Lichtenberg

Ein Gespräch mit Experte Dr. Jens-Peter Scharf, Chefarzt der Frauenklinik am Sana Klinikum Lichtenberg

Fit in der Schwangerschaft – auch werdende Mütter sollten auf Sport nicht verzichten

Lichtenberg, 4. Juni 2018. Das schöne Wetter derzeit lädt zu Bewegung und Sport unter freiem Himmel ein. Doch viele Schwangere setzen ihren Sport aus oder verringern ihr Fitnessprogramm. Sie haben Angst, die Schwangerschaft zu gefährden oder dem ungeborenen Kind zu schaden. Diese Befürchtungen beobachtet auch Dr. Jens-Peter Scharf; er leitet den Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe am Sana Klinikum Lichtenberg.
 

Ist Sport in der Schwangerschaft gefährlich?

Nein, in der Regel nicht. Wer sich bewegt und fit hält, tut in aller Regel sich und dem Kind gut, denn Sport regt den Kreislauf und die Sauerstoffversorgung an. Man sollte keine Angst davor haben, dadurch eine Fehlgeburt auszulösen. Der Glaube, dass Reize wie das Auftreten beim Joggen oder das Schaukeln beim Schwimmen eine Fehlgeburt begünstigten, ist ein hartnäckiger Irrglaube. Gerade das Schaukeln im Mutterleib kann sogar die Entwicklung des Kindes fördern, insbesondere die Sinnesorgane.
 

Worauf sollten schwangere Frauen beim Sport achten?

Bei uns im Sana Klinikum Lichtenberg werden jährlich knapp 3800 schwangere Frauen stationär betreut. Wir sind ein Klinikum der Schwerpunktversorgung  mit einem Perinatalzentrum Level 2. Bei uns gibt es alles, von der ganz normalen, unkomplizierten Geburt bis hin zu Zwillings- oder anderen Risikogeburten. Da gilt die Sportempfehlung nicht für jede Frau im gleichen Maße, aber nur bei wenigen Frauen ist von Sport ganz abzuraten. Grundsätzlich sollte der Sport aber mit dem betreuenden Frauenarzt abgestimmt werden. Außerdem sollten Schwangere von Kontaktsportarten wie Kampfsport oder Boxen, sowie von Sportarten mit sehr abrupten Bewegungsabläufen wie beim Squash, Tennis oder Basketball absehen. Und – es geht nicht um Hochleistungssport, sondern um eine regelmäßige, leichtere sportliche Bewegung.

 

Was sind die Vorteile für Sport in der Schwangerschaft?

Sport baut Stress ab, hebt die Laune und fördert so das Wohlbefinden. Dazu verbessert die Bewegung auch die Sauerstoffversorgung und die Abwehrkräfte werden gestärkt. Außerdem erleben sportlich aktive Frauen die Geburt meist als einfacher, und die Entbindungen dauern häufig kürzer. Die Frauen benötigen oft weniger Schmerzmittel und erhalten seltener einen Dammschnitt. Auch verringert sportliche Aktivität die Gefahr für Gefäßerkrankungen und das Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes. Sportliche Bewegung hilft auch dabei, einer eventuellen Gewichtszunahme vorzubeugen und sportlich aktive Mütter finden meist nach der Geburt schneller wieder zu einem ausgewogenen Körper- und Lebensgefühl.

 

Welche Sportarten eignen sich denn besonders für werdende Mütter?

Eigentlich viele: Nordic Walking und Radfahren helfen gegen Wassereinlagerungen in den Beinen – und auch die frische Luft ist besonders gut für die werdenden Mütter. Das hilft auch Übelkeit und Schwindel in den ersten Schwangerschaftsmonaten abzubauen. Aus dem Bereich Gymnastik und leichtes Turnen sind besonders Mobilisationsübungen für Schultern und Becken empfehlenswert. Sehr gut ist auch Sport im Wasser, also Wassergymnastik. Dies ist besonders für die zweite Schwangerschaftshälfte geeignet, wenn der Bauch schon deutlich zu spüren ist, da die Bewegung im Wasser die Gelenke schont. Andere Sportarten, wie zum Beispiel Yoga, eignen sich besonders gut für Frauen, die erst während der Schwangerschaft mit dem Sport beginnen möchten. Aber auch ausgedehnte Spaziergänge, Tanzen oder leichtes Aerobic kommen in Frage. Persönlich empfehle ich immer Sport in der Gemeinschaft. Es gibt auch von vielen Krankenkassen besondere Sportangebote für Schwangere. Da können sich die Schwangeren zum einen mit anderen Schwangeren austauschen, außerdem haben die Trainer meist viel Erfahrung mit Kursteilnehmerinnen.

 

Haben Sie noch einen besonderen Tipp?

Ja, Achtung im Hochsommer: Wie alle Sportler sollten auch werdende Mütter bei hochsommerlichen Temperaturen darauf achten, sich und das ungeborene Kind beim Sport nicht zu überhitzen.

 

Britta Frischemeyer
Pressesprecherin und stellv. Leitung Unternehmenskommunikation
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