Lichtenberg

Dipl. med. Heike Krüger, Oberärztin und Fachärztin für Pneumologie am Sana Klinikum Lichtenberg, gibt Tipps zur körperlichen Betätigung von COPD-Patienten.

Was tun bei Lungenerkrankungen im Winter?

Berlin, 4.2.2019. Die bedeutsamsten chronischen Lungenerkrankungen sind die chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) und das Asthma bronchiale. In Deutschland sind ca. 12 % der Bevölkerung betroffen. Der Fachausdruck „COPD“ bedeutet chronisch obstruktive Bronchitis, d.h. die  Atemwege sind chronisch verengt, so dass der Luftstrom vor allem beim Ausatmen behindert ist. Die Folge ist eine Überblähung der Lunge, das sogenannte Lungenemphysem. Der Austausch der Atemgase, d.h. die Sauerstoffaufnahme und die Kohlenstoffdioxidabgabe in der Lunge, sind bei fortgeschrittener Erkrankung beeinträchtigt. Rauchen ist dabei die Hauptursache. Die Inhaltsstoffe der Zigaretten reizen die Atemwege und zerstören den inneren Schutzmechanismus der Atemwege. Krankheitserreger sowie schädliche Umweltpartikel können leichter eindringen. Raucher bekommen deshalb auch häufiger Lungenentzündungen.

Das Asthma hingegen stammt aus dem Griechischen und bedeutet Beklemmung. Es handelt sich um eine chronische, anfallsartig auftretende, entzündliche Erkrankung der Atemwege, die mit einer erhöhten Empfindlichkeit der Bronchien gegenüber verschiedenen Reizen verbunden ist.

Während fast alle Lungenerkrankungen in den letzten zehn Jahren weiter zugenommen haben, ist die Entwicklung bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) besonders dramatisch, sie ist häufiger als das Asthma. Experten gehen davon aus, dass von Menschen über 40 in Deutschland etwa zehn bis zwölf Prozent betroffen sind.

Die Wirksamkeit von körperlicher Betätigung im Sinne von „Lungensport“ ist bei Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen wissenschaftlich bewiesen und ebenso wichtig wie die medikamentöse Therapie, betont auch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie. Menschen mit chronischer Lungenerkrankung können so ihre Atemnot reduzieren, das gesundheitliche Befinden und die Teilhabe am Leben verbessern.

Dem steht allerdings entgegen, dass die Patienten durch ihre Krankheit an chronischer Atemnot leiden und nur eingeschränkt belastbar sind, sodass sie körperliche Belastungen eher vermeiden. Dies kann leicht in einem Teufelskreis enden. Ohne Bewegung werden Herz, Kreislauf und Muskulatur geschwächt, die Atemnot nimmt zu und die Lebensqualität ab. Nicht selten wird dies auch von Depressionen und zunehmender sozialer Isolation begleitet.

Geeignetes körperliches Training führt hingegen zu einer Zunahme der Leistungsfähigkeit und einer Abnahme der Atemnot und damit zu einer Verbesserung der Lebensqualität. Dabei kommt es vor allem auf eine angemessene Dosierung der Belastung an: also weder zu viel – noch zu wenig.

Im Winter, wenn es draußen feucht und kalt ist, fällt es vielen Menschen schwer, vor die Tür zu gehen. Die Luft ist aber auch deutlich allergenärmer, d.h. der Pollenflug ist zum Erliegen gekommen und kann bei  Asthmatikern keine Atemnot auslösen.Meine Tipps zur Verbesserung des persönlichen Wohlfühlens und der Lebenserwartung in der kalten Jahreszeit sind:

 

  • Kalte Luft als solche macht nicht krank!
  • Aktivitäten im Freien langsam anfangen, zum Beispiel mit 15 Minuten spazieren gehen und steigern. Nicht überlasten!
  • Atmen Sie ausschließlich durch die Nase ein. Dadurch gelangt ausreichend angewärmte und angefeuchtete Luft in die Lunge.
  • In warmer Kleidung geschützt auch im Winter spazieren gehen.
  • Möglichst keine Aktivitäten bei Temperaturen von unter -10°C.
  • Vermeidung von Erkältungen, indem sie die Atemwege schützen, zum Beispiel mit einem Tuch vor dem Mund.
  • Ggf. Schrittzähler als Trainingskontrolle und zur Erfolgskontrolle mitnehmen.
  • Nehmen Sie das atemwegserweiternde Notfallspray immer mit!
  • Impfungen sind wichtig! Pneumokokken sind die häufigsten Bakterien, die eine Lungenentzündung und eine eitrige Bronchitis verursachen können. Es wird eine Impfung angeboten, die 5 Jahre wirksam ist. Bereits im Herbst sollte gegen Grippe (Influenza) geimpft werden.
  • Für Asthmatiker und Allergiker ist es wichtig zu wissen, dass die Hausstaubmilbe auch im Winter sehr aktiv sein kann. Daher wird empfohlen, das Schlafzimmer und am besten die ganze Wohnung einmal am Tag richtig zu lüften. Ab ca. 15°C und tiefer sterben Hausstaubmilben ab.
  • Die feuchte Jahreszeit bringt auch Nässe ins Haus. Es sollte ca. 2-3 x pro Tag für ca. 10 Minuten gelüftet werden, um auch Schimmelbildung nicht zu fördern.
  • Häufiges Schwitzen bei zu warmer Kleidung oder Frieren fördern Erkältungen. Gleiches gilt für eine zu warme oder zu kalte Wohnung. Im Schlafzimmer ist eine Raumtemperatur von 18-20° Grad zu empfehlen.
  • Ausgewogene Ernährung (Vitamine), eine „gesunde“ Lebensweise (nicht rauchen!) und ggf. das Meiden von Menschenansammlungen oder „schniefenden“ Kindern sind sinnvolle vorbeugende Maßnahmen hinsichtlich von Erkältungen.

Arnd-Oliver Noack
Referent Unternehmenskommunikation
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