Fettleibigkeit ist in unserer Gesellschaft mittlerweile ein sehr präsentes Thema geworden. Auch in den Medien nimmt das Thema Diät eine immer wichtigere Rolle ein. Der Schönheitswahn lenkt jedoch davon ab, dass Adipositas eine chronische Krankheit ist, die ein Leben lang behandelt werden sollte. Nach einem Adipositas-Eingriff (auch bariatrische Chirurgie genannt) folgt die lebenslange Nachsorge, wie Dr. Thomas Schmidt, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Sana Kliniken Landkreis Biberach, erklärt.
Verschiedene Bestandteile der Nachsorge
Die Nachsorge umfasst einige wichtige Punkte wie zum Beispiel die Früherkennung von Komplikationender durchgeführten Operation, regelmäßige Laboruntersuchungen sowie die Erkennung und Supplementation bei Mangelerscheinungen aufgrund einer Malabsorption. Von einer Malabsorption spricht man, wenn Substrate aus dem bereits Verdauten nur mangelhaft aufgenommen werden können. In diesem Fall sollte die Supplementierung mit Vitaminen und Mineralstoffen regelmäßig erfolgen.
Zudem gehören auch die Gewichtskontrolle und die Anpassung der medikamentösen Therapie bei Begleiterkrankungen zur Nachsorge. Postoperativ sollte in jedem Fall eine begleitende Ernährungsberatung stattfinden. Hier sollte ein konkret ausgearbeiteter Essensplan festgelegt werden. „Der Patient sollte die Ernährung in kleinen häufigen Mahlzeiten (fünf- bis sechsmal am Tag) einteilen. Zudem sollten möglichst kohlensäurereiche Getränke vermieden werden“, erklärt Dr. Schmidt.
Aber auch die Motivation zur sportlichen Aktivität, die Ermutigung zur Teilnahme an Sitzungen der Adipositas-Selbsthilfegruppen sowie das Screening und die Behandlung psychischer Erkrankungen sind Teil der Nachsorge. „Insbesondere die Selbsthilfegruppen sind für Adipositas-Patienten eine große Stütze und leisten einen enormen Beitrag für die postoperative Nachsorge“, weiß Dr. Schmidt. „Die Patienten können und sollten eine oder mehrere Selbsthilfegruppen für Adipositas besuchen." Sollten bereits psychische Störungen von vor der Operation bekannt sein, müssen diese auch nach dem Eingriff engmaschig kontrolliert werden und die Therapie frühzeitig angepasst werden. Wenn nötig, ist auch eine psychotherapeutische Betreuung großzügig angeraten. Bei dieser psychotherapeutischen Betreuung sollte ein wichtiges Augenmerk auf die subklinischen Essstörungen geworfen werden, also das Essverhalten in Stresssituationen.
Regelmäßige Nachsorge vonnöten
Diese Nachsorge sollte nach einem, drei, sechs, 12 und 24 Monaten erfolgen. Danach erfolgt sie jährlich. In den ersten Monaten sollten die Kontrollen von einem erfahrenen Chirurgen im Gebiet der Adipositaschirurgie erfolgen. Nach sechs und 12 Monaten sollten Laboruntersuchungen stattfinden, dann je nach durchgeführter Operation jährlich. Die Nachsorgen sollten von Ärzten durchgeführt werden, die mit der Behandlung der Adipositas vertraut sind. „Adipositas ist eine chronische Erkrankung – der chirurgische Eingriff ist dabei nur ein Teil der Therapie, die ein Leben lang fortgeführt werden sollte. Das ist der Kern und das Wichtigste, was ein Adipositas Patient für seine Genesung verstehen muss“, betont Dr. Schmidt.