... Heute nun folgt der zweite Teil von Fragen, die Sie öfters bewegen, wenn Sie (chronische) Beschwerden im Bewegungssystem haben.
In der Schmerztherapie finden Sie verschiedene Spezialisten und Fachrichtungen, die sich auf das Thema Schmerz spezialisiert haben.
Bevor Sie sich also an einen Facharzt/-ärztin wenden, ist es ratsam sich zu überlegen, welche Fragen Sie bei Ihrem Besuch beantwortet haben wollen und in welcher Richtung und mit welchen Methoden bzw. Therapieansatz Sie weiter behandelt werden wollen.
„Macht mich meine Arbeit kaputt?“
Schmerzen und Funktionseinschränkungen erlangen eine deutlich größere Bedeutung, wenn sie zu einer Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit führen. Oft zeigen sich jedoch schon im Vorfeld Gedanken und Sorgen bei den Betreffenden, die sich auf die Arbeit beziehen. Nicht immer sind die Gedanken hilfreich. Manchmal führen die Überlegungen zu einer Verhaltensänderung, bereits die zu einer ersten Beschwerdebesserung führt. Doch eventuell suchen Sie noch nach Antworten nach dem Zusammenhang Ihrer Beschwerden mit Ihrer Arbeit oder nach Möglichkeiten, wie Sie Unterstützung in Ihrer Arbeit erhalten können? Auch hier sind Sie richtig bei einem Rehabilitationsmediziner oder einem Gutachter. Häufig stellt hier eine Rehabilitation eine Unterstützung in die gewünschte Richtung dar. Manchmal sind Anpassungen der Arbeitssituation schon ausreichend. Diese Maßnahmen werden als Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) bezeichnet.
An dieser Stelle schon mal einige Fragen zu Ihrem Beruf:
- Haben Sie Sorgen, dass durch eine Aufrechterhaltung Ihrer Arbeit die Beschwerden weiter zunehmen?
- Haben Sie einen Betriebsarzt, mit dem Sie sich hierzu austauschen können?
- Kennen Sie unterstützende Möglichkeiten an Ihrem Arbeitsplatz, die Sie in Anspruch nehmen könnten, wie zum Beispiel eine Anpassung des Schreibtischumfeldes?
- Gehen Sie davon aus, dass Sie nach einer Unterbrechung wie einer Krankschreibung ohne Einschränkungen wieder Ihre Arbeit aufnehmen können?
- Gibt es Konflikte oder anderen Stress an Ihrem Arbeitsplatz, die über das für Sie erträgliche Maß hinausgehen?
- Sind Sie für Ihre Arbeit ausreichend gut ausgebildet?
- Denken Sie über einen Wechsel des Arbeitsplatzes nach?
„Bilde ich mir den Schmerz denn nur ein?“
Schmerz ist ein unangenehmes, oft störendes Signal, das im Akutfall für eine Schädigung oder einen drohenden Schaden spricht, wie bei einem Unfall oder einer Entzündung. Schmerzen werden in jedem Fall über unser Nervensystem wahrgenommen. Es ist mittlerweile sehr gut bekannt, welche Zentren im Gehirn aktiv sind, wenn die betreffende Person Schmerzen empfindet. Einige dieser Hirnzentren sind allerdings auch aktiviert, wenn übermäßiger Stress besteht, eine Depression, Angstzustände oder eine soziale Isolation. Von einer Funktions-MRT des Gehirnes kann man daher nicht ablesen, ob die betreffende Person Schmerzen hat oder depressiv ist. Auch können Schmerzstärke und Schmerzqualität nicht gemessen werden. Dafür ist der Mediziner auf die Angaben des Patienten angewiesen. Etabliert sind sogenannte Schmerzfragebögen, die Patienten im Vorfeld oder in der Praxis bzw. Klinik ausfüllen. Damit fällt es dem behandelnden Arzt oder Therapeuten besser, die einzelnen Aspekte des Schmerzes zu verstehen und sich schneller ein komplexes Bild über die Schmerzaspekte zu machen.
Beispiele für Schmerzfragebögen finden Sie hier:
„Hängt meine Beschwerden mit Stress zusammen?“
Es gibt deutliche Zusammenhänge zwischen erhöhtem Stresserleben und vermehrter Schmerzwahrnehmung. Dies hängt mit einer erhöhten Aktivität der schmerzverarbeitenden Zentren zusammen und mit einer erniedrigten Schmerzschwelle, einer so genannten Sensibilisierung. Diese Zusammenhänge können Sie mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen, im besten Fall mit Ihrem Schmerztherapeuten. Natürlich sind diese Fragen auch gut bei einem Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie oder einem Psychotherapeuten aufgehoben.
Orientierende Fragen zum Thema Stress und Schmerz sind zum Beispiel:
- Finden Sie in Ihrem Alltag ausreichende Momente zum Entspannen?
- Fällt es Ihnen leicht, mal nichts zu tun oder müssen Sie immer in Aktivität bleiben?
- Nehmen Sie Ihre Alltagsprobleme mit in die Nacht? Haben Sie Schwierigkeiten mit dem Schlafen?
- Verstärken sich Ihre Beschwerden in entspannten Phasen, wie zum Beispiel am Wochenende oder im Urlaub?
- Merken Sie die Beschwerden verstärkt während oder nach stressreichen Situationen?
- Kennen Sie Entspannungstechniken? Wenn ja, wenden Sie sie auch regelmäßig an?
„Was ist der richtige Sport für mich?“
Die Frage nach dem geeigneten Sport wird meist dann aktiv, wenn die Beschwerden durch die Behandlungen weniger werden oder wenn der Heilungsprozess weiter fortgeschritten ist. Dann kann die Belastung erhöht werden, um die eigene Leistungsfähigkeit wieder an die Anforderungen im Alltag und Beruf anzupassen. Dabei ist dann zu klären, ob die Gewebebelastbarkeit schon ausreichend wiederhergestellt ist für die betreffende Sportart. Eventuell wurde dieser Sport ja schon im Vorfeld ausgeführt und man möchte die Aktivität wiederaufnehmen. Mit diesen Fragen sind Sie also bei einem Sportmediziner an der richtigen Stelle. Einige Aspekte zu Belastbarkeit und Training können Sie auch, wie schon oben erwähnt, mit Ihren Physio- oder Sporttherapeuten besprechen.
„Wird es wieder gut, es dauert schon so lange?“
Bei lang andauernden Beschwerden im Bewegungssystem entwickelt sich oft ein Teufelskreis, aus dem es für die Betreffenden schwer und schwerer wird, aus eigenen Kräften herauszukommen. Oft liegen dann auch mehrere relevante Faktoren vor, die einen Einfluss auf den Schmerz haben. Dann ist es schwer, eine einzige Methode zu finden, mit der der Betreffende aus dem Teufelskreis herauskommen kann.
Hier ist dann oft eine Behandlung in einem Team erforderlich, was in den Therapieprogrammen oft unter den Begriffen „interdisziplinär“ und „multimodal“ bezeichnet ist. In dem Fall sind mehrere Spezialisten gefragt, die gemeinsam mit den Patienten die offenen Fragen klären, die Befunde bewerten und ein darauf abgestimmtes komplexes Behandlungsprogramm anbieten. Im Verlauf der Behandlung können auch gemeinsam mit den Betroffenen die am besten geeigneten Strategien entwickelt werden, mit denen ein Weg aus dem Schmerz heraus gefunden werden kann und auch der Alltag wieder besser und besser bewältigt werden kann.
Wenn Sie zu dem Thema weitere Fragen haben oder professionelle Unterstützung benötigen, kontaktieren Sie uns gern. Wir können diese Fragen im Rahmen unseres therapeutischen Angebotes mit Ihnen klären oder Sie an andere medizinische Unterstützungsmöglichkeiten weitervermitteln.