Sana Blaubuch

In seinen Vorträgen fragt er oft das Publikum, wer seine Brötchen am Sonntagmorgen noch zu Fuß hole. Prof. Dr. med. Stefan Sell schmunzelt: «Kaum einer meldet sich. Denn 99 Prozent holen sie mit dem Auto. » Auf der anderen Seite steige die Zahl der 30- bis 50-Jährigen, die sich mehr bewegen und etwas für sich tun wollen. «Sie sind allerdings die Minderheit. » Sportlich aktive Men- schen liegen Sell seit jeher amHerzen. Nicht nur, weil er in jungen Jahren selbst hochaktiv war, sondern auch aus der frühen Bekanntschaft mit Prof. Heinrich Heß heraus, dem langjährigenArzt der Fußballnationalmannschaft. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Rheu­maorthopädie. Nach einer klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit an der Orthopädischen Universitätsklinik in Tübingen ist er vor zehn Jah- ren nach Bad Wildbad gewechselt. Soeben ist eine neueAufgabe dazugekommen: «Seit Ja­nuar 2013 habe ich einen Lehrstuhl für Sportorthopä- die an der Universität Karlsruhe. Das ist eine wunderbare Symbiose zwischen ganz praktischem Arbeiten in einer Klinik und wissenschaftlicher Aufarbeitung an einer Universität. » In den letzten 30 Jahren hat er akribisch den orthopädischen Fortschritt verfolgen können. Sein Fazit: Die Operationstechniken sind heute viel feiner, sensibler und schonender. «Als ich 1984 begonnen habe, gab es drei Größen bei Kniepro- thesen. Heute haben wir alle zwei Millimeter eine neue Knieprothese. Damit können wir viel feiner ausbalancieren. » Und was die Nachbehandlung betrifft, hat sich die Medizinwelt ebenfalls gedreht. Rapid Recovery, schnelle Erholung, lautet das Motto heute. «Dahinter steht die Erkenntnis: Je früher man Patienten nach der OP bewegt, desto weniger Ärger und Komplikationen entstehen. Sie werden bereits am OP-Tag bewegt und können aufstehen. Je schneller sie fit werden, desto bes- ser das Ergebnis. » Zwischen Praxis und Forschung Bewegung ist alles. An seinem neuen Lehrstuhl will Sell deshalb auch einArthroseforschungszentrum etablieren. Ein Schwerpunkt: «Was kann man mit Bewegung erreichen?» Auch im Hinblick auf ältere Patienten, die sich noch topfit fühlen und bewegungsaktiv bleiben wollen. «Wie kriegt man sie an den Punkt, dass sie wieder Sport treiben können?» In Zukunft glaubt Sell vor allem an einen Sprung bei den Zelltransplantationen. «Wenn man bei- spielsweise künftig einen Knorpeldefekt amKnie- gelenk hat, werden Knorpelzellen entnommen, in einem externen Labor gezüchtet, vermehrt und schließlich in hoher Zahl wieder transplantiert. Da werden wir uns weiter perfektionieren. » Immer nur, um die Menschen möglichst lebenslang in Bewegung zu halten. Das bewegt Stefan Sell. Ein Weltengänger zwischen klinischer Praxis und wissenschaftlicher Forschung. Sein Blick in die Zukunft: Kranken- häuser als Netzwerkknoten der Prävention, Ope- ration und Nachbehandlung. Prof. Dr. med. Stefan Sell Chefarzt der Klinik für Endoprothetik und Gelenkchirurgie Sana Kliniken Bad Wildbad / Sana Gelenk- und Rheuma- zentrum Baden-Württemberg König-Karl-Straße 5 75323 Bad Wildbad Telefon 07081 179-561 www.sana-wildbad.de Sana K l i n i ken Bad W i l dbad / sana ge l enk - und rheuma z en t rum baden - wür t t emberg Bewegen und bewegt werden Stefan Sell ist Arzt und Forscher. In der Klinik kümmert er sich um die schnelle Erholung seiner Patienten nach Operationen. An seinem neuen Lehrstuhl forscht er, wie Menschen ein Leben lang beweglich bleiben können. Beide Welten profitieren voneinander. 48 a u f t r e t e n S t e fa n S e l l

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