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Magazinbeiträge aus der Tagesklinik - Manuelle Medizin

Berlin

Ich hab‘ da mal eine Frage - Teil1

... Heute beschäftigen wir uns mit den Fragen, die Sie in der Regel beantwortet haben wollen, wenn Sie (chronische) Beschwerden im Bewegungssystem haben. Und an welchen Arzt wenden Sie sich mit Ihren Anliegen? In der Schmerztherapie finden Sie verschiedene Spezialisten und Fachrichtungen, die sich auf das Thema Schmerz spezialisiert haben.

Bevor Sie sich also an einen Facharzt oder Fachärztin wenden, ist es vielleicht ratsam sich zu überlegen, welche Fragen Sie bei Ihrem Besuch beantwortet haben wollen und in welcher Richtung und mit welchen Methoden bzw. Therapieansatz Sie weiter behandelt werden wollen.
 

„Woher kommen meine Beschwerden?“

Ein akuter Schmerz hat häufig eine klar erkennbare Ursache, sei es aufgrund zum Beispiel einer Verletzung oder eines Gallenblasensteins. Wiederholt auftretende oder sogar chronisch fortbestehende Schmerzen sind häufig den Betreffenden nicht so klar verständlich und benötigen oft eine tiefergehende Abklärung. Der Hausarzt oder Hausärztin, das kann sowohl ein Facharzt für Allgemeinmedizin oder ein Internist sein, hat sich den allgemeinen Blick auf Ihre Gesundheit auf die Fahnen geschrieben. Hier sind Sie in besten Händen im Sinne eines Weichenstellers, der Sie im Bedarfsfall zur Abklärung spezifischer Fragen an andere Fachrichtungen überweist. Hausärzte kennen Sie in der Regel am besten, falls Sie sich dort regelmäßig vorstellen. Auch behandeln Hausärzte oft die ganze Familie, so dass auch Kenntnis besteht über das familiäre Gefüge, vererbbare Anlagen für Krankheiten wie z.B. Bluthochdruck oder Migräne, aktuelle Stressbelastungen durch schwerwiegende Erkrankungen von Familienmitgliedern sowie über Details, über die nicht so oft gesprochen wird. Daneben kennt ein Hausarzt Sie im idealen Fall am besten, so dass neue körperliche oder psychische Veränderungen bei einer neuen Vorstellung auch besser wahrgenommen werden können.

Zu den Schmerzursachen einige Fragen an Sie:

  • Glauben Sie, dass der Schmerz für eine körperliche Ursache steht?
  • Gehen Sie davon aus, dass etwas in Ihrem Körper nicht stimmt?
  • Könnte der Schmerz anzeigen, dass etwas kaputtgegangen ist?
  • Haben Sie den Eindruck, dass die richtige Ursache nur noch nicht gefunden ist?
  • Haben Sie Sorge, dass etwas Schlimmes hinter dem Schmerz steckt?
  • Vertrauen Sie Ihrem behandelnden Arzt?
  • Wurden Ihnen von unterschiedlichen Behandlern verschiedene Aussagen zu den Ursachen Ihrer Beschwerden gemacht?
  • Fühlen Sie sich durch die voneinander abweichenden Aussagen verunsichert?
  • Glauben Sie, dass Sie besser mit den Beschwerden umgehen können, wenn Sie den richtigen Namen für Ihre Erkrankung kennen?

„Muss das operiert werden?“

Suchen Sie eine Antwort auf die Frage, ob etwas im Bewegungssystem kaputt oder so sehr abgenutzt ist, dass es operiert werden muss, gehen Sie in der Regel zu einem Orthopäden oder Unfallchirurgen. Falls sich diese Frage auf die Wirbelsäule bezieht, sind Sie natürlich bei einem Neurochirurgen gut aufgehoben. Diese Fachärzte kennen sich am besten mit operativen Eingriffen, Korrekturen, Hilfsmittelversorgungen wie Korsetts oder orthopädischem Schuhwerk oder Injektionsbehandlungen aus.

Zu dem operativen Vorgehen einige Fragen an Sie:

  • Wäre das die erste Operation für Sie oder wurden Sie schon mal operiert?
  • Fühlen Sie sich bezüglich der Vorteile und Risiken der Operation ausreichend aufgeklärt?
  • Fühlen Sie sich bezüglich der Vorteile und Risiken der Narkose ausreichend aufgeklärt?
  • Haben Sie die Vorstellung, dass das Problem gelöst ist, sobald die Operation stattgefunden hat?
  • Ist eine Spritzenbehandlung geplant?
  • Haben Operationen oder Spritzenbehandlungen in der Vergangenheit gewirkt? Erhoffen Sie sich nun erneut die gewünschte Wirkung?
  • Haben Sie den Eindruck, Ihr Körper ist „Schrott“, „abgenutzt“ oder „runtergerockt“? Erhoffen Sie sich eine Behebung des „Schadens“ durch die OP?

„Was kann ich gegen die Schmerzen einnehmen?“

Bei einem ärztlichen Schmerztherapeuten kann die Frage beantwortet werden, ob das Symptom, also in diesem Fall der Schmerz, mit Chemie behandelt werden kann. In den meisten Fällen haben Sie dann einen Anästhesisten oder eine Anästhesistin vor sich. Es sind aber häufig auch Hausärzte, Orthopäden oder Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin, die sich als Schmerztherapeuten spezialisiert haben. Schmerzmedikamente werden auch Analgetika genannt. Mit der Frage nach dem passenden Analgetikum geht es also um Symptomkontrolle, Betäubung, akute oder langfristige Linderung zur Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit, um Versorgung mit starken Schmerzmitteln wie Opioiden oder weniger starken Schmerzmitteln wie Entzündungshemmern (Antiphlogistika). Die Schmerzmittel können unter Umständen eine sehr geringe Stärke und Dosierung haben, wie im Fall von pflanzlichen Heilmitteln, auch Phytopharmaka genannt.

Zu Schmerzmedikamenten einige Fragen an Sie:

  • Haben Sie Erfahrungen mit Schmerzmedikamenten? Wenn ja, wie haben Ihnen diese in der Vergangenheit geholfen?
  • Sind Sie Tabletten und Tropfen gegenüber skeptisch eingestellt?
  • Wie gut wirken die Tabletten bei Ihnen?
  • Spüren Sie Nebenwirkungen durch die Analgetika, wie Verdauungsprobleme, Schlafprobleme, Schwierigkeiten mit der Konzentration oder machen die Tabletten Sie müde?
  • Haben Sie schon „alles an Medikamenten durch“?
  • Haben Sie Sorge, durch die Analgetika abhängig zu werden oder haben Sie diese Erfahrung bereits gemacht?
  • Führen Sie ein Schmerztagebuch?

„Was kann ich selbst dafür tun, dass meine Beschwerden besser werden?“

Bei einem Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin erhalten Sie Antworten, warum etwas nicht mehr so gut funktioniert, wie Sie Funktion wiederherstellen können und langfristig vorsorgen können. Hier stammt das geeignete Therapiemittel in der Regel aus dem Bereich der Physik. Physikalische Reize in der Medizin können mechanisch sein, wie Druck und Zug. Dazu gehören dann manuelle Behandlungen, wie Massage, Chirotherapie oder osteopathische Techniken, aber auch eine aktive Bewegungstherapie gegen die Schwerkraft, mit Gewichten, Zugbändern, Wasserwiderstand oder Widerstand von Geräten. Es können die Geschicklichkeit, Ausdauer, Entspannung, Schnelligkeit oder Kraft im Rahmen der Therapie trainiert werden. Physikalische Reize können auch elektrisch sein, wie bei TENS-Strom, EMS-Geräten, Ultraschall und anderem. Verschiedene Temperaturreize gehören auch im Rahmen der Therapie gegeben werden, wie Wärme oder Kälte. Hierzu zählen dann zum Beispiel kalte Güsse, warme Wickel, Sauna, Wechselduschen oder Kühlpackungen.

Mit dem Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin und den Therapeuten können Sie am besten besprechen, welche Übungen für Sie geeignet sind. Sie können die Frage klären, welche Hausübungen täglich durchgeführt werden müssen oder welche nur im Bedarfsfall erforderlich sind, wenn also der Schmerz wieder auftritt. Sie können dort auch besprechen, welche Strategien zur Entspannung oder Ablenkung für Sie geeignet sind.

Hier sind einige Fragen zu den eigenen Möglichkeiten, wie Sie Ihre Beschwerden selbst lindern können:

  • Haben Sie bestimmte Hausmittel oder Anwendungen, wie zum Beispiel kalte Wickel oder eine warme Dusche, oder eine Änderung von Gewohnheiten, die Ihnen Linderung bereitet?
  • Sind Sie körperlich aktiv?
  • Haben Sie körperliche Aktivitäten wegen der Beschwerden einstellen müssen?
  • Hatten Sie schon Krankengymnastik oder Manuelle Therapie verordnet bekommen?
  • Haben Sie dabei auch aktive Übungen gemacht?
  • Kennen Sie Eigenübungen? Wenn ja, wie motiviert Sind Sie, diese zu machen?
  • Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Hausübungen ausreichend wirken?
  • Haben Sie Zeit für körperliche Hausübungen oder für ein Training?
  • Glauben Sie, dass Sie mit körperlichen Übungen, Therapien oder Training die Beschwerden in die positive Richtung verändern können?
  • Haben Sie schon einige Dinge in Ihrem Leben verändert? Ist die gewünschte Wirkung dadurch eingetreten? Wie geht es Ihnen mit dem Ergebnis?

Hierhin gehört auch die Frage nach Ordnungstherapie, den Beitrag können Sie hier nachlesen.

Fragen zur richtigen Technik, Dosierung und Ausführung können Sie natürlich auch mit Ihren Krankengymnasten oder Fitnesstrainern besprechen.

Dr. Stephan Vinzelberg | Ltd. Oberarzt Klinik und Tagesklinik Manuelle Medizin (Lichtenberg)
Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin 
Chirotherapie/Manuelle Medizin 
Spezielle Schmerztherapie
stephan.vinzelberg@sana-kl.de