Sana Blaubuch

T r a u m a z e n t r u m R E m s c h e i d Die goldene Stunde Bei der Versorgung von Unfallopfern entscheiden oft Sekunden über Leben oder Tod. Nur wenn die Rettungskette präzise wie ein Uhrwerk läuft, kann der Wettlauf gegen die Zeit gewonnen werden. Sana-KlinikumRemscheid, 7:42 Uhr: Peter S., 20 Jahre, wird nach einem schweren Motorradunfall im Rettungswagen eingeliefert. Am Eingang der Liegendaufnahme warten bereits ein Unfallchirurg, einAnästhesist, ein Bauchchirurg und zwei Pflege- kräfte. Nur wenige Sekunden später versorgt ein achtköpfiges Ärzte- und Pflegerteam den Patienten im Schockraum—nach einem minutiös definier- ten Ablaufplan. Das Schockraumteam arbeitet parallel am Patienten, jeder in seinem Verant- wortungsbereich: Luftweg, Atmung und Kreislauf überprüfen, Blutgruppe und andere Laborwerte bestimmen, Patienten an die Überwachungsgeräte anschließen, Notfallmedikamente geben, Blutungen stillen, Röntgengerät in Position bringen, Ultra- schalluntersuchung des Bauch- und Brustraums. Dabei zeigen sich massive innere Blutungen im Bauchraum. Nach kaum fünf Minuten bricht der Leiter des Schockraumteams alle diagnostischen Maßnahmen ab und veranlasst eine Notfallopera- tion. Kaum eine halbe Stunde nach Einlieferung des Schwerverletzten setzt der Bauchchirurg im Operationssaal den ersten Schnitt. «Ohne unsere klar definierten Behandlungsabläufe und das darin intensiv geschulte Team hätten wir kaum in diesem Tempo eingreifen können. Der Patient hatte einen Milzriss und wäre innerhalb kurzer Zeit verstorben», erklärt Dr. med. Jan Krolczyk, M. Sc., Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und Leiter des regionalen Traumazentrums im Sana- Klinikum Remscheid. Unfallopfer mit Polytrauma, also lebensbe- drohlichen Mehrfachverletzungen, haben deutlich bessere Überlebenschancen, wenn sie innerhalb Rettungsdienst und Krankentransport in Deutschland gelten international als vorbildhaft und haben eine lange Tradition. Schon Ende des 19. Jahrhunderts verfügten alle Groß- städte über planmäßige Krankenbeförderungs- dienste. Die notfall- medizinische Versor- gung am Unfallort hat sich erst seit den 1970er-Jahren etabliert. Heute garantiert ein flächendeckendes Netz von mehr als 320 Rettungsleitstellen, 1.100 Notarztstützpunk- ten und 80 Flugret- tungsdienstzentren die rasche Versorgung von Notfallpatienten rund um die Uhr. Dank des engmaschi- gen Rettungsdienstnet- zes vergehen zwischen dem abgesetzten Notruf und dem Eintreffen des Notarztes bundesweit durchschnittlich weniger als elf Minuten . Mehr als 30.000-mal am Tag rücken Rettungsdienste zu Notfällen aus. Rettungs- hubschrauber fliegen 85.000 Einsätze pro Jahr, bei jährlich über zwei Millionen Ein­sätzen leisten Notfallmediziner professionelle Hilfe. Im Gegensatz zu anderen Ländern bietet das deutsche Rettungs- system den Vorteil der ärztlichen Versor- gung von Unfallopfern bereits am Unfallort statt erst in der Klinik. Rettungsdienst Deutschland Elf Minuten, bis der Notarzt kommt 18 A u f s t r e b e n J a n K r o l c z y k

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