Das Sana Klinikum Lichtenberg und das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge haben am 1. September 2021 die erste Schmerztherapeutische Tagesklinik für Kinder und Jugendliche in Berlin und Brandenburg gestartet. Zur feierlichen Eröffnung sprach Martin Matz, Staatssekretär für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung.
Nach Angaben der Deutschen Schmerzgesellschaft leidet im Schnitt jedes fünfte Kind mindestens einmal pro Woche unter Schmerzen – am häufigsten unter Kopfschmerzen, gefolgt von Bauch- und Rückenschmerzen. Meist werden die Kinder durch diese Beschwerden kaum belastet. Sie wenden automatisch Schmerzbewältigungsstrategien an, lenken sich ab oder legen Ruhepausen ein.
Vor allem Ängste, Schulprobleme und Depressionen können die Folge unzureichend behandelter chronischer Schmerzen sein. Umgekehrt zeigen viele Studien, dass eine hohe emotionale Belastung des Kindes, zum Beispiel aufgrund familiärer oder schulischer Konflikte, zu chronischen Schmerzen beitragen kann.
Ziel der ersten Schmerztherapeutischen Tagesklinik für Kinder und Jugendliche in Berlin und Brandenburg ist es, junge Betroffene bei der Erarbeitung von aktiven Bewältigungsstrategien zu unterstützen und so zur Verbesserung der Lebensqualität und langfristiger Teilhabe beizutragen.
„Gerade in der COVID-19 Pandemie sehen wir einen zusätzlichen Bedarf für die differentialdiagnostische Abklärung und Behandlung chronischer Schmerzzustände“, so Jean Franke, Geschäftsführerin der Sana Kliniken Berlin-Brandenburg.
Die interdisziplinäre, multimodale, schmerztherapeutische Tagesklinik schließt eine Versorgungslücke und ist eine Kooperation der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (Chefarzt Prof. Dr. Tobias Tenenbaum) sowie der Klinik für Manuelle Medizin (Chefarzt Dr. Jan Emmerich) des Sana Klinikums Lichtenberg und der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Chefärztin Dr. Rita May) des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge. Die Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie des KEH hat sich bereits über lange Jahre auf der pädiatrischen Station für Psychosomatik bewährt.
„Das Angebot unserer Schmerztherapeutischen Tagesklinik richtet sich an bis zu acht Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren mit chronischen, den Alltag beeinträchtigenden Schmerzen“, berichtet Prof. Dr. Tobias Tenenbaum als Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Sana Klinikum Lichtenberg.
Der Schwerpunkt der Behandlung liege auf einer intensiven Gruppen- und Einzelarbeit mit acht Kindern und Jugendlichen über einen Zeitraum von bis zu fünf Wochen.
Den jungen Patient*innen steht ein interdisziplinäres Team zur Seite, bestehend aus Kinderneurolog*innen, Kinderpsychiater*innen, Schmerztherapeut*innen, Manualmediziner*innen, Psychotherapeut*innen, Physio- und Bewegungstherapeut*innen, einer Musiktherapeutin, spezialisierten Pflegekräften und Erzieher*innen sowie einer Sozialarbeiterin.
Durch die Zusammenarbeit der verschiedenen Fachrichtungen wird ein modernes, nach dem bio-psycho-sozialen Modell ausgerichtetes, multimodales Therapiekonzept angeboten.
Unter Berücksichtigung der jeweiligen Bedürfnisse wird für jede/n Patient*in ein individueller Therapieplan erstellt, basierend auf Gesprächen, Psychoedukation, Schulungen, physio- und musik-therapeutischen Elementen, Entspannungsverfahren sowie gemeinsamer Bewegung und Erlebnissen.
Die intensive Elternarbeit ist ebenfalls Teil des Konzeptes. Für die Indikationsstellung sowie für eine etwaige Nachbetreuung werden die Patient*innen in der Schmerzambulanz des ambulanten SPZ (Sozialpädiatrisches Zentrum) interdisziplinär betreut.