte Hebammenwissenschaften an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim. Den Praxisteil ihrer Ausbildung absolviert sie im Biberacher Geburtszentrum. „Für mich stand fest, dass ich gerne im medizinischen Bereich arbeiten will. Nach mehreren Praktika in verschiedenen Kreißsälen habe ich mich schließlich für den Beruf der Hebamme entschieden.“ Dass immer weniger junge Leute diesen Beruf wählen, liegt laut Franke auch an den Rahmenbedingungen: „Die Arbeit ist psychisch wie physisch anstrengend und die Arbeit im Schichtdienst mit Nacht- und Wochenenddiensten stellt, vor allem für Kolleginnen, die selbst junge Mütter sind, oftmals eine Belastung dar.“ Doch aufgewogen wird das durch die vielen schönen Momente: „Hebamme zu sein ist ein spannender Beruf mit einem abwechslungsreichen und vielfältigen Berufsfeld. Am Anfang des Lebens dabei zu sein und Unterstützung zu leisten, fühlt sich sehr sinnvoll an.“
Im hebammengeführten Geburtszentrum in Biberach sind 19 Hebammen fest angestellt, zusätzliche acht Hebammenstudentinnen absolvieren hier unter der Anleitung von ausgebildeten Praxisanleitern den praktischen Teil ihrer Ausbildung. „Alle, die hier arbeiten, lieben ihren Beruf. Daher möchten wir den bei uns angestellten Hebammen so weit wie möglich mit individuellen Teilzeitmodellen und flexiblen Arbeitszeiten entgegenkommen. Diese Arbeit, die so viele von uns als Berufung empfinden, braucht attraktive Rahmenbedingungen. Und auch wenn wir nicht so knapp besetzt sind, dass wir Schwangere abweisen müssen, wie es in anderen Häusern der Fall ist, brauchen auch wir qualifizierten Nachwuchs.“ Denn für Hildegard Schlumberger ist Anfang nächsten Jahres Schluss. Im Frühjahr 2024 verabschiedet sich die Leitende Hebamme mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den wohlverdienten Ruhestand. „Ich werde die Arbeit hier sicher vermissen. Die Leitung des Biberacher Geburtszentrums bleibt jedoch in guten Händen.“
Weitere Informationen zum Geburtszentrum sind hier erhältlich.